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Teilhabechancengesetz

Gemeinsam schaffen das Jobcenter Rastatt und Arbeitgeber Einstiegschancen für Langzeitarbeitslose

Mit Freude tritt Rainer Zöller jeden Morgen seine Arbeit an. Frühaufsteher ist er sowieso. Nach fünfeinhalb Jahren steht der 60-Jährige und ehemalige Langzeitarbeitslose wieder im Berufsleben. Die Chance dazu gab ihm Unternehmer Wolfgang Renschler in seinem Blumenfachgeschäft in Rastatt.

Zurück auf den Arbeitsmarkt bringt Wolfgang Renschler (von links) mit der Stelle in seinem Blumenfachgeschäft Rainer Zöller. Er profitiert vom Teilhabechancengesetz, das der Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker positiv beurteilt.
Zurück auf den Arbeitsmarkt bringt Wolfgang Renschler (von links) mit der Stelle in seinem Blumenfachgeschäft Rainer Zöller. Er profitiert vom Teilhabechancengesetz, das der Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker positiv beurteilt. Foto: Collet

„Ich muss nicht immer rechnen, kann auch mal Geld zurücklegen oder mit meinen Kindern etwas essen gehen“, sagt Zöller. Die Beschäftigung, der er seit Juni nachgeht, basiert auf dem Teilhabechancengesetz. Dieses gilt seit Anfang des Jahres. Bei einem Gespräch im Jobcenter Rastatt, das Zöller auf seinem Weg begleitet, zieht der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker ein erstes Fazit.

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Staat fördert mit Gesetz auch finanziell

„Um Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen, haben wir das Teilhabechancengesetz verabschiedet“, erklärt Whittaker. Die Idee dahinter: Jobcenter suchen Arbeitgeber, die bereit sind, Menschen anzustellen, die seit sechs Jahren oder länger arbeitslos sind. Bei Betroffenen mit Kindern verkürzen sich die Voraussetzungen. Finanzielle Förderung gibt es vom Staat. Zwei Jahre kommt das Jobcenter nun für das Gehalt von Zöller auf, anschließend wird dieses drei weitere Jahre teilsubventioniert, so Whittaker.

Langzeitarbeitslose werden gecoacht

In diesem Zeitraum werden weder die Arbeitnehmer noch die Arbeitgeber alleine gelassen, erklärt er weiter. „In Coachings mit den Verantwortlichen vom Jobcenter können die Menschen besprechen, welche Sorgen sie auf der Seele haben. Sie werden vorbereitet und geschult.“ Dabei stellte Rainer Zöller auch fest, dass er mit seinen Problemen nicht alleine ist. „Ich wurde durch die Coachings Stück für Stück wieder für das Berufsleben aufgebaut“, sagt er. „Alleine hätte ich diesen Schritt nicht geschafft.“

32 Personen habe man auf diese Weise im Bereich Rastatt bereits auf den Arbeitsmarkt integriert, sagt Jürgen Walke, Geschäftsführer des Jobcenters Rastatt. Bislang hätten lediglich zwei die Förderung aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen. „Die Menschen, auf die das Gesetz abzielt, sind sehr weit weg vom Arbeitsmarkt und würden den Wiedereinstieg vermutlich nie meistern.“

Für notwendige Qualifizierungen für die Jobs kommen wir ebenfalls auf.

Rund die Hälfte sei in der freien Wirtschaft untergekommen, überwiegend bei kleinen mittelständischen Unternehmen etwa als Hausmeister, Fahrer, Mitarbeiter im Einzelhandel oder wie Zöller in einer Gärtnerei. Die anderen 50 Prozent arbeiten in karitativen Einrichtungen. „Für notwendige Qualifizierungen für die Jobs kommen wir ebenfalls auf“, sagt Walke. Eine Million Euro fließen für den Zweck des Teilhabechancengesetzes pro Jahr ins Rastatter Jobcenter – vorerst bis Ende 2024.

Fürsorge ist wichtig

Für Wolfgang Renschler habe der Zeitpunkt einfach gepasst, Zöller einzustellen. „Wir haben uns gerade vergrößert“, sagt er. Es sei bereits das zweite Mal, das Renschler eine Idee wie diese unterstütze. „Langzeitarbeitslose zu beschäftigen, ist eine Frage der Einstellung. Wir tragen eine soziale Verantwortung“, so der Unternehmer. Die Einarbeitung eines Menschen, der lange nicht im Berufsleben stand, bedürfe einer gewissen Fürsorge. Die Unterstützung des Jobcenters erleichtere dies.

Wertschätzung steigt mit Wiedereinstieg

Die Bedenken mancher Arbeitgeber könne man nachvollziehen, sagt Walke. „Man muss die Menschen an die Hand nehmen. Aber man wird nicht alleine gelassen.“ Absagen bekam Zöller zuvor oft mit der Begründung „zu alt, nicht gesund genug“. Nun habe er eine Chance, sich zu beweisen. „Arbeitslose sollten sich mehr trauen, sich nicht zurückziehen“, so Zöller. „Die Wertschätzung mir selbst gegenüber ist durch die Arbeit wieder viel größer.“

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