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Informationsveranstaltung

Geplantes Zentralklinikum in Rastatt: Mediziner sind sich in Standortfrage einig

In Rastatt hat am Donnerstagabend eine Informationsveranstaltung zum geplanten Zentralklinikum stattgefunden. Das Interesse war groß. In puncto Standort sind sich die Mediziner einig.

Voll besetzt: Nicht alle ergattern einen Sitzplatz und müssen die Diskussion im Stehen verfolgen.
Voll besetzt: Nicht alle ergattern einen Sitzplatz und müssen die Diskussion im Stehen verfolgen. Foto: Ulrich Philipp

In der Diskussion um den Standort für das geplante Zentralklinikum haben sich am Donnerstag mehrere Ärzte zu Wort gemeldet. Bei einer Informationsveranstaltung der Gemeinderatsfraktion „Für unser Rastatt“ (FuR) sprachen sich die Mediziner ausnahmslos für das Gelände am Münchfeldsee aus, das ihnen zufolge die bestmögliche ärztliche Versorgung der Menschen gewährleiste.

Das Interesse der Bürger an der Veranstaltung im Kehler Hof war groß, einige konnten keinen Sitzplatz mehr ergattern und mussten die Diskussion im Stehen verfolgen. Die FuR-Fraktionsvorsitzende und Moderatorin Simone Walker betonte in ihrer Begrüßung die seltene Einigkeit der Stadtratsfraktionen in dieser Frage, die das Klinikum am Münchfeldsee bauen wollen.

Aus für Münchfeldsee bedeutet nicht automatisch Zustimmung zu Merzeau-Gelände

„Wir haben keine Wahl“, fuhr Walker mit Blick auf das Bürgerbegehren fort und erinnerte daran, dass bei einer Ablehnung des Standortes nicht automatisch das Merzeau-Gelände zum Zuge komme. „Dann beginnt die Standortsuche von vorne, mit der Folge, dass viel Zeit und Geld verloren geht.“

Thomas Iber, Medizinischer Geschäftsführer am Klinikum Mittelbaden, legte die Gründe für ein Zentralklinikum dar. „Die Medizin hat sich entwickelt und spezialisiert“, betonte er. Aktuell würden im Rastatter Krankenhaus idealerweise neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle behandelt, in Bühl habe man sich auf chirurgische Eingriffe spezialisiert und in Balg auf die Behandlung von Krebs.

„Das hat zur Folge, dass jedes Jahr etwa 1.600 Krankentransporte stattfinden“, sagte Iber und ergänzte, dass diese für die Patienten belastenden Fahrten zudem Rettungsfahrzeuge binden würden.

In einem Zentralklinikum könnten die Patienten in ihren Betten vergleichsweise einfach in die verschiedenen Abteilungen gebracht werden.

Wir brauchen das Zentralklinikum schon lange, durch den Egoismus einiger Leute verlieren wir viel Zeit, das schadet uns allen.
Jürgen Schönit, Vorsitzender Ärzteschaft in Rastatt

Jürgen Schönit, Vorsitzender der Ärzteschaft in Rastatt, erklärte hierzu unter dem Applaus der Anwesenden: „Wir brauchen das Zentralklinikum schon lange, durch den Egoismus einiger Leute verlieren wir viel Zeit, das schadet uns allen.“

Chirurg: Mitarbeiter des Rastatter Krankenhauses sind enttäuscht

Dietmar Paul berichtete aus dem Rastatter Krankenhaus, die Mitarbeiter seien enttäuscht, dass „so gebremst wird“. Sie gingen davon aus, den Klinikneubau nicht mehr zu erleben. Die Politik sollte möglichst schnell in den zweiten Gang schalten, forderte der Chirurg.

Sein Kollege Ralph Wetzel ergänzte: „Der Fachkräftemangel macht auch im Gesundheitswesen nicht Halt, es wird in Zukunft nicht mehr genug Personal für drei Klinikstandorte geben.“ Dieser Meinung ist auch Christine Daul, Vorsitzende der Ärzteschaft Baden-Baden. Derzeit kämen kaum noch angehende Ärzte die Region, weil die Kliniken zu klein seien und dadurch die Ausbildung erschwert werde.

Helmut Keller, der frühere Ärztliche Leiter des Klinikums Mittelbaden stellte klar, dass die Zahl der Patienten stark zugenommen habe. „Das hat eine ungeheure Arbeitsbelastung zur Folge, die Schwestern laufen weg.“ In einem Zentralklinikum könnten sich die Pflegekräfte dagegen einfacher gegenseitig unterstützen.

Ich habe kein Verständnis für eine Verzögerung.
Katrin Friedl, Urologin

„Ich habe kein Verständnis für eine Verzögerung“, kritisierte Katrin Friedl. „Die gegen den Neubau sind, werden als erste nach einer optimalen medizinischen Versorgung rufen, wenn sie sie einmal brauchen.“ Ein Zentralklinikum sei zudem eine Chance für kleinere Fächer, so die Urologin.

Blick auf den Standortfavoriten des Kreistags: Das Areal am Münchfeldsee.
Die Mediziner haben sich ausnahmslos für das Areal am Münchfeldsee ausgesprochen. Foto: Frank Vetter

Rainer Süß berichtete, er sei als Arzt vor Kurzem als Patient ins Krankenhaus gekommen und zunächst in einer Abstellkammer untergebracht worden. „Wir sollten zu Potte kommen und die Menschen zur Wahl gehen“, sagte Süß.

Zum Abschluss der Veranstaltung erklärte Bürgermeister Raphael Knoth mit Blick auf den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr, falls am Münchfeldsee gebaut wird: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Querspange kommt, der Trassenverlauf ist bereits mit den Naturschutzverbänden abgestimmt.“

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