Am Sonntag wählen die Hügelsheimer ihren neuen Bürgermeister. Für die Menschen im Spargeldorf sollte das ein besonderer Tag sein, da nach 24 Jahren ein Wechsel an der Rathausspitze ansteht.
Besonders macht diesen Wahlsonntag aber etwas anderes: Corona.
Denn ein Fest mit Musik und Reden, Freude und auch Trauer, wird es diesmal nicht geben.
Ein Wahltag ganz im Zeichen von Corona
Um den Publikumsverkehr in den drei Wahllokalen so gering wie möglich zu halten, ruft die Gemeinde weiterhin dazu auf, per Brief zu wählen. Bis Freitagabend um 18 Uhr können die Briefwahlunterlagen noch im Rathaus II beantragt werden. Bis Dienstagmittag hatten das bereits 748 Wähler getan.
Die 3.840 Wahlberechtigten haben die Möglichkeit, sich zwischen vier Namen zu entscheiden: der Pfinztalerin Kerstin Cee, dem Dauerkandidaten Samuel Speitelsbach, der in rund 30 Kommunen parallel antritt, der Sinzheimerin Ulrike Alex und dem Forbacher Alexander Roll.
Bis auf Speitelsbach hatten alle Kandidaten die Gelegenheit wahrgenommen, bei der Kandidatenvorstellung vor einer Woche, die live ins Internet übertragen wurde, ihre Programm zu präsentieren und sich den Fragen der Hügelsheimer zu stellen.
Ich bleibe natürlich, bis das Ergebnis auf dem Tisch liegt.Kerstin Cee, Bürgermeisterkandidatin
Um den besonderen Umständen gerecht zu werden, hat die Gemeindeverwaltung bereits früh die Wahllokale unter die Lupe genommen und ist teilweise auf größere Räume ausgewichen. Die klassische Urnenwahl findet daher in der Seniorenanlage „Neues Wohnen“, in der Schwarzwaldhalle und im Veranstaltungsraum in der Albertastraße statt.
Neben der Wahlbescheinigung, einem Ausweis und einer medizinischen Maske sollten die Hügelsheimer auch noch einen Kugelschreiber einstecken. Und während es sonst reichte, die Wahlbescheinigung einem Wahlhelfer in die Hand zu drücken, werden die Bürger nun gebeten, den Brief so zu entfalten, dass er gut zu erkennen ist.
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Hohe Inzidenz könnte Verkündung des Siegers ins Internet verlagern
Bis feststeht, wer ab dem 12. Mai die Geschicke Hügelsheims lenken wird, dauert es in diesem Wahljahr ebenfalls länger als sonst. Das liegt allerdings ausnahmsweise nicht an Corona. Grund ist vielmehr die gleichzeitig stattfindende Landtagswahl – sie wird zuerst ausgezählt. Erst danach geht es an die Stimmzettel für die Bürgermeisterwahl.
In der Verwaltung geht man derzeit davon aus, dass der Gemeindewahlausschuss frühestens gegen 21 Uhr zusammenkommen wird. Bis der Name des neuen Bürgermeisters oder der neuen Bürgermeisterin vor der Schwarzwaldhalle verkündet wird, kann der Abend also schon weiter fortgeschritten sein.
Wer nicht ganz im Unklaren bleiben will, wie es weitergeht, der kann sich über die Plattform wahlen.votemanager.de auf dem Laufenden halten. Hier werden die Auszählungsergebnisse bereitgestellt, sobald sie vorliegen.
Da man vermutlich nirgends rein kann, werde ich draußen frierend warten, wie es ausgeht.Ulrike Alex, Bürgermeisterkandidatin
Und auch der sonst übliche lockere Ausklang des Wahlabends, der traditionell unter Mitwirkung der Vereine gestaltet wird und bei dem der siegreiche Kandidat üblicherweise ein Fass Bier ansticht oder für andere kulinarische Freuden sorgt, fällt in diesem Jahr flach.
Das mag der späten Stunde der Ergebnisverkündung geschuldet sein – gleichzeitig aber auch den Corona-Regeln, die eine spontane Zusammenkunft in der Schwarzwaldhalle unmöglich machen. Und sollte die Inzidenz im Landkreis bis Sonntag bereits den dritten Tag in Folge über 100 liegen, könnte eine erneute Ausgangssperre den Abend sowieso jäh beenden.
Noch-Bürgermeister Reiner Dehmelt ist daher noch unsicher, wie der Abend genau ablaufen wird: „Wir stimmen uns derzeit noch ab.“ Aktuell werden zwei Szenarien geplant: Inzidenz unter 100: Das Ergebnis wird vor Ort verkündet. Inzidenz über 100: Das Ergebnis gibt es nur im Internet. Und auch die beiden Kandidatinnen, denen die besten Chancen auf einen Wahlsieg eingeräumt werden, äußern sich zurückhaltend.
Die beiden Kandidatinnen wollen abends vor Ort sein
Sie werde abends etwa ab halb acht auf jeden Falls in der Nähe der Schwarzwaldhalle sein und immer mal wieder einen Spaziergang machen, um die Wartezeit zu überbrücken, erklärt Kerstin Cee: „Ich bleibe natürlich, bis das Ergebnis auf dem Tisch liegt.“ Genauso hält es Ulrike Alex.
„Da man vermutlich nirgends rein kann, werde ich draußen frierend warten, wie es ausgeht“, scherzt sie. Wenn es die Umstände irgendwie möglich machen, würden sich beide im Falle ihres Siegs noch mit einer kleinen Rede an die Hügelsheimer wenden wollen. Die große Party wird allerdings noch auf sich warten lassen – bis es möglich ist, gemeinsam anzustoßen. „Natürlich coronakonform.“ Darin sind sich Alex und Cee einig.