
Für Manuel Haubrich, stellvertretender Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Elchesheim-Illingen, war 2022 ein Jahr, das er sicher nie vergessen wird – im negativen Sinn. Nach einer Darm-OP im Mai erlitt der 41-Jährige eine Sepsis, lag sechs Wochen lang im künstlichen Koma, musste 19 Mal operiert werden. Sieben Monate war er nicht zu Hause.
Der größte Lichtblick in jener Zeit neben seiner Familie? „Ganz klar, meine Freunde und vor allem die Kameraden und Kameradinnen in der Freiwilligen Feuerwehr.“
Das Reden fällt Haubrich, der zwei Töchter hat, noch etwas schwer – er musste es nach einem Luftröhrenschnitt erst neu lernen. „Ich brauche noch viel Hilfe. Ohne meine Frau Verena wäre ich schon beim Anziehen morgens aufgeschmissen“, sagt er und geht langsam zum Esstisch, um sich zu setzen. „Aber es fühlt sich so gut an, wieder daheim zu sein. Jetzt geht es aufwärts.“
Im Wohnzimmer der Haubrichs verbreitet der Christbaum hoffnungsfrohe Stimmung. Katze Daisy streicht um Herrchens Beine. Der hat noch etwas Mühe, sich zu bücken und sie am Kopf zu kraulen. Daisy stört es nicht, sie springt einfach auf den freien Stuhl neben ihm und holt sich ihre Streicheleinheiten ab.
Kameradinnen und Kameraden stehen in Elchesheim Spalier
Am zweiten Adventssamstag wurde Manuel Haubrich nach dem Klinikaufenthalt in Baden-Baden und der Reha in Konstanz nach Hause entlassen. Ein Taxi brachte ihn in den Leimenweg in Elchesheim, wo das Haus der Familie steht. Die Fahrt endete jedoch gleich am Anfang der Straße: Zehn Einsatzfahrzeuge versperrten den Weg.
Grund war kein Einsatz, sondern ein Blaulichtspalier, das seine Kameraden und Kameradinnen für ihn organisiert hatten. Der Elchesheim-Illinger kämpft immer wieder mit den Tränen. Auch jetzt: „Dass sie mich begrüßen, habe ich erwartet. Aber dass da jetzt zehn Fahrzeuge und 30 Mann stehen – wo die Elchesheim-Illinger Wehr doch selbst nur drei Fahrzeuge und 22 Wehrleute hat, das hat mich umgehauen.“ Auch die Nachbarn hätten auf den Balkonen und an den Fenstern gestanden und sich mit ihm gefreut.
Modell der Feuerwache als Geschenk in der Reha
Auch während des Klinik- und Rehaaufenthalts riss der Kontakt zu den Kameraden nie ab. Eine Delegation der Wehr besuchte ihn noch auf der Intensivstation und auch in Konstanz in der Rehaklinik waren einige Feuerwehrleute zu Besuch. Im Gepäck: Ein originalgetreues Modell des Elchesheim-Illinger Feuerwehrhauses im Maßstab 1:87. „Damit ich nicht vergesse, wie es daheim aussieht. Selbst die Schmierereien auf den Garagen sind zu sehen“, freut sich Haubrich über das Geschenk.
Was er sich für das neue Jahr wünscht? „Dass ich wieder beweglicher werde und dass ich wieder arbeiten gehen kann, denn das fehlt mir sehr“, sagt der 41-Jährige, der in Waldbronn die Schulungsabteilung bei Agilent Technologies leitet.

Da der erste Kommandant der Elchesheim-Illinger Feuerwehr derzeit ebenfalls schwer krank ist, habe er als Stellvertreter bereits administrative Aufgaben übernommen. „Die Anmeldungen für die Lehrgänge zum Beispiel kann ich ja gut machen.“
Ganz selbstverständlich ist das nicht: Auch einfache Dinge wie das Tippen einer Textnachricht musste Haubrich im vergangenen Jahr neu lernen. „Als ich zum ersten Mal wieder selbst etwas in unsere Feuerwehrgruppe geschrieben habe, war die Freude groß.“
Ehe das möglich war, habe seine Frau seine Termine verwaltet. Und davon gab es einige. Haubrich war eine feste Größe im Organisationsteam des Elchesheim-Illinger Dorffests, das im Juli über die Bühne ging. „Da lag ich noch im Koma – und hatte nach dem Aufwachen erst einmal ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht wie geplant helfen konnte“, sagt er.
Ich weiß ja, für wen ich das mache.Manuel Haubrich
Beim nächsten Dorffest in der Doppelgemeinde will Haubrich auf alle Fälle wieder mit an Bord sein. Denn trotz aller Rückschläge, die 2022 für ihn bereit gehalten habe, blicke er optimistisch in die Zukunft.
Derzeit habe er täglich Muskelkater: „Weil ich mich daheim halt doch mehr bewege als in der Reha und einfach mehr machen muss. Ich werte das als gutes Zeichen.“ Er habe fest vor, sich in sein altes Leben zurückzukämpfen. „Denn ich weiß ja, für wen ich das mache: für meine Familie – und für die Feuerwehr.“