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Therapie-Hunde

Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden ist erste Anlaufstelle, wenn Angehörige nicht weiter wissen

Sprechstunden, Selbsthilfegruppen, Gruppen für Kinder: Das Angebot Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden ist auch für Angehörige umfangreich.

Hellbrauner Unterstützer: Einstein ist einer von zwei Therapiehunden der Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden.
Hellbrauner Unterstützer: Einstein ist einer von zwei Therapiehunden der Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden. Foto: Martina Holbein

Einstein hat hellbraunes Fell und außergewöhnlich große Ohren. Nach dem Begrüßungsschnuppern zieht sich der junge Rüde mit einem Spielzeug auf sein Kissen zurück, räkelt sich und scheint aufmerksam zuzuhören.

Einstein ist ein Therapiehund, einer von zweien bei der Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden. Der andere, ein Labrador, hört auf den Namen Mylo. „Einstein ist kleiner, kann gut mit Kindern und die lieben ihn“, erzählt die Leiterin der Fachstelle Sucht, Martina Rapp, Psychologische Psychotherapeutin.

Sie ist überzeugt vom Wert tiergestützter Therapien bei Suchterkrankungen – auch Reittherapie hat die Fachstelle im Angebot –, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Familienangehörigen. Diesen gilt das besondere Augenmerk der Aktionswoche von NACoA (National Association for Children of Alcoholics), die in der Woche vom Valentinstag weltweit jährlich stattfindet. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Schluss mit dem Stigma“.

Angehörige sprechen bei Fachstelle über Co-Abhängigkeit

„Noch immer weiß die Hälfte der Bevölkerung nicht, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und seit 1968 als solche vom Bundessozialgericht anerkannt“, so Rapp. Alkoholismus werde oft mit Schwäche gleichgesetzt, was zu Scham bei den Betroffenen führt, aber auch bei den betroffenen Familienangehörigen. Dabei sei Alkoholismus eine Krankheit, die unmittelbar auf das System Familie einwirke.

Kinder und Partner seien direkt betroffen und oft mit ihrer besonderen Problematik alleingelassen. Allein bei acht Prozent diagnostizierten Alkoholkranken in der Bevölkerung rechnet der bwlv (Baden-Württembergischer Landesverband für Prävention und Rehabilitation), zu dem auch die Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden gehört, mit 18 Millionen Angehörigen.

Sie bietet eine Angehörigengruppe an, die über die Krankheit informiert und die Co-Abhängigkeit. Diese entstehe, wenn mit allen Mitteln versucht werde, die „heile Familie“ weiterbestehen zu lassen.

„Die Angehörigen, ob Partner oder Kinder, lernen bei uns, dass sie keine Schuld, keine Verantwortung für die Krankheit haben“, so die Leiterin der Fachstelle. Denn gerade damit hätten diese oft zu kämpfen und das trage zur Tabuisierung des Themas bei.

Angehörige von Suchtkranken finden in Rastatt, Baden-Baden und Gernsbach Sprechstunden

Die Angehörigengruppe trifft sich einmal im Monat mit einem der fünf Mitarbeiter der Fachstelle. Erste Anlaufstelle, wenn der Betroffene bereit ist und/oder die Angehörigen nicht mehr weiterwissen, sind die offenen Sprechstunden, die regelmäßig in den Räumen der Fachstelle in Rastatt (Kaiserstraße 20), Gernsbach (Am Bachgarten 9) und Baden-Baden (Sinzheimer Straße 38) stattfinden.

Ein weitere Anlaufstelle für den südlichen Landkreis ist in Bühl (Aloys-Schreiber-Straße 10), da allerdings nur mit Terminabsprache mit der Fachstelle Sucht Baden-Baden, wozu Bühl organisatorisch gehört.

Kontakt zur Fachstelle Sucht

Wer Hilfe braucht, kann sich telefonisch an die Fachstelle Sucht Rastatt-Baden-Baden wenden: Rastatt (07222)4058790, Gernsbach (07224)1820 oder Baden-Baden (07221)9964780.

Für Kinder und Jugendliche gibt es fünf Gruppen, eine sechste befindet sich im Aufbau. Zwei „Drachenreiter“-Gruppen“ in Rastatt, zwei „Mika“- Gruppen in Baden-Baden und das „Schwalbennest“, das sich nach Auslaufen der Förderung durch die „Aktion Mensch“ stiftungsfinanziert als „Lichtblick“ weiterläuft.

Hier soll eine zweite Gruppe für den südlichen Landkreis aufgebaut werden. „Bei den ersten Gesprächen schauen wir, was die Bedarfe sind, schauen, wie wir in unseren Gruppen die Angehörigen auffangen können, welche Gruppen passen“, so Rapp.

In der Corona-Pandemie hat sich Alkohol-Sucht verändert

Denn wie diese mit der Problematik umgehen, sei altersabhängig: Kinder brauchten weniger Worte, dafür mehr Aktion oder eben das Streicheln eines Hundes, um über die Gefühle sprechen zu lernen. Erwachsene benötigten Informationen. Unverzichtbar seien die Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige, die fast täglich feststehende Termine in Rastatt und Baden-Baden anbieten.

Dass sich etwas bewegt, zeigen die Zahlen: Waren es 2014 noch zwei Prozent der Angehörigen, die sich Hilfe geholt haben, waren es 2021 schon 13, 9 Prozent, Tendenz weiter steigend.

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat sich die Situation stark verändert: An die Stelle von Genusstrinken sei vor allem der Alkohol als psychische Droge getreten und durch die Isolation der Familien wurde das zunehmend zu einem Problem, so Rapp.

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