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Baden Rhinos

Bannerklau in Stuttgart: Vorfall nimmt für die Airpark Horde eine überraschende Wendung

Beim Play-off-Spiel des Eishockey-Regionalligisten ESC Hügelsheim in Stuttgart klaut ein Mann Jasmin Fechner das Baden-Rhinos-Banner der Airpark Horde. Dann nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung.

Jasmin Fechner und ihr Mann Markus präsentieren ihr neues Baden-Rhinos-Banner. Die Airpark-Horde hat es extra für die Play-offs der Baden-Rhinos gekauft.
Großes Banner: Jasmin Fechner und ihr Mann Markus präsentieren ihr neues Baden-Rhinos-Banner. Die Airpark-Horde hat es extra für die Play-offs der Baden-Rhinos gekauft. Foto: Jasmin Fechner

Der Schock sitzt bei Jasmin Fechner noch tief. Nach dem Play-off-Spiel des Eishockey-Regionalligisten ESC Hügelsheim läuft sie mit anderen Fans in der Stuttgarter Eiswelt zum Ausgang. Sie trägt eine Jute-Tasche über der Schulter. Plötzlich greift ihr ein Mann in den Sack.

„Ich war vielleicht ein bis zwei Meter am Ticket-Schalter vorbei. Da kam von hinten ein junger Mann“, erzählt Fechner, die auch im Vorstand des Fan-Clubs Airpark-Horde ist. Sie versteht erst gar nicht so richtig, was los ist.

In dem Jute-Beutel transportiert sie das Baden-Rhinos-Banner. Es ist drei auf drei Meter groß und nigelnagelneu. „Wir hatten es extra für die Play-offs gekauft.“

Dieb will Tasche von Schulter reißen

Fechner schätzt den Dieb auf etwa 20 Jahre alt. Er trägt eine beige Sweatjacke, eine dunkle Mütze und die Kapuze auf dem Kopf. Sie beschreibt den Dieb als schlank und sportlich. „Hey, was soll denn das?“, schreit sie ihn an. Der Dieb wird rabiater. Er will ihr jetzt die ganz Tasche von der Schulter reißen.

Jasmin Fechner ruft nach Hilfe. „He, der will mir meine Tasche klauen. Hilf mir doch jemand.“ Niemand reagiert. Nils Herrmann, der Trommler der Airpark-Horde, wird auf die Situation aufmerksam. Er will helfen. Plötzlich geben sich noch zwei weitere Begleiter des Diebes zu erkennen. Die stoßen Herrmann einfach zu Boden, schildert Fechner den Vorfall.

Sie bekommt richtig Angst. „Stell dich nicht so an“, sagt der Dieb noch zu ihr während er an ihrem Beutel zerrt. Dann entreißt er ihr ihn mit einem Ruck.

Alle schauen zu, niemand hilft

Anschließend sind die drei davongerannt. „Wie die Irren. So schnell konnte ich nicht schauen, wie die an der Bahnstation waren“, erzählt Fechner. Sie schreit dann noch: „Haltet den fest, der hat meine Tasche geklaut.“ Es reagiert niemand. Hinterhergeschaut hätte jeder. „Aber versucht ihn aufzuhalten, hat keiner.“

Fechner ist am Boden zerstört. „Ich bin ein Landei. Ich hätte nie gedacht, dass mir so was passiert.“ Seit elf Jahren fährt sie schon zu jedem Auswärtsspiel der Baden Rhinos. Noch nie sei ihr etwas passiert.

Besonders, dass alle glotzen, aber niemand einschreitet, setzt ihr zu. Zivilcourage ist wohl nicht mehr angesagt, habe sie sich gedacht. „Mir gingen die Bilder vom Vorfall am Rastatter Bahnhof durch den Kopf.“

Da sind mir nur noch die Tränen gelaufen.
Jasmin Fechner, Baden-Rhinos-Fan von der Airpark-Horde

Sie ruft ihren Mann Markus an, der noch in der Eiswelt ist. Die hinzugerufene Security hebt nur die Arme. Sie seien lediglich dafür da, die gegnerischen Fans in Schach zu halten.

