Eine Frau, die schon zu den reiferen Jahrgängen zählt, kommt auf der Straße plötzlich auf ihn zu. „Erwin Kintop?“, fragt sie ihn vorsichtig und ergänzt: „Wir haben uns doch kürzlich in Plittersdorf gesehen, haben Sie eine Autogrammkarte dabei?“ Nein, diesen Wunsch kann er der Dame leider nicht erfüllen. Doch für Erwin Kintop ist diese Begegnung eine Bestätigung, auf die er sichtlich stolz ist: „Man kennt mich hier immer noch.“
Dabei liegen seine großen Auftritte schon eine Weile zurück. 2013 erreichte er den fünften Platz bei der RTL-Show „Deutschland sucht den Superstar (DSDS)“. 2019 wurde er Zweiter bei der Musikshow „The Voice of Germany“.
Lebensmittelpunkt nach Walzbachtal-Jöhlingen verlagert
Seinen Lebensmittelpunkt hat Kintop vor einiger Zeit nach Walzbachtal-Jöhlingen in den Landkreis Karlsruhe verlegt. „Dort wohne ich jetzt mit meiner Freundin zusammen und kann mich ganz auf meine Musik konzentrieren“, sagt der gebürtige Pforzheimer, der lange in Rastatt lebte und auch dort aufgewachsen ist.
„Meine Familie und Freunde sind noch dort, deshalb bin ich auch oft in Rastatt“, bekennt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Kein Wunder also, dass Kintop von einem „Heimspiel“ spricht, wenn er am 27. November zu Gast auf dem Rastatter Weihnachtsmarkt ist. Welchen Song er dort präsentieren wird, weiß er aber noch nicht so ganz genau.
Ein anderes Datum hat er dafür aber schon fest im Blick: Am 18. November erscheint Kintops neue, erotische Pop-Ballade mit dem Titel „Gravitation“. Dem Ratschlag seiner Mutter folgend wollte er nicht immer nur Songs über die Liebe schreiben sondern diesmal über „Liebe machen“, sagt Kintop, um sogleich aber jegliche Zweifel an der Familientauglichkeit des Songs zu entkräften. „Es geht um die emotionale Anziehungskraft zwischen zwei Menschen. Der Text ist diskret und kinderfreundlich.“ Heiße Diskussionen darum, wie etwa im Fall des umstrittenen Sommerhits „Layla“, seien deshalb nicht zu erwarten.
Innerhalb von zwei Monaten sei der Song entstanden. „Ich habe ihn selbst geschrieben, produziert und gemastert, ihn wohl tausendmal gehört und immer wieder Kleinigkeiten, Worte oder Zeilen verändert“, schildert Kintop den Entstehungsprozess des neuen Titels, der auf den bekannten Musik-Streaming-Diensten und – so hofft er – bei einigen Radiosendern zu hören sein soll.
Dass er zur Perfektionierung einen Song gerne auch im Auto hört, unterstreicht Kintop ebenfalls. Vor der Veröffentlichung spiele er ihn zudem stets Freunden und Bekannten vor, sowohl Experten aus der Musikszene, als auch musikalischen Laien. Dies sei ihm besonders wichtig, um ein aussagekräftiges Meinungsbild zu gewinnen.
Es kann sein, dass ich morgens noch um 5 Uhr in meinem Studio sitze.Erwin Kintop, Popsänger und Songwriter
Kintop räumt ein, dass das Komponieren für ihn bisweilen wie eine Sucht ist: „Da kann es sein, dass ich bis morgens um 5 Uhr noch in meinem Studio sitze und gar nicht mehr von meinem Stuhl aufstehe.“ Vor allem in der Coronazeit habe er sich darauf konzentriert, mehr selbst zu produzieren und auch Titel für andere Künstler zu schreiben. 20 Songs etwa, seien so in den vergangenen Jahren entstanden „20 bis 30 Projekte habe ich, die aber noch unfertig sind“, lässt Kintop wissen.
Und dazu zählt auch eine Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC). Mehrfach habe er dafür schon Titel eingereicht. Im vergangenen Jahr sei es gelungen, bei der deutschen Vorauswahl unter die Top 20 zu gelangen, 2020 sogar unter die Top acht. Ein Patentrezept, welche Titel dort erfolgreich sein könnten, hat Kintop allerdings auch nicht: „Das ist meist unvorhersehbar.“
Ich habe nicht mal einen Fernseher zuhause.Erwin Kintop. Popsänger und Songwriter
Seine letzten Fernsehauftritte liegen rund zwei Jahre zurück: „Es war die „Greatnight-Show mit Luke Mockridge“, erinnert sich Kintop. Weitere Fernsehpläne hat er momentan nicht, gerade auch im Blick auf die negativen Erfahrungen, die er rund um DSDS bei RTL sammelte. „Dabei geht es vielleicht nur zu 20 Prozent um die Musik, der Rest ist Business“, lässt der 27-Jährige wissen und sagt: „Ich habe nicht mal einen Fernseher zuhause“.
Kintop war einst Turntrainer beim RTV
Kintop, der eine Ausbildung als Fachkraft in der Lagerlogistik absolviert hat, arbeitet nebenher auch noch in einem Karlsruher Fitness-Studio, weil die Einnahmen aus seinem musikalischen Wirken nicht immer so verlässlich seien, wie er meint. Seine ausgeprägten sportlichen Fähigkeiten hatte Kintop im Übrigen vor einigen Wochen bei der Jubiläumsgala des Rastatter Turnvereins präsentiert, wo er drei Jahre lang als Turntrainer aktiv war: „Auch Kampfsport, vor allem Boxen ist mein Ding“, erzählt er.
Doch klar im Mittelpunkt steht bei ihm die Musik. Ein Musikvideo hat er zusammen mit dem Pforzheimer Rapper „EyGee“, alias Adrian Gießinger, produziert. Zudem komponiert er individuell angefertigte Songs für Hochzeiten und plant demnächst einen gemeinsam mit Freundin Vanessa eingespielten Titel zu veröffentlichen.
Dass Erwin Kintop trotz seiner vielfältigen Ideen und musikalischen Leidenschaft nicht immer in Bestform ist verhehlt er im Gespräch allerdings keineswegs: „Ich habe immer mal ein oder zwei Tage im Monat, an denen es mir schlecht geht. Aber Aufgeben gibt es bei mir nicht.“