Skip to main content

6.500 Euro zusammengekommen

Große Betroffenheit: Rastatter spenden für Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei

Die Rastatter Spendenbereitschaft ist überwältigend. Innerhalb kürzester Zeit nimmt das Netzwerk Migrantenorganisationen im Landkreis Rastatt viel Geld für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei ein.

Ute Kretschmer-Risché (zweite von links) Vorsitzende des Vereins für internationale Vielfalt sammelt mit anderen am Wochenmarkt in Rastatt für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei.
Ute Kretschmer-Risché (zweite von links), Vorsitzende des Vereins für internationale Vielfalt, sammelt mit anderen am Wochenmarkt in Rastatt für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei. Foto: Ulrich Philipp

Ute Kretschmer-Risché zeigt sich sichtlich bewegt. Die Vorsitzende des Vereins für internationale Vielfalt (Vive) ist von der Solidarität der Rastatter Bürger mit den Erdbebenopfern in Syrien und der Türkei gerührt.

Mitglieder des Netzwerks Migrantenorganisationen im Landkreis Rastatt (MIO) hatten auf dem Wochenmarkt einen Stand aufgebaut um verschiedenste, selbst hergestellte Produkte anzubieten, um mit den Erlösen den Erdbebenopfern zu helfen.

„Was ich heute erlebt habe, ist mit nichts in meinem bisherigen Leben zu vergleichen.“ Die Spendenbereitschaft der Menschen sei überwältigend. „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.“

Erlös geht an „Rotes Kreuz“ und „Roten Halbmond“

Der Erlös geht in das Katastrophengebiet. 6.500 Euro wurden innerhalb von drei Stunden erwirtschaftet, die jetzt je zur Hälfte an die Hilfsorganisationen „Rotes Kreuz“ und „Roter Halbmond“ überwiesen werden.

Etwa 100 Unterstützer aus Deutschland, Afghanistan, Italien, Syrien und der Türkei beteiligten sich zwischen 10 und 13 Uhr an der Aktion, verkauften unter anderem selbst hergestellte orientalische Speisen, aber auch traditionellen Rührkuchen nach deutschem Rezept sowie andere Süßwaren.

Das Entsetzen vereint uns.
Ute Kretschmer-Risché, Vorsitzende Vive

Vertreter mehrerer Moscheen in Rastatt und dem Murgtal beteiligten sich daran, außerdem der Türkische Schul-Eltern Verein Gaggenau, Frauengruppen der Pfarrgemeinde St. Alexander sowie der Club Euro-Italia und andere Gruppen. „Das Entsetzen vereint uns“, betont Kretschmer-Risché.

Demnach fiel die Entscheidung für die Spendenaktion während einer routinemäßig anberaumten MIO-Sitzung im Landratsamt am 6. Februar, einem Montag. In der Nacht zuvor hatte das verheerende Erbeben ganze Landstriche in Syrien und der Türkei in Schutt und Asche gelegt. Mehr als 40.000 sind dabei gestorben und es muss mit noch weiteren Todesopfern gerechnet werden.

Sachspenden sind aktuell nicht hilfreich

Deshalb wurde die vorgesehene Tagesordnung spontan aufgehoben und anstatt dessen Hilfsmöglichkeiten erörtert. „Sachspenden sind momentan nicht hilfreich“ stellt Kretschmer-Risché klar und ergänzt: „auch deshalb, weil nach Syrien keine Kleidungsstücke eingeführt werden dürfen.“

Wichtig seien aber vor allem Notunterkünfte wie Container, die aber eben bezahlt werden müssen, deshalb sind Geldspenden momentan am sinnvollsten.

Eine Familie bei uns vermisst noch immer etwa zehn Angehörige.
Bal Cihan, Ditib Forbach

„Wir sind 25 Helfer und haben 15 Kuchen und viel Herzhaftes mitgebracht“ berichtet Hatice Özütürk vom Verein „Die Brücke“. Sie ist mit ihrer Familie nicht direkt betroffen von dem Unglück, hat also keine verletzte oder getötete Angehörige in dem Erdbebengebiet zu beklagen, dennoch ist es ihr wichtig ein Zeichen der Solidarität zu setzen. „Eine Familie bei uns vermisst noch immer etwa zehn Angehörige“ berichtet dagegen Bal Cihan von der islamischen Ditib-Gemeinde in Forbach.

Neben zahlreichen Backwaren werden auf den Klapptischen vor dem Rathaus auch selbst hergestellte Ohrringe, Mützen, Schals, Kissenbezüge, Mäppchen und vieles mehr angeboten. Zara Balkhi, die aus Afghanistan stammt, hat Taschen mit der Aufschrift „Krisenheld“ (blau) und „Krisenheldin“ (rot) genäht. Außerdem hat sie Kissenbezüge mitgebracht, die sie ebenfalls zum Verkauf anbietet.

Die effektive Hilfe greift vor Ort

Zahlreiche Kunden kaufen die Sachen, an den Verkaufstischen wechseln viele Waren den Besitzer. „Gut, dass so viele Menschen hier einkaufen und keine Berührungsängste haben“ erklärt Sibylle Kirchner.

Sie ist hierhergekommen, um mit weiteren Gleichgesinnten einer Frauengruppe aus St. Alexander Kuchen zu verkaufen. „Nur wenige unserer Mitglieder mit Angehörigen im Erdbebengebiet haben die Absicht, diese nach Deutschland zu sich zu holen“, sagt Fatih Pusmaz.

„Die effektivere Hilfe greift vor Ort“ so der Koordinator der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs im Ortsverein Rastatt. Aus seiner Sicht ist es viel wichtiger den Menschen im Erdbebengebiet Wohnungen und Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, denn die weitaus meisten wollen bleiben wo sie sind um beim Wiederaufbau zu helfen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang