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Tag der offenen Moschee

Gebet auf Abstand: Corona stellt auch das Islamische Zentrum in Rastatt auf den Kopf

Das Rastatter Zentrum für Bildung, Kultur und Integration zählt am „Tag der offenen Moschee“, der immer am 3. Oktober stattfindet, normalerweise deutlich mehr Besucher. Die Corona-Pandemie hat aber nicht nur das verändert.

Offen für Besucher: Mustafa Alkan, Leiter des Schülerwohnheims, Imam Mehmet Bulat ud die Jugend- und Heimerzieher Selman Kobak und Faruk Kozan beim Tag der offenen Moschee im Rastatter aZentrum für Bildung und Kultur. Markierungen auf dem Teppich zeigen den Corona-Abstand an.
Offen für Besucher: Mustafa Alkan, Leiter des Schülerwohnheims, Imam Mehmet Bulat sowie die Jugend- und Heimerzieher Selman Kobak und Faruk Kozan beim Tag der offenen Moschee im Rastatter Zentrum für Bildung und Kultur. Markierungen auf dem Teppich zeigen den Corona-Abstand an. Foto: Stefanie Prinz

Gebet auf Abstand statt Schulter an Schulter, mit weniger persönlichen Begegnungen oder sogar live übertragen nach Hause: Corona bringt den Alltag auch in den muslimischen Gemeinden durcheinander. Das wurde ebenso beim „Tag der offenen Moschee“ am Samstag deutlich, der immer am 3. Oktober stattfindet und an dem sich neben vielen weiteren Moscheen bundesweit auch das Rastatter Zentrum für Bildung, Kultur und Integration in der Lützower Straße wieder beteiligt hat: Wo man sonst gut 30 Besucher pro Tag zählte, war es diesmal nur eine Handvoll.

Nichtsdestotrotz führt Mustafa Alkan, der Leiter des dazugehörigen Dörfler-Schülerwohnheims, durch die Süleymaniye Moschee. Sie bietet eigentlich Raum für insgesamt etwa 200 Menschen, gut zu erkennen an dem Muster des Teppichs. Jetzt dürfen hier nur noch rund 60 Personen hinein, das zeigen gelbe Klebeband-Markierungen auf dem Boden an.

Virusbedingt anders als üblicherweise, bringt jeder zudem einen eigenen Gebetsteppich mit - aus Hygienegründen, denn Stirn und Nase berühren beim Gebetsritual die Erde. So viel zum Raum der Männer: Für die Frauen, die sich Alkan zufolge auch mit Handarbeiten und dem Verkauf von Essen für den Verein einbringen, gibt es im Nebengebäude einen eigenen Raum.

Moschee blieb drei Monate geschlossen

Während der Corona-Hochphase war das Zentrum drei Monate lang ganz geschlossen; in dieser Zeit wurden auch die hier untergebrachten Schüler nach Hause geschickt, einige gingen einkaufen für die Mitglieder, die zu den Risikogruppen gehören. Inzwischen sind Gebete vor Ort wieder möglich.

„Man kann auch daheim beten, aber hier bringt es sozusagen mehr Pluspunkte“, sagt Mustafa Alkan. Für diejenigen, die lieber zu Hause bleiben, überträgt der Imam das Gebet live per Smartphone. Die beiden größten Veranstaltungen des Jahres, das Ende des Fastenmonats Ramadan und das Opferfest zwei Monate später, wurden in mehreren Etappen gefeiert, um die Gebete mit jeweils weniger Besuchern anzubieten und dazwischen die Räume zu lüften.

Auch abseits des großen Themas Corona hat Alkan viel über das Zentrum zu berichten: „Wir legen viel Wert auf Integration.“ Das äußere sich bei den 30 Schülern, die hier leben, durch „sehr gutes Benehmen und gute Noten“, sagt er. Sie sind im Wohnheim im Obergeschoss untergebracht, kommen aus einem Einzugsgebiet von bis zu 100 Kilometern, besuchen Rastatter Schulen und erhalten zudem im Zentrum Islamunterricht.

Gemeinde will „sichtbarer Teil von Kommune und Gesellschaft sein“

Dass die Moscheen sich immer am Tag der Deutschen Einheit für Besucher öffnen, passe gut: Die Moscheegemeinde, die zum Verband für Islamische Kulturzentren gehört, wolle ein sichtbarer Teil von Kommune und Gesellschaft sein. Zudem gibt es freitags Predigten auf Deutsch. „Ich glaube, dass unsere Arbeit für mehr Integration unserem Verein guttut“, sagt Mustafa Alkan: Mehr als 200 Schüler seien bisher hier gewesen, die inzwischen eine Ausbildung oder einen Beruf haben. „So tragen sie jetzt etwas zu dieser Gesellschaft bei.“ Etwa zehn Prozent der Schüler entscheidet sich unterdessen für eine theologische Ausbildung.

Darüber hinaus arbeitet das Zentrum unter anderem nicht nur mit anderen Vereinen sowie den Stadtteilbüros Dörfel und Bahnhof zusammen, sondern seit Februar dieses Jahres auch mit der Otto-Benecke-Stiftung, die Schulungen für „Multiplikatoren“ aus Moscheegemeinden anbietet, schließlich seien Moscheen nicht nur religiöse, sondern auch soziale Orte.

In Rastatt stehen dabei die Öffentlichkeitsarbeit, die Qualifizierung von Jugendleitern und das Teilhaben an der Gesellschaft im Mittelpunkt. Aufgrund der Jugendarbeit sind hier insgesamt acht Personen beschäftigt, während es andernorts teilweise nur der Imam selbst ist.

Gegründet wurde die Moscheegemeinde 1969 im Hilberthof – damals als eine der ersten in Deutschland überhaupt. An der Ecke Kaiserstraße/Kapellenstraße war man dann bis 1999 ansässig, seitdem finden alle Vereinstätigkeiten in der Lützower Straße statt.

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