„Wir waren die Ersten, die zumachen mussten, und werden die Letzen sein, die wieder öffnen dürfen“, sagt Thomas Schenkel, Geschäftsführer des Freiraums Rastatt. Laute Musik dröhnt derzeit also keine aus seinen Boxen. Und doch ist es nicht gänzlich still geworden im Freiraum.
Auch interessant:Unter anderem verkaufte der Chef zweimal Getränkevorräte an seine Stammkundschaft. „Wir hatten sehr viel Bier auf Vorrat geholt, das Ende Juni abläuft. Das haben wir allen Freiraum-Freunden zum sehr guten Preis angeboten.“
Wir setzen Lebenszeichen und sichern unsere Liquidität.Thomas Schenkel, Geschäftsführer des Freiraums Rastatt
Mehrere Ziele verfolgt der Geschäftsmann mit solchen Ideen. „Zunächst gehen uns dadurch die Getränke nicht kaputt. Außerdem setzen wir damit Lebenszeichen und sichern unsere Liquidität.“ Finanziell macht sich Thomas Schenkel allerdings bislang keine Sorgen.
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Er beantragte Soforthilfe und minimierte seine Fixkosten. Demnach ging der gesamte Betrieb in Kurzarbeit. Zumindest alle Festangestellten, Minijobber fallen durchs Raster. Ferner seien ihm Geschäftspartner wie Vermieter und Versicherer entgegengekommen, sagt Schenkel.
Suche nach Alternativen in der Corona-Krise
Nicht zuletzt profitiert der Betrieb vom Gewinn der vergangenen Jahre. „Wir haben gut gewirtschaftet und werden ohne Probleme durch die Phase kommen“, ist Freiraum-Geschäftsführer Thomas Schenkel überzeugt. Was dem Geschäftsführer viel mehr zu schaffen macht, ist die Ungewissheit. „Es ist schlimm, nicht zu wissen, wie es weitergeht.
Es fehlt ein Ziel und auch das Personal fragt dauernd nach.“ Derzeit beschäftigt sich der Chef mit Alternativen. Eine Möglichkeit sieht er in einem Barbetrieb. Einige Male habe er den Barbereich in den vergangenen Wochen bereits vermietet. „Aber das ist natürlich nicht das, wovon eine Disco lebt.“
Tanz im heimischen Wohnzimmer
Für Sabrina Geiger bedeutet Disco, alte Freunde treffen, quatschen, tanzen, abschalten. „Freiraum ist meine Stammdisco“, sagt sie. Vor Corona gönnte sich die 30-Jährige dort regelmäßig zwei- bis dreimal im Monat einen kinderfreien Abend. „Das war meine Auszeit, die fehlt mir jetzt einfach“, sagt sie. Inzwischen treffe sie zwar wieder Freunde und den fehlenden Tanz kompensiert sie mit Runden im heimischen Wohnzimmer. „Aber das ist einfach nicht dasselbe.“
Die Zeit ohne ist halt schon schwierig.Sarah Bergmann, Stammkundin im Freiraum
Sarah Bergmann gehört ebenfalls seit fünf Jahren zu den Stammgästen im Freiraum. Sie liebt das Tanzen, die Leute, Cocktails, Feiern und die Musik. „Die Zeit ohne ist halt schon schwierig“, sagt sie. Vor allem Veranstaltungen wie die 90er-Party würden fehlen. Die 29-Jährige hofft deshalb auf eine baldige Wiedereröffnung, vielleicht zunächst im kleinen Kreis. „Das wär schon mal toll, wenn wir wenigstens ein bissle feiern könnten.“
Bis es irgendwann vielleicht wieder dazu kommt, will Geschäftsführer Thomas Schenkel die Räume anderweitig nutzen. Er überlegt, seinen Tanzraum für private Feiern anzubieten. Gespannt blickt er nun auf den 8. Juni. Sollte die Landesregierung wie geplant die Lockerung auf bis zu 99 Personen beschließen, will Schenkel nach eigenen Worten „in diese Richtung gehen“. Dabei habe er besonders seine Mitarbeiter im Blick, sagt er. „Sie sind auf das Geld angewiesen und ich muss gucken, dass ich mein Team bei Laune halte.“