Skip to main content

Sommersaison könnte ausfallen

Freibädern in Mittelbaden droht wegen Corona eine lange Durststrecke

Der Blick in die Freibäder der Region Rastatt erzeugt die Illusion von Normalität. Trotz Corona wird gehämmert und gemalert. Die Kommunen bereiten sich auf die Sommersaison vor. Doch niemand rechnet damit, dass der reguläre Start Mitte Mai über die Bühne gehen kann. Es droht sogar ein Komplettausfall.

None
Anschein von Normalität: Im Rastatter Freibad Natura laufen trotz der Corona-Pandemie die Vorbereitungen für den Saisonstart. Die Verantwortlichen rechnen allerdings nicht damit, dass dieser wie geplant am 20. Mai über die Bühne gehen kann. Foto: Hans-Jürgen Collet

Im Schwalbenrain wirkt es fast so, als gebe es kein Corona. Das Rastatter Freibad Natura präsentiert sich von seiner besten Seite. Die Becken sind geputzt, die Fugen auf Vordermann gebracht. Aber die Chancen, dass im Mai die Besucher ins Wasser springen können, stehen schlecht. Wahrscheinlicher ist, dass die Saison ins Wasser fällt.

Die Vorbereitungen laufen bereits seit Ende Februar. Tobias Peter, Bäderleiter der Stadtwerke Rastatt sagt: „Wir sind bereit für den Tag X.“ Tag X hätte eigentlich der 20. Mai sein sollen. Für dieses Datum war der Saisonstart terminiert. Laut der aktuellen Corona-Verordnung des Landes müssen Schwimmbäder mindestens bis 3. Mai geschlossen bleiben. Doch dass es dann grünes Licht gibt, glaubt niemand. Denn darüber hinaus gibt es das Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August.

An schönen Tagen tummeln sich mehrere Tausend Besucher im Bad

Noch steht zwar die Definition aus, was eine Großveranstaltung ist, aber Zusammenkünfte mit mehr als 1.000 Menschen werden in jedem Fall darunter fallen. An heißen Tagen tummeln sich laut Peter zwischen 2.000 und 3.000 Besucher im Natura. Das große Gelände würde eventuell noch genug Platz bieten, um die Abstände auf der Liegewiese zu wahren. Anders sieht es in den Becken aus. Dort schätzt Peter die Situation als „extrem schwierig“ ein – gerade mit Kindern.

Trotzdem will er die Saison noch nicht abschreiben. „Wir müssen einfach schauen, was das Land plant“, sagt er. Auch Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch ist es wichtig, die Vorbereitungen abzuschließen, damit das Natura „so schnell wie möglich“ eröffnen kann, sollte aus Stuttgart das Go kommen.

Realistisch gesehen
habe ich wenig HoffnungKarsten Mußler, Bürgermeister von Kuppenheim

habe ich wenig Hoffnung

Schon durch die Schließung von Hallenbad und Sauna entstünden der Stadt Verluste in der Größenordnung von 30.000 Euro pro Monat. Der Ausfall der Freibadsaison würde aber noch deutlich mehr schmerzen. 70 Prozent des Jahresbesuchs verzeichnet das Bad im Sommer. Mußler beziffert den möglichen Verlust für die Stadt auf 300.000 Euro und spricht von einer „ganz heiklen Phase“ für das Cuppamare.

Für die zwölf Mitarbeiter will Mußler Kurzarbeit nicht ausschließen. Finanziell würden sie weich fallen. Im öffentlichen Dienst wird das Kurzarbeitergeld je nach Verdienst der Beschäftigten auf 90 oder 95 Prozent des Nettogehalts aufgestockt.

Die Rutsche im Natura-Freibad ist bei Kindern beliebt.
Die Rutsche im Natura-Freibad ist bei Kindern beliebt. Foto: Archiv/Hurst

Muggensturm rechnet nicht mit regulärer Saisoneröffnung des Badesees

Sollte das Bad tatsächlich für Monate verwaist bleiben, könnte die Zeit aus Sicht des Bürgermeisters nicht einmal für sinnvolle Dinge genutzt werden. Zwar steht im Cuppamare eine Beckensanierung an, doch das Großprojekt hätte mit Planung und Ausschreibung eine zu lange Vorlaufzeit, um es kurzfristig auf diesen Sommer vorzuziehen. Doppelt bitter: Für die Beckensanierung müsste das Bad später dann erneut schließen.

Etwas gelassener kann Muggensturms Hauptamtsleiter Claus Gerstner die Situation verfolgen. Der Badesee der Gemeinde eröffnet in der Regel zwischen dem 10. und 15. Mai. Auch dort sind die Vorbereitungen seit Anfang April im Gange. „Aber Stand heute können wir nicht aufmachen“, sagt Gerstner. Der See sei im Unterhalt allerdings nicht so komplex wie ein Freibad mit der ganzen technischen Infrastruktur. Für die Gemeinde heiße es nun: abwarten.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

In Geduld übt sich auch Sandra Hertweck, Hauptamtsleiterin von Durmersheim. „Ich gehe nicht davon aus, dass das Freibad Mitte Mai eröffnet“, sagt sie. Bei den Vorbereitungen habe aber auch Durmersheim „den ganz normalen Kurs gefahren“. Auch Hertweck interpretiert ein gut besuchtes Freibad allerdings als „Großveranstaltung“.

Rastatts Bäderleiter Peter gibt außerdem noch einen Aspekt zu bedenken. Da Urlaubsreisen im Sommer 2020 wohl flachfallen, wären die Schwimmbäder besonders voll.

nach oben Zurück zum Seitenanfang