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Nach Todesfällen in den USA

Händler von E-Zigaretten in Rastatt klagen über Umsatzeinbußen

Nach mehreren Todesfällen in den USA steckt die noch junge E-Zigaretten-Branche in der Krise. Auch in Rastatt klagen Händler über zum Teil drastische Umsatzrückgänge. Die verunsicherte Kundschaft zurückzugewinnen, sei schwierig.

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Trotz aufwendiger Präsentation wie hier im „Wanna Vapor“ in Rastatt kommen derzeit weniger Kunden in die Geschäfte der E-Zigaretten-Händler. Foto: Hans Jürgen Collet

Dietrich Lohmann muss Dampf ablassen: „Es ist tragisch, wir sind fast am verzweifeln“, sagt der Inhaber von „Wanna Vapor“. Das Unternehmen betreibt acht Filialen, in denen es alles rund ums Thema E-Zigaretten gibt, darunter eine in der Rastatter Kaiserstraße. Nach mehreren Todesfällen in den USA erlebt die noch junge Branche ihre erste Krise . Lohmann berichtet je nach Zielgruppe von bis zu 80 Prozent Umsatzeinbußen. Bei anderen Händlern sieht es nicht ganz so dramatisch aus.

Einsteiger sind bei E-Zigaretten skeptisch geworden

Das Versprechen der E-Zigarette klingt verheißungsvoll: Dem Rauchgenuss frönen, ohne dabei die extremen Risiken des althergebrachten Tabakkonsums einzugehen. Doch Nachrichten, dass amerikanische Behörden einem möglichen Zusammenhang zwischen schweren Atemwegserkrankungen und E-Zigaretten untersuchen, haben auch in Deutschland zu Verunsicherung geführt. „Wir in der Branche nennen es die USA-Krise“, sagt Lohmann. Vor allem Ein- beziehungsweise Umsteiger seien skeptisch geworden und würden sich nicht mehr trauen, den normalen Glimmstängel gegen das Akku-Pendant zu tauschen.

Die Toten sind Drogentote

Dabei haben die Krankheits- und Todesfälle in den USA nach Darstellung Lohmanns „mit dem Thema E-Zigarette nichts zu tun“. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Betroffenen THC konsumiert hätten. Dafür schraubten sie kleine Tanks aus illegaler Produktion auf die E-Zigaretten. Das Rauschmittel sei offenbar mit anderen Stoffen versetzt beziehungsweise gestreckt gewesen. „Die Toten sind Drogentote“, sagt Lohmann.

Ins gleiche Horn stößt Guido Burkhardt, der seit eineinhalb Jahren im Münchfeld das Geschäft „Dampf Elysium“ betreibt. Wie Lohmann kritisiert er auch die Medien für eine „einseitige und selektive Berichterstattung“. Seine Kunden halten Burkhardt aber bislang unverändert die Treue. Allerdings suchen sein Geschäft ohnehin weniger „Suchtersatzdampfer“ heim, wie er sagt. Wer bei ihm aus- und eingehe, sei in der Regel gut informiert, die E-Zigarette sei Genuss und Hobby.

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E-Zigaretten sind kleine Hightech-Geräte. Foto: Hans Jürgen Collet

Kunden zurückzugewinnen, ist kaum möglich

Deshalb macht er sich auch keine Sorgen, die Branchenkrise könnte die Existenz seines noch jungen Rastatter Geschäfts gefährden. Auch Lohmann sieht sich mit seinem Filialnetz, das er von der Zentrale in Ettlingen über Bruchsal, Pforzheim und Karlsruhe bis in die Pfalz gespannt hat, stabil genug aufgestellt. Er ist sich aber sicher: „Für viele kleine Einzelgeschäfte wird es schwierig.“ Die abgeschreckten Kunden wieder zurückzugewinnen, sei kaum möglich: „Die kommen ja gar nicht ins Geschäft.“

Bis zu 50 Zigaretten am Tag

Lohmann selbst ist von der E-Zigarette nach wie vor uneingeschränkt überzeugt. „Ich habe fast 40 Jahre lang geraucht, bis zu zwei Schachteln am Tag“, sagt er. Dank der Elektro-Alternative habe er vor sieben Jahren aufgehört, „ohne es zu merken“. Die Geschichte von Burkhardt klingt ähnlich. Seine Raucherkarriere dauerte 27 Jahre, bis zu 50 Glimmstängel täglich habe seine Lunge verkraften müssen. Auch bei ihm liegen der Kauf der ersten E-Zigarette und der letzte Glimmstängel sieben Jahre zurück. Seinen stressigen Job im Vertriebsaußendienst an den Nagel zu hängen und das neue Hobby zum Beruf zu machen, sei der nächste Schritt hin zu mehr Lebensqualität gewesen. Daran ändern auch die negativen Schlagzeilen in jüngster Zeit nichts: „Darüber mach’ ich mir keinen Kopf.“

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