Lebkuchen und Schokoweihnachtsmänner stehen schon in den Supermarktregalen. Sie kündigen gnadenlos an: Der Winter naht! Höchste Zeit, den Garten für die kalte Jahreszeit fit zu machen. Rastatter Experten wissen, wie.
„Wichtig ist, das Gröbste im Garten erledigt zu haben bis zum ersten Frost. Der kommt bekanntlich überraschend“, sagt Michael Ams, Vorsitzender der Gemeinschaft der Gartenfreunde Zay. Am besten befreie man zunächst die Gemüse- und Hochbeete von Pflanzen.
Feld- und anderer Wintersalat kann stehen bleiben. Grünkohl schmeckt nach dem ersten Bodenfrost sogar noch besser, so Ams. Viele Kräuter sind nur einjährig, während Salbei und die meisten Minzen winterhart sind. Die sollte man im Beet belassen und nur ein bisschen zurückschneiden.
Garten winterfest machen: Im Herbst suchen Tiere ein Winterquartier
Den Boden danach umzugraben, habe Vor- und Nachteile. Der Vorteil: Wenn der Frost über den Boden geht, zerbröselt die oberste Erdschicht ganz fein. So könne man den Boden im Frühjahr problemlos glattziehen.
Der Nachteil überwiegt jedoch für den Gartenexperten: „Durch das Umgraben zerstört man die Mikrokulturen, die sich in der Erde angesiedelt haben und rückt den nützlichen Regenwürmern zu Leibe.“
Da stimmt Martin Klatt, Experte für Artenschutz vom Naturschutzbund, zu. Der Garten wirke oft leer und unbewohnt. Doch im Herbst gehen viele Tiere auf die Suche nach einem Winterquartier. Einige Insekten überwintern im Boden wie Ameisenvölker und Laufkäfer. „Wenn man den Garten jetzt komplett umgräbt, zerstört man mit Sicherheit auch einige Winterquartiere, vielleicht sogar Bodennester.“
Insekten nisten im Boden – naturnaher Garten hilft den Tieren
In Baden-Württemberg gebe es über 460 Wildbienenarten, davon nisten über 80 Prozent im Boden. Für diese sind Nisthilfen wie Insektenhotels keine Alternativen, sagt Klatt. „Im Herbst stirbt auch das Hummelvolk und nur die nach dem Hochzeitsflug begattete Königin überlebt. Sie sucht sich oft einen Rückzugsort in der Erde, wie ein Mauseloch.“
Ein naturnaher Garten ist das Beste, was man machen kannMartin Klatt, NABU-Artenschutzexperte
Insekten nisten zudem in Totholz. Einen abgestorbenen Obstbaum sollte man über den Winter möglichst stehen lassen, meint Klatt. „Ein naturnaher Garten ist das Beste, was man machen kann.“ Auch in verholzten Pflanzenstängeln überwintern manche Insekten als Raupe oder Puppe.
Stauden von Distelarten, Königskerzen oder die Wilde Karde werden häufig von Mauer- oder Scherenbienen für den Nestbau genutzt und sollten nach Meinung des Artenschutzexperten bis ins Frühjahr stehen bleiben. „Wenn man die jetzt mäht, dann gehen die Bruten verloren.“ Wenn sie entfernt werden müssen, solle man sie unten abschneiden, bündeln und als Nistraum aufrecht in eine Gartenecke stellen.
Sträucher und Bäume zurückschneiden – aber den Reisighaufen behalten
Zitruspflanzen empfiehlt Ams nun zu schneiden und ins Haus zu holen, um sie vor Kälte zu schützen. Schneiden kann man jetzt auch Obstbäume sowie Johannisbeer- und Himbeersträucher.