Die Polizei winkt ebenfalls ab. Es lohne sich nicht deswegen eine Anzeige wegen unbekannt aufzugeben. Fechner gibt auf. Sie setzt sich in den Fan-Bus nach Hause. „Da sind mir nur noch die Tränen gelaufen.“

Dann nimmt die Geschichte eine positive Wendung: Die Fans der Stuttgarter Rebels schalten sich ein. Auf sozialen Medien im Internet und auf der Homepage der Stuttgarter Rebels veröffentlichen sie einen Beitrag.

„Eine feige Tat von der wir uns offiziell distanzieren. Alles Gute an Jasmin Fechner.“ Darunter ein Bild der Fechners mit dem Banner. Darauf steht: „Banner gestohlen, wir fordern die Rückgabe.“

Stuttgarter Fans machen gegen den Diebstahl mobil

Der Aufruf wird Dutzende Male geteilt. Darunter finden sich zahlreiche Kommentare von Stuttgarter Fans, die sich von der Tat distanzieren. Sie fordern die Rückgabe. Chaoten hätten im Eishockey nichts zu suchen.

Vor dem Play-off-Spiel am Sonntag in Hügelsheim taucht das Banner dann wieder auf. „Die Diebe haben es vor der Eishalle in Stuttgart anonym abgelegt“, sagt Fechner.

Die Fans der Stuttgarter Rebels haben das gestohlene Banner wieder zurück nach Hügelsheim gebracht.
In der Sache vereint: Die Fans der Stuttgarter Rebels haben das gestohlene Banner wieder zurück nach Hügelsheim gebracht. Foto: Jasmin Fechner

Die Stuttgarter Fans bringen das Banner mit nach Hügelsheim. Jasmin Fechner und die Hügelsheimer Rhino-Fans sind glücklich. „Genau so kriegt man solche Leute aus den Hallen raus.“ Es gebe immer schwarze Schafe. „Das hatten wir auch schon in Hügelsheim.“ Damals hätten Chaoten den gegnerischen Fans Bier über den Rücken gekippt.

Jasmin Fechner will am Freitag wieder nach Stuttgart fahren

Einige Fans mutmaßen im Internet, dass es Fußball-Fans gewesen sein könnten. Fechner meint, dass es vielleicht auch einfach nur Diebe gewesen seien, die es auf Wertgegenstände abgesehen hätten.

Olav Schnier, der Sportliche Leiter der Stuttgarter Rebels weiß, dass die Täter aus der Stuttgarter Fußballszene kommen. „Solche Aktionen haben mit Eishockey nichts zu tun“, sagt er. Solche Menschen seien auch keine wirklichen Fußball-Fans. Für ihn sei es das Schönste, wenn sich die Fans aus den verschiedenen Lagern nach den Eishockey-Partien treffen, zusammen etwas trinken und sich über das Spiel unterhalten – egal, wie es ausging.

Die Stuttgarter und die Hügelsheimer Fans wollen nun etwas Gruppenübergreifendes starten. „Wir verstehen uns wirklich sehr gut“, meint Fechner.

Sie hat sich lange überlegt, ob sie am Freitag, 24. Februar, wieder nach Stuttgart fahren soll. Dann spielen die Hügelsheimer Baden Rhinos ab 20 Uhr die dritte Halbfinalpartie gegen die Stuttgarter Rebels. „Aber ich werde hinfahren und mich bei allen nochmal persönlich bedanken“, sagt Fechner. Die schlechte Erfahrung hätte dann doch was Gutes geschaffen.

Ergänzung

Wir haben nach Veröffentlichung des Textes noch die Aussage von Olav Schnier, Sportlicher Leiter der Stuttgarter Rebels, ergänzt.

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