Der Frühling bricht sich Bahn und es gibt kein Eis? Ein Unding, so dachte sich Pino Cimino. Genau wie viele andere seiner Kollegen hat ihn Corona im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischt, so wie die Klopapierkäufer die leeren Regale. Eine Idee war geboren: die Klopapier-Eistorte.
Eine existenzielle Geschichte sei dies für die ganze Familie inklusive seiner Brüder, denn kaum hatten die Familie nach der Winterpause wieder eröffnet, mussten die Läden quasi gleich wieder schließen. Als sich parallel abzeichnete, dass das besondere Kleinod der Gegenwart offensichtlich Klopapier ist, ließ er sich von den weißen Rollen inspirieren. Im eigentlichen Sinne verwendbar sind seine Exemplare zwar nicht, erklärt er schmunzelnd, sie dienen vielmehr als süße Nachspeise. Außen in Fondant gehüllt, verbergen sich im Innern zwei Sorten Eiscreme – ganz nach Gusto.
Eis-Klopapier ist begehrt
Seit er am Donnerstag erstmals seinen Eisverkauf wieder starten konnte, gehen die rund zwei Kilogramm schweren süßen Toilettenrollen weg wie warme Semmeln, freut sich Pino, der jede einzelne dieser Torten von Hand fertigt. Wer telefonisch vorbestellt, der kriegt nicht nur Eis zum Mitnehmen, sondern eben auch zuckersüßes Klopapier.
Ein klassischer Straßenverkauf ist leider nicht erlaubt. Hier macht die Stadt ganz klare Auflagen, die strikt überwacht werden, berichtet er. Jede Art von Schlangenbildung muss ebenso vermieden werden wie der Verzehr vor Ort. Deshalb verfiel Pino auf eine andere Idee. Ob Klopapiertorte oder anderes Eis – bei ihm wird seit Donnerstag vorbestellt, vorgefahren und mitgenommen.
Kunden wählen Klopapier-Eistorten-Füllung
Doch was verbirgt sich denn nun im Innern der rund zwei Kilogramm schweren Rollen? „Eis natürlich“, so die logische Antwort. Welche Sorte es sein darf, liegt ganz beim Kunden, der auf Wunsch auch die unverkennbar nach Brownie schmeckende lokale Spezialität namens „Plittersdorfer Schnakeeis“ bekommt. Das blütenweiße Äußere des Törtchens wird davon nicht beeinträchtigt. Dafür sorge das Fondant, mit dem die kalte Masse bedeckt wird.
Noch während Pino erklärt, klingelt immer wieder das Telefon. Meist seien es Stammkunden, erklärt er, füllt Becher wie gewünscht und gibt die Bestellung kurz darauf durchs Fenster in den Hof.
Polizei kontrolliert Verkauf vor Ort
Doch plötzlich stehen zwei nicht angemeldete Kunden an seinem Ausgabefenster. Sofort weißt er darauf hin, dass nur auf Vorbestellung ausgegeben wird, und erklärt auch, warum dies so sei. Da outen sich die beiden Personen als Mitarbeiter der Stadt, die hier kontrollieren, ob alles mit rechten Dingen zugeht, sprich den aktuellen gesetzlichen Auflagen entspricht. Unweit von ihm, so habe man bemerkt, säßen Personen auf einer Bank und schleckten Eis.
Hierauf habe er keinen wirklichen Einfluss, verspricht allerdings, dass er die Kunden künftig darauf hinweist, dass sie sich bitte im Radius von 50 Meter nicht dem Eisgenuss hingeben dürfen und verspricht obendrein ein Hinweisschild anzubringen. „Ich kann nur hoffen, dass sich die Kunden daran halten. Verhindern kann ich es leider nicht.“
Rettet das Klopapiereis über die Krise hinweg?
Eine Gefahr, die bei den eiskalten Klopapierrollen eher nicht zu erwarten sei, freut er sich über die große Resonanz zum Auftakt. Bereits am ersten Tag nach der Wiedereröffnung sind 65 Stück bestellt worden. Ob ihn das wirklich über die Krise retten wird, muss sich zeigen. „Im Moment hilft alles.“
Die Klopapiereistorte kann auch in der Filiale in Gaggenau bestellt werden. Im Karlsruher Eis Cassata, das sein Bruder führt, ist ein Eis-Verkauf zur Abholung wie in Rastatt nicht gestattet.