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Sternwarte

Sternfreunde Durmersheim zeigen Realschülern die partielle Sonnenfinsternis

Die Sternwarte auf dem Schulhof der Realschule war an diesem Dienstagvormittag gut besucht. Ein Lehrer verzichtete sogar auf seinen Unterricht, um seiner Klasse die partielle Sonnenfinsternis zu zeigen.

Jürgen Linder richtet das Teleskop in der Kuppel der Sternwarte nach der Sonne aus. Nur so ist durch das Objektiv die partielle Sonnenfinsternis zu sehen.
Im perfekten Winkel: Jürgen Linder richtet das Teleskop in der Kuppel der Sternwarte nach der Sonne aus. Nur so ist durch das Objektiv die partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Foto: Marcel Kisch Foto: Marcel Kisch

Es ist 11 Uhr. In etwa einer halben Stunde wird sich der Mond vor die Sonne schieben. Jürgen Linder, Vorsitzender der Sternfreunde Durmersheim, richtet die beiden Teleskope hin zur Sonne aus und stellt sie scharf. „Warum sieht man hier nichts?“, fragt er laut, als er durch eines der beiden Objektive schaut. Er geht einen Schritt zurück. „Achso, der Deckel ist noch drauf“, sagt er und nimmt ihn ab. Jetzt sieht er die Sonnenflecken. Das Bild ist scharf.

Er klettert von der Leiter, geht die Treppe runter und läuft zügig aus der Sternwarte. Diese befindet sich auf dem Schulhof der Realschule. Draußen sind zwei weitere Teleskope aufgebaut. Eins davon ist mit einer Kamera ausgestattet, das zweite mit einem Objektiv. Auch sie dreht er, bis sie im perfekten Winkel zur Sonne stehen.

Eines der Teleskope war mit einer Kamera ausgestattet. Damit haben die Sternfreunde dieses Bild von der partiellen Sonnenfinsternis aufgenommen.
Eines der Teleskope war mit einer Kamera ausgestattet. Damit haben die Sternfreunde dieses Bild von der partiellen Sonnenfinsternis aufgenommen. Foto: Jürgen Linder

Die Sternfreunde schauen sich die partielle Sonnenfinsternis an diesem Dienstagmittag gemeinsam an. Es sind kaum Wolken am Himmel. Alle Teleskope sind für die Sonnenfinsternis gut ausgerüstet, die Vereinsmitglieder haben sie mit Sonnenschutzfolien ausgestattet. So können sie mit ihnen in die Sonne schauen, ohne dass die Augen geschädigt werden.

Schüler versammeln sich in der Pause an der Sternwarte Durmersheim

Um 11.25 Uhr läutet der Pausengong. Nach und nach laufen Schülerinnen und Schüler aus dem Gebäude. Der Platz um die Sternwarte füllt sich. „Was macht Ihr da?“, hört man sie fragen. Manche von ihnen wissen nichts von der Sonnenfinsternis. Eine lange Schlange bildet sich am Eingang der Sternwarte. Die Kinder stellen sich an und warten, um die Sonnenfinsternis durch das große Teleskop zu sehen. Viele rufen danach ihre Freunde her: „Das musst du dir auch anschauen!“

Die Sternwarte ist gerade einmal so groß wie eine Garage. Linder bittet immer nur zwei Schüler gleichzeitig hinein, damit der Platz nicht zu knapp wird. Unter Anleitung lässt er sie durch das Teleskop schauen und erklärt ihnen, was sie sehen. „Siehst du die Unregelmäßigkeiten am Rand der Sonne?“, fragt er einen Jungen. Der Schüler nickt. „Das sind die Protuberanzen“, erklärt der Vorsitzende. Diese Sonnenfackeln seien Materieströme der Sonne, die der Filter des Teleskops sichtbar macht.

Margret Schmidt zeigt den Schülern die teilweise verdunkelte Sonne durch das Teleskop auf dem Schulhof.
Margret Schmidt zeigt den Schülern die teilweise verdunkelte Sonne durch das Teleskop auf dem Schulhof. Foto: Marcel Kisch

Der Andrang ist so groß, dass nicht alle Schüler durch das Teleskop in der Sternwarte schauen können. Draußen ist ein kleineres Teleskop auf einem Stativ aufgebaut. An diesem steht die stellvertretende Vorsitzende Margret Schmidt und leitet die Kinder an. Sie hat auch eine Sonnenfinsternisbrille in der Hand, die sie den Schülern nacheinander übergibt. Ein Schüler ruft einem Klassenkameraden zu: „Zieh’ mal die Brille auf und schau dir das an! Sieht das krass aus.“

Lehrer verzichtet auf seinen Unterricht

Die Schulglocke beendet die Pause. Danach kommt Manfred Lutz mit seiner Klasse zur Sternwarte. Der Lehrer verzichtet auf seine Unterrichtsstunde, um die partielle Sonnenfinsternis seinen Schülern zu zeigen. „Ich unterrichte Deutsch, Englisch und Ethik. Eigentlich wäre das ja nicht mein Fachgebiet“, sagt er. Trotzdem finde er es wichtig, dass die Kinder dieses Himmelsphänomen hautnah erleben.

Eine gemeinsame Aktion zwischen den Sternfreunden und der Realschule sei nicht zustandegekommen, sagt Linder. „Ich habe vor zwei oder drei Wochen die Schulleitung kontaktiert. Es hieß, dafür sei keine Zeit.“ Die Lehrpläne seien straff und nach der Corona-Pandemie gebe es einiges an Lernstoff aufzuholen. Lutz sieht das anders: „Ich finde es gut, wenn man damit Begeisterung bei den Schülern wecken kann.“

Lutz ist seit acht Jahren Lehrer an der Realschule. Trotzdem hat er an diesem Dienstag zum ersten Mal durch das Teleskop der Sternwarte geschaut. „Sonst holen wir in dem Raum nur die Bälle aus dem Schrank“, sagt er. Er werde wiederkommen. „Ich habe heute den Anfang gemacht. Vielleicht kommen künftig noch mehr Lehrer mit ihren Schülern in die Sternwarte.“

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