Er könnte der Oberbürgermeister-Kandidat mit der größten Wahlkampferfahrung werden: Frank Tschany will bei der Wahl in Rastatt am 24. September antreten. Seit dem vergangenen Jahr hat er es bereits in neun anderen Kommunen versucht. Meistens erreichte der 50-Jährige weniger als ein Prozent der Stimmen. Trotzdem will er es erneut probieren. Allerdings steht ihm noch eine Hürde im Weg.
Schwanau, Lauf, Rheinmünster, Hasel im Kreis Lörrach, Sulz am Neckar, Hornberg, Eggenstein-Leopoldshafen, Sasbach, Ottersweier: Die Liste der Gemeinden, die Tschany schon als Bürgermeister führen wollte, ist lang. „Irgendwie hat es mich interessiert. Ich bin dann hängengeblieben“, sagt der parteilose Dauerkandidat aus Bühl über seine Motivation, es immer wieder zu versuchen.
Verwaltungserfahrung hat er keine. Tschany arbeitet als Zeitungszusteller. Darüber hinaus nimmt er freiberuflich Aufträge im Bereich Hausmeister- und Reinigungsservice an. Aber da komme seit Corona wenig rein.
Als Hobby züchtet er Ziegen und Schafe. Die Schule unterbrach er nach einem familiären Schicksalsschlag für mehrere Jahre. Später holte er die Mittlere Reife nach. Seine Ehefrau und seine erwachsene Tochter unterstützten ihn. „Sie weiß, dass ich immer neue Dinge versuche“, sagt er über seine Frau.
Das ist eine ganz große Herausforderung.Frank Tschany, Dauerkandidat
Er sehe sich selbst als einfachen Bürger: „Und vielleicht sagen die Leute, dass so jemand mal eine Chance verdient hat.“ Er habe einen ganz anderen Hintergrund als die bisherigen Bewerber, die CDU-Fraktionsvorsitzende Brigitta Lenhard und der Grüne-Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel.
Er wolle sich einsetzen für sozial Schwache, für Menschen in Not und die Natur. Als Oberbürgermeister würde er dafür auch Teile seines eigenen Gehalts einsetzen. Die genauen Gegebenheiten in Rastatt kenne er nicht: „Da muss ich mich erst einarbeiten.“
Bewerber müssen in Rastatt 100 Unterschriften vorliegen
Im Vergleich zu den anderen Kommunen gibt es in Rastatt allerdings eine Zugangsvoraussetzung, um auf dem Wahlzettel zu landen. Um eine Zulassung als OB-Kandidat zu bekommen, muss er 100 Unterschriften von Wahlberechtigten vorlegen. Mit der Sammlung will Tschany erst beginnen, wenn die Bewerbungsfrist am 24. Juni offiziell startet.
Er habe vor, auf dem Marktplatz das Gespräch mit den Bürgern zu suchen. Das habe er schon in den anderen Kommunen gemacht. Diesmal müsse er die Gesprächspartner eben noch um eine Unterschrift bitten. Einfach werde es nicht, die Liste voll zubekommen: „Das ist eine ganz große Herausforderung.“
Ab August werden das Kandidaten nicht nur in Großen Kreisstädten, sondern auch in kleineren Kommunen machen müssen. Dann tritt eine Wahlrechtsreform des Landes in Kraft. Einer ihrer Kernpunkte: Unterstützerunterschriften sind dann überall notwendig.
„Man will es für die Dauerkandidaten schwieriger machen“, sagt Tschany. Dabei gebe es ja gar nicht so viele wie ihn. Wobei er eine klare Trennlinie zwischen Dauer- und Spaßkandidat zieht. Er meine die Sache ernst: „Es ist mein Ziel, zu gewinnen.“ Für wie realistisch er einen Wahlsieg selbst hält, lässt er offen: „Das wird man sehen.“ Zutrauen würde er sich den Job. Und der Versuch sei es allemal wert.