Ein gewisses Maß Unordnung im Garten ist für ganz viele Tiere ein sehr guter Umstand.Martin Klatt, NABU-Artenschutzexperte
Klatt findet eine Verwendung für das Schnittgut: „Das sollte man nicht komplett durch den Schredder jagen, sondern lieber in einer Gartenecke oder entlang des Zauns aufschichten.“ In diesen Reisighaufen können Insekten und Amphibien wie Eidechsen und Kröten überwintern. „Ein gewisses Maß Unordnung im Garten ist für ganz viele Tiere ein sehr guter Umstand.“
Garten- und Pflanzenexperte sind sich einig: Laub in einer Ecke sammeln
Laub sollte man laut Ams trotzdem von der Rasenfläche holen. Auf diese Weise bekommt das Gras Luft über die Kalte Jahreszeit. Sonst drohen im Frühjahr braune Rasenflecken. Bis Anfang Dezember kann man noch mähen, düngen sollte man erst im Frühjahr.
Gesammelt werden kann das Laub in einer unaufgeräumten Ecke, die Ams jedem Gärtner empfiehlt. Dort finden Igel einen Schutz für den Winter. Auch Insekten wie Marienkäfer und die als Blattlauslöwen geltenden Florfliegen überwintern in Laubhaufen, so Klatt. Wer keine unaufgeräumten Ecken mag, den kleinen Stacheltieren aber dennoch etwas anbieten möchte, der kann sich ein Igelhaus zulegen. Halbversteckt in einem Gebüsch beispielsweise.
Gartenmöbel und Geräte wie Schaufeln und Harken werden jetzt von Erde und Gras befreit und reingeholt, sagt Ams. Sonst rosten sie über den Winter. Auch Nistkästen sollten jetzt gereinigt werden. Klatt erklärt warum: „Es ist wichtig, alles rauszunehmen. Denn im Nistmaterial sind oft Parasiten wie Milben.“
Nistkästen sollten jetzt gereinigt werden
Dafür öffnet man sie an der Vorderklappe und nimmt das alte Nistmaterial mit Handschuhen heraus. Man sollte dabei darauf achten, dass man den auffliegenden Staub nicht einatmet. „Dann fegt man den Kasten besenrein, wie bei der Ferienwohnung. Auf keinen Fall mit Wasser oder Chemikalien nachgehen“, sagt Klatt.
Wenn der Kasten dann über den Winter einmal durchfriert, können Rotkehlchen, Meise und Gartenrotschwanz ohne Parasiten in die nächste Brutsaison gehen.
Über den Winter bis Ende März könne man den Vögeln, selbst wenn kein Schnee liegt, Körnerfutter anbieten, sagt Klatt. Auch eine Vogeltränke sei goldwert. „Vögel sind aber sehr unaufmerksam. Sie lassen beim Trinken immer wieder mal auch ihren Kot ins Wasser fallen. Wegen der Infektionsgefahr sollte man das Wasser im Winter alle drei Tage wechseln. Im Sommer täglich.“
Im Herbst leistet man Vorarbeit für einen blühenden Garten im Frühjahr
Vögel und Insekten freuen sich außerdem, wenn man letzte Blumen als Nahrungsquelle stehen lässt. „Um sich schließlich im Frühjahr an einem blühenden Garten zu erfreuen, sollte man nun Blumenzwiebeln wie Tulpen oder Narzissen stecken, damit sie in der Osterzeit blühen“, sagt Ams.
Krokus und Traubenhyazinthen bieten zudem Nahrung für früh fliegende Insekten wie Mauerbienen oder Hummelköniginnen, so Klatt. Auch Rosenstöckchen können gesetzt werden, damit sie über den Winter Zeit haben, sich im Garten zu akklimatisieren.
Herbstzeit ist auch Aussaatzeit, sagt Klatt: „Wenn man in seinem Garten bereit ist, aus einem Teil seines Rasens eine Blumenwiese zu machen, dann wäre bis in den November hinein die Zeit, den Boden abzutragen.“ Die Grasnarbe muss weg. Dafür wird der Boden mehrfach gefräst und immer wieder umgearbeitet, damit er locker wird.
Aussähen solle man eine Samenmischung mit heimischen Wildblumen. Nicht die aus dem nächsten Gartenmarkt, denn damit können viele Insekten nichts anfangen. Entsprechende Samenhandlungen findet man über das Internet, so Klatt.