Skip to main content

Vergabe stockt

Wie steigende Zinsen Bauwilligen in Durmersheim zu schaffen machen

Steigende Zinsen und Baustoffpreise setzen Bauwilligen zu, auch in Durmersheim. Wie es bei der Vergabe von Plätzen in der Westendstraße aktuell aussieht.

Blick in ein Neubaugebiet mit Baustelle
In dem Neubaugebiet in der Westendstraße geht es nur schleppend voran. Foto: Helmut Heck

Jeder Schritt, mit dem die Europäische Zentralbank den Leitzins anhebt, lässt bei Leuten, die einen Hausbau planen, den Mut sinken. Das Vorhaben wird teurer, die Finanzierung schwerer. Manche verzweifeln fast, wie unlängst im Gemeinderat in Durmersheim zu spüren war. Eine Bürgerin, die sich mit ihrer Familie für einen Bauplatz an der Westendstraße beworben und offenbar Chancen hat, tatsächlich einen zu bekommen, flehte geradezu, endlich definitiv Bescheid zu bekommen.

Als sie vor einem Jahr ihre Bewerbung eingereicht habe, sei der Zinssatz für Bankkredite bei einem Prozent gewesen, inzwischen stehe er bei vier bis fünf Prozent. Das geplante Haus koste schon 80.000 Euro mehr als vor einem Jahr, klagte die Bauplatzanwärterin. Es war am Vorabend der jüngsten Erhöhung des Leitzinses.

Bürgermeister Klaus Eckert (SPD) bekundete in der Ratssitzung Verständnis für die Ungeduld . Er wisse um die Not von Bauwilligen, denen „die Kalkulation zusammenbricht“. Helmut Schorpp (CDU) warf der Verwaltung „lethargisches Vorgehen“ bei Vergabe und Veräußerung der Baugrundstücke vor. Die Erschließung des kleinen Baugebiets am Westrand von Würmersheim war vor einem Jahr fertiggestellt worden. Es entstanden 34 Bauplätze, von denen 21 in Gemeindebesitz kamen. Die Richtlinien für die Vergabe hatte der Gemeinderat Anfang 2022 beschlossen. Es wurde eine Kriterienkatalog mit Punktesystem festgelegt.

Im Baugebiet am Westrand von Würmersheim sind drei Plätze verkauft

Der Appell der Bewerberin im Gemeinderat war für unsere Redaktion Anlass, den aktuellen Stand zu erkunden. Bürgermeister Eckert beantwortete die Anfrage mit einer ausführlichen Erläuterung. Demnach sind bislang drei Bauplätze verkauft, der Erwerb notariell beurkundet. Für zwei weitere Areale stehen die Notartermine fest. Ferner gibt es sieben Grundstücke, die Interessenten versprochen wurden, von denen bislang aber noch keine Finanzierungserklärung vorliegt.

Darüber hinaus wurden sechs Kandidaten Plätze in Aussicht gestellt, von denen es jedoch noch keine Rückmeldungen gibt. Außerdem stehen zwei Bewerbungen auf einer Warteliste. In einem dieser beiden Fälle hängt es davon ab, ob ein anderer Interessent, der auf der Kriterien-Rangliste weiter vorne steht, zu- oder absagt. Der zweite Fall musste auf Warteposition gesetzt werden, weil ausschließlich ein Einfamilienhaus gewünscht wird.

Im Baugebiet sind einige Grundstücke Reihenhäusern vorbehalten. Der Bürgermeister betonte in seinen Ausführungen , dass man die Verkäufe zügig abschließen wolle. Am Beispiel der fest versprochenen Plätze, deren potenzielle Erwerber noch keine Einwilligung geben konnten, verdeutlichte Eckert, wo die scheinbar schleppende Bearbeitung ihre Ursache hat. Von Lethargie kann keine Rede sein. Den Schilderungen zufolge hängt es schlicht an der Frage, ob die Bauplatz-Aspiranten die Investition abgesichert bekommen.

Die Betreffenden, so berichtete Eckert, warten auf Finanzierungsbestätigungen, etwa bezüglich Wohnraumförderung über die L-Bank oder andere Zuschusswege. Manche verhandeln noch mit ihrer Hausbank. Gestiegenen Zinsen und höhere Baukosten erschwerten die Finanzierung, zeigte Eckert Verstädnis für „Zwänge und Sorgen“.

Durmersheimer Verwaltung wartet auf finale Rückmeldungen

Solange die Gemeinde keine „finale Rückmeldung“ erhalte, ob der Bauplatz gekauft werde oder nicht, könnten nachrangige Bewerbungen nicht bedient werden. „Das ist das Dilemma“, bedauerte Eckert. Um Bewegung in die Sache zu bringen, sollen die Wackelkandidaten in den nächsten Tagen ein Schreiben mit Fristsetzung erhalten.

Auch zur Herkunft der Bewerber gab die Verwaltung Auskunft. Bei zwei der schon vollzogenen Grundstücksgeschäfte seien die Käufer ortsansässig. Bei auswärtigen Bewerbern mit Zuschlagschancen handele es sich überwiegend um Personen, die ursprünglich aus Durmersheim stammten. Im Kriterium Hauptwohnsitz Durmersheim hätten fast alle die volle Punktzahl erreicht, berichtete Eckert.

Er ergänzte die Informationen um grundsätzliche Anmerkungen. „Wohnen ist ein Menschenrecht“, lautete seine einleitende Feststellung. Die hohe Nachfrage nach Bauplätzen deute er als „positives Zeichen“ für die Attraktivität von Durmersheim als Wohnstandort. Für die Kommune sei es „wichtig, bezahlbaren Wohnraum“ zu ermöglichen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang