„Vorbildlich“: Mit diesem Wort umschreibt Markus Lang, Eventmanager der Stadt Rastatt, seine Eindrücke zur Umsetzung des Corona-Konzeptes beim ersten Pop-Up-Freizeitpark in Rastatt. An diesem Sonntag geht er zu Ende. „Aus städtischer Sicht sind wir sehr zufrieden. Der zusammen mit dem Ordnungsamt entwickelte Plan ist aufgegangen und wir sind froh, dass die Schausteller ein solches Freizeitangebot in Rastatt geschaffen haben“, sagt Lang.
Wenn es die Corona-Bestimmungen zulassen kann es gut sein, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet.Markus Lang, Eventmanager der Stadt Rastatt
Von Ordnungsamt und Polizei seien in den vergangenen Wochen keinerlei Beschwerden über Vorkommnisse auf dem Festplatz registriert worden. Lang zeigt sich zuversichtlich, dass unter ähnlichen Voraussetzung ein Weihnachtsmarkt Rastatt im Schlosshof veranstaltet werden kann.
„Wir sind in den Planungen. Wenn es die Corona-Bestimmungen zulassen kann es gut sein, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet.“ Eine weitere Veranstaltung auf dem Festplatz freilich werde es in diesem Jahr nicht mehr geben, erklärt Lang, der indessen andeutet, dass für weitere Events in Rastatt die entsprechenden Konzepte durchaus in der Schublade liegen - ganz davon abhängig, was die Corona-Regeln erlauben.
Viele Besucher aus anderen Städten zu Gast
Schausteller-Legende Hugo Levy, der die Idee, einen Jahrmarkt in abgespeckter Form auf dem Festplatz zu organisieren, mitentwickelt hat, zeigt sich mit der Bilanz ebenfalls überaus zufrieden: „Es ist alles sehr gut gelaufen.“ Zwei bis drei Mal sei es vorgekommen, dass der Zugang auf das Gelände abgeriegelt werden musste, weil die Maximalzahl von 500 Besuchern erreicht war.
„Durch unsere digitale Zählung konnten wir das genau ermitteln. Auf unserer App ist die Ampel dann auf Rot gesprungen“, sagt Levy, der sich besonders über den persönlichen Zuspruch der Besucher freut: „Es ist schön zu sehen, dass wir bei vielen doch vermisst wurden.“ Eigentlich wundert sich Levy darüber aber nicht: „Wir sind ja mit unserem Jahrmarkt die Veranstaltung mit der ältesten Tradition in Rastatt, die bis 1892 zurück reicht.“
Auch viele Besucher aus anderen Städten hätten den Freizeitpark besucht und sich sehr diszipliniert an die Regeln gehalten. Levy: „Unsere Security war fast arbeitslos.“ Die Messung der Körpertemperatur am Eingang habe nicht dazu geführt, dass ein Besucher zurückgewiesen wurde, betont Levy. Unstimmigkeiten registrierte er nur in einem Fall, als ein Mann kein Verständnis für den Eintrittspreis von einem Euro gezeigt habe.
Auch für die Psyche ist es gut, mal wieder rauszukommen.Holger Schubert-Klemm/ Schausteller
Und wie fällt die finanzielle Bilanz aus? „Es war ganz in Ordnung“, sagt Marlon Ruder, an dessen Stand Wurfpfeile auf Luftballone fliegen. Eigentlich sei er ohne große Erwartungen an den Start gegangen und so konnte er auch nicht enttäuscht werden: „Das Publikum war natürlich ganz anders als bei normalen Jahrmärkten, weniger Jugendliche und mehr Familien“, erklärt Roder. Etwa die Hälfte des Umsatzes habe er erzielt, der in früheren Jahren erreicht worden sei. „Wir können zumindest kostendeckend arbeiten“, betont Holger Schubert-Klemm an seiner Losbude.
Für ihn hat der Freizeitpark aber noch aus anderer Sicht eine besondere Bedeutung: „Auch für die Psyche ist es nach so langer Pause gut, wieder mal rauszukommen und mit den Leuten sprechen zu können.“ Der aus Offenburg angereiste Schubert-Klemm verabreicht den Veranstaltern im Blick auf den Freizeitpark ein besonderes Lob: „Rastatt ist eine fortschrittliche Stadt, ich hoffe dass sich andere Städte daran ein Beispiel nehmen.“
Wir haben den Probelauf für den Weihnachtsmarkt bravourös gemeistert.Hugo Levy/ Schausteller
Waltraud Puhl, die mit ihrem Pizzastand aus dem Saarland auf die Friedrichsfeste gekommen ist, nickt ihrerseits einigermaßen zufrieden, wenn sie über ihre geschäftliche Bilanz in Rastatt spricht: „Wir kommen über die Runden. Das Publikum scheint aber wegen Corona etwas verängstigt“.
Ganz in der Nähe steht Angelika Wohlbold mit ihrer Familie aus dem schwäbischen Gärtringen: „Angenehm, dass nicht so viele Leute da sind, vom Angebot her ist für jeden etwas dabei“, schätzt sie den entspannten Bummel über das Gelände. Die Corona-Regeln empfinde sie keineswegs als störend. Allerdings denkt sie mit Wehmut an den Cannstatter Wasen, der in diesem Jahr genauso wie das Münchener Oktoberfest ausfällt: „Dabei könnte man auf dem großen Gelände dort doch auch einen Jahrmarkt in kleinerer Form veranstalten.“
Für Hugo Levy ist klar: „Insgesamt haben wir den Probelauf für den Weihnachtsmarkt bravourös gemeistert“ Gemeinsam mit seinen Kollegen hofft er inständig darauf, dass dieses Event im Dezember realisiert werden kann: „Wenn die Weihnachtsmärkte verboten werden, stehen 70 bis 80 Prozent der Schaustellerbetriebe vor dem Bankrott, denn viele hätten dann vor dem Beginn der nächsten Frühjahrssaison 16 Monate lang keine Einnahmen mehr.“