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Vorernte-Monitoring bei Mais

Hat der Klimawandel Einfluss auf die PFC-Problematik in Mittelbaden?

Auch umfangreiche Managementmaßnahmen in der PFC-Region Mittelbaden schützen nicht vor Überraschungen, aber die Kontrollen für die Verbrauchersicherheit haben sich bewährt.

Ein Acker.
Inwieweit die PFC-Aufnahme in die Maiskörner durch den Klimawandel begünstigt wird, ist momentan noch nicht geklärt Foto: Patricia Klatt

Es schien eine praktische Sache zu sein mit dem Körnermais in der Region, denn er darf auch auf den Äckern angebaut werden, die mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastet sind. Labor- und Freilandversuche haben gezeigt, dass die Pflanze selbst die Chemikalien zwar aufnimmt, dass aber deren Konzentration in den Körnern beim Reifungsprozess auf nahezu Null herab sinkt.

So war denn auch der Körnermais im Vorernte-Monitoring der vergangenen Jahre eher unauffällig. „Gelegentlich wurden jedoch immer schon in einzelnen Fällen geringe Gehalte gemessen und 2019 wurde auf einer Fläche, die in der Region als eine der am höchsten verunreinigten Flächen gilt, ein Beurteilungswert überschritten“, so die Stabsstelle PFC.

Kontrollen funktionieren

Im vergangenen Jahr wurden 69 Parzellen von 20 Betrieben untersucht. Dabei wurden überraschenderweise in 18 Parzellen geringe PFC-Gehalte in den Maiskörnern gefunden. Einem Betrieb wurde die Vermarktung untersagt.

Das Positive an dem Ganzen ist ohne Zweifel, dass die Kontrollmaßnahmen funktionieren, denn sonst hätte man den belasteten Mais nicht entdeckt. Negativ ist, dass man nicht so ganz genau weiß, was der Grund für die unerwartete PFC-Aufnahme ist. Ein Landwirt mutmaßt, dass der Mais aufgrund der Trockenheit und Hitze schneller reifte und deswegen die PFC in den Körnern verbleiben würden.

Ein anderer Landwirt vermutet, dass die Pflanzen aufgrund der Trockenheit quasi das letzte bisschen Wasser aus dem Boden zogen und dadurch mehr PFC einlagerten. Auf die Frage nach einem eventuellen Zusammenhang der Funde mit den Folgen des Klimawandels heißt es seitens der Stabsstelle, dass nach ersten Überlegungen die schnelle Abreife eine Erklärungsmöglichkeit und ein Faktor sein könne. Wahrscheinlicher sei jedoch, dass hier mehrere „ungünstige“ Faktoren zusammenkommen. Bislang könne man noch keine gesicherten Aussagen treffen.

Bei der PFC-Aufnahme durch die Pflanzen scheinen neben den Temperaturen auch die Wasserversorgung, der Humusgehalt des Bodens sowie die Zusammensetzung der PFC eine Rolle zu spielen. Die absolute Aufnahme an einem konkreten Standort kann derzeit nicht vorhergesagt werden.

Wer Maßnahmen bezahlen muss, ist noch nicht geklärt

Und „solange die genauen Ursachen unbekannt sind, weichen wir von der grundsätzlichen Strategie nicht ab. Die Region ist auf den Körnermais-Anbau angewiesen, es existiert kaum eine Kultur, die an die klimatischen Gegebenheiten so gut angepasst ist. Es gibt auch im Hinblick auf die Aufnahme von PFC bisher keine für die Region geeignetere Alternativen“, so die Stabsstelle.

Man werde die Anbauempfehlungen auch im Hinblick auf andere Kulturen, zu denen es inzwischen mehr Informationen gibt, bis zur neuen Anbausaison anpassen.

Betroffene Landwirte sehen allerdings noch ein weiteres Problem im Zusammenhang mit Hitze und Trockenheit, denn ein wirtschaftlicher Maisanbau geht dann nur noch mit Bewässerung. Alle Pflanzen nehmen kurzkettige PFC aus Beregnungswasser bevorzugt und besonders schnell auf, die Stoffe können sich aufsummieren und zu Überschreitungen der zulässigen PFC-Werte führen.

Das heißt dann aber auch, je größer die Wassermengen, desto wichtiger ist es, möglichst PFC-freies Beregnungswasser zu verwenden, um alle Vorgaben für die Verwendung PFC-belasteter Brunnen einzuhalten zu können. Manche Brunnen könnten dann nicht mehr in notwendigem Maße genutzt werden, so einer der betroffenen Landwirte.

Er regt deshalb an, dass man Verbundleitungen für mehrere Betriebe baut, die dadurch mit unbelastetem Beregnungswasser versorgt werden könnten. Wer das bezahlen soll, wäre dann die nächste der ungeklärten Fragen.

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