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Laufen und Gutes tun

Wie eine Hügelsheimerin jedem Schritt einen neuen Sinn gibt

Für Nicole Merkel aus Hügelsheim ist Laufen inzwischen mehr als nur Bewegung . Sie hat erst mit 42 Jahren mit Laufen begonnen und ihre Leistung sehr gesteigert.

Mit ihrem ersten Eiger-Ultra-Trail wurde für Nicole Merkel ein Traum wahr. Nach gesundheitlichen Einschränkungen fängt sie jetzt wieder ganz von vorne mit dem Training an.
Mit ihrem ersten Eiger-Ultra-Trail wurde für Nicole Merkel ein Traum wahr. Nach gesundheitlichen Einschränkungen fängt sie jetzt wieder ganz von vorne mit dem Training an. Foto: pr

Nicole Merkel hat jahrelang keinen Sport getrieben. Das änderte sich erst, als sie 2016 einen Laufkurs besuchte – und ihre Leidenschaft für dieses Hobby entdeckte.

Laufen in freier Natur ist gesund, macht den Kopf frei – und glücklich. Das Tempo ist Nebensache. Allein der Spaß an der Bewegung zählt. Die Hügelsheimerin will auch andere Menschen zur Bewegung motivieren und gleichzeitig etwas Gutes tun. Wie das geht?

Unterstützung für Duchenne Stiftung und Lebenshilfe

Nicole Merkel sitzt am Wohnzimmertisch, ihre beiden Katzen streichen um ihre Füße. Neben sich ein Magazin der Deutschen Duchenne Stiftung. Die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist eine seltene Erkrankung, die mit zunehmendem Muskelschwund einhergeht. Sie ist genetisch bedingt und bisher nicht heilbar. Kinder mit DMD verlieren ihre Gehfähigkeit und sind im frühen Teenager-Alter auf den Rollstuhl angewiesen.

Die 48-Jährige hat schon einige junge Menschen getroffen, die dieses furchtbare Schicksal erleiden müssen – und trotzdem in bewundernswerter Weise ihren Lebensmut nicht verloren haben. „Viele werden nicht älter als Mitte 20 oder 30“, sagt die Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins laufendhelfen.de.

Der Verein hat das Ziel, behinderte und benachteiligte Menschen mit sportlichen Aktivitäten und Spenden zu unterstützen. Das Geld kommt zwei festen Sozialpartnern zugute: Eine ist die Duchenne-Stiftung, die andere die Lebenshilfe Baden-Baden-Bühl-Achern.

Lebenswerk von Vereinsgründer Rudolf Mahlburg übernommen

Für Nicole Merkel ist die Vereinstätigkeit eine Herzensangelegenheit. Das ist deutlich zu spüren, wenn sie von ihrem Ehrenamt erzählt. Im März 2021 hatte die Verwaltungsangestellte das Lebenswerk von Vereinsgründer Rudolf Mahlburg und dessen Frau Brigitte übernommen, die sich aus Altersgründen zurückziehen wollten.

Der Verein wurde bereits 2006 aus der Taufe gehoben. Anlass war ein Junge aus Baden-Baden, der an der Duchenne-Krankheit litt. Damals wurde die Idee geboren, mit jedem Schritt etwas Gutes zu tun und das Laufen mit Spendenaktionen zu verbinden. „Wir wollen, dass aus den Prinzen Könige werden können“, erläutert Nicole Merkel plastisch ihr Credo.

Aha-Erlebnis vor Weihnachten 2015

Nicole Merkel hatte ihr Aha-Erlebnis vor Weihnachten 2015: Die Festtage standen vor der Tür und damit auch die Festtagsessen. Lust darauf verspürte sie nicht, vielmehr fühlte sie eine körperliche Unzufriedenheit.

Ihr Schwager ermunterte sie zur Bewegung, „das war mein Wecker“, sagt sie. Im März 2016 startete sie ihren Laufkurs. Das Ziel: Fünf Kilometer oder eine halbe Stunde laufen. „Das hat mir damals niemand und ich mir am wenigstens zugetraut.“

Meine persönlichen Meilensteine habe ich aber immer schon für wohltätige Zwecke erlaufen.
Nicole Merkel, Vereinsvorsitzende

Doch die Laufleidenschaft war geweckt – und wurde mit jedem persönlichen Fortschritt auf den Hausbergen im Schwarzwald weiter geschürt. Hinzu kam die Begeisterung für Trailrunning.

Den ersten Halbmarathon lief sie 2018, ihre bisher größten Laufleistungen waren zwei Ultradistanzen über 46 und 51 Kilometer. „Meine persönlichen Meilensteine habe ich aber immer schon für wohltätige Zwecke erlaufen“, verdeutