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Geschlechtergerechte Sprache

„Absolut lächerlich“: Wie fünf befragte Frauen in Rastatt zum Thema Gendern stehen

Gendern ist ein kontroverses Thema. Soll man oder soll man nicht? Werden Menschen ausgeschlossen, wenn nur von Mitarbeitern gesprochen wird? Schwierig. Die Meinung in der Rastatter Innenstadt ist hingegen eindeutig.

Gendergeschlechte Sprache mit Gender-Sternchen.
Längst Alltag: In Behörden und im öffentlichen Rundfunk wird gendergerecht formuliert. Laut einer Infratest Dimap Umfrage im Mai sind 65 Prozent der Deutschen gegen das Gendern. Foto: Sebastian Gollnow picture alliance/dpa

Aus Mitarbeitern werden Mitarbeiter*innen, aus Schülern werden SuS – Schülerinnen und Schüler, aus Arbeitern werden Arbeitende. Das Thema Gendern ist kompliziert. Außerdem erregt es die Gemüter wie kaum ein anderes Thema.

Soll man gendern, oder soll man nicht? Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, an Schulen und auch in der Verwaltung gehört die geschlechtergerechte Sprache längst zum Alltag.

Auch vor den Bundestagswahlen spielt das Thema eine Rolle. Die Grünen haben beispielsweise ihr Parteiprogramm komplett durchgegendert. Was halten die Frauen in der Rastatter Innenstadt vom Gendern? Unser Redaktionsmitglied Dominik Schneider war in der City unterwegs und hat die Menschen gefragt, die es betrifft. Fünf Frauen haben geantwortet.

Gendern oder nicht? 47-Jährige aus Bühl sieht Textfluss darunter leiden

Eine Frau lacht in die Kamera.
Eva Klavzar, 47 Jahre aus Bühl. Foto: Dominik Schneider

„Generell ist das Thema Gleichberechtigung nicht verkehrt“, sagt Eva Klavzar. Das Gendern störe allerdings stark den Textfluss. Der Satz wird laut der 47-Jährigen buchstäblich zerrissen und er liest sich einfach verkünstelt. „Ich bin eine Frau. Ich fühle mich auch angesprochen, wenn vom Zuschauer oder vom Mitglied die Rede ist.“

Klavzar muss selbst viele Texte schreiben, dabei versucht sie eher eine neutrale Form zu finden. „Politisch ist das Thema für mich absolut nicht ausschlaggebend. Da zählen andere Inhalte“, sagt die Bühlerin. Für sie sei Umweltschutz wichtig, aber auch das Thema erneuerbare Energien und Mobilität.

Problem seien nicht die Texte, sondern das konservative Berufsleben

Eine Frau.
Carin Reuthebach, 59 Jahre aus Mannheim Foto: Dominik Schneider

„Es gibt definitiv wichtigere Dinge, um Frauen gleichzustellen“, sagt Carin Reuthebuch. Die 59-Jährige findet gegenderte Texte übertrieben. „Wenn ich so einen Text vor mir habe, höre ich schnell auf zu lesen.“

Die Mannheimerin bemängelt, dass es in vielen Bereichen des Berufslebens noch konservativ zugehe und die Männer dominiert seien. Vielmehr müsse die Politik dort ansetzen und Frauen etwa den gleichen Lohn wie Männern bezahlen.

16-Jährige aus Rastatt: „Gendern zieht Belange von Frauen ins Lächerliche“

Eine Frau.
Paula Schlögl, 16 Jahre aus Rastatt. Foto: Dominik Schneider

Auch für Paula Schlögl muss Gendern nicht sein. „Es gibt andere Punkte, die wichtiger wären anzugehen“, sagt die 16-Jährige und nennt dabei Frauenrechte und Gleichberechtigung im Job. „Das Gendern oder die Frage nach Ampelmännchen oder Ampelfrauchen ziehen die berechtigten Belange von Frauen ins Lächerliche.“

Dass im Rundfunk gegendert werde, falle ihr schon auf. Auch Lehrer sprechen meistens von Schülerinnen und Schülern. „Wenn dann aber beispielsweise von Schüler*innen gesprochen wird, ist das einfach zu viel“, so die Rastatterin.

39-Jährige aus Rastatt empfindet Gendern als übertrieben

Eine Frau.
Olga Winterholler, 39 Jahre aus Rastatt. Foto: Dominik Schneider

„Ich finde Gendern absolut lächerlich“, sagt Olga Winterholler. Sie sei definitiv für Frauenrechte und Gleichberechtigung. „Geschlechtergerechte Sprache ist aber einfach zu übertrieben.“

Manche Wörter ließen sich gegendert auch auf zehn verschiedene Arten schreiben. „Das ist einfach lächerlich.“ In ihrem Bekanntenkreis hat Winterholler viele Studenten. „Die meisten müssen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten gendern.“ Das sei schon übertrieben.

„Geschlechtergerechte Sprache verkomplizieren die Texte“

Eine Frau.
Elke Philipp, 45 Jahre aus Baden-Baden. Foto: Dominik Schneider

Elke Philipp fühlt sich nicht diskriminiert, wenn nicht gegendert wird. „Ganz ehrlich, es ist mir relativ egal. Für mich ist das einfach nicht so wichtig“, sagt die 45-Jährige. Das ganze Thema kann man auch umdrehen. „Mein Sohn macht eine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten. Er wird also Arzthelfer.“

Dieser Beruf sei aber von Frauen dominiert, so werde oft auch nur die weibliche Bezeichnung des Berufes gewählt. „Das macht meinem Sohn nichts aus.“ Sie bemängelt, dass sich durch geschlechtergerechte Sprache die Texte verkomplizieren. „Und ganz ehrlich, was ändert sich denn dadurch? Nichts.

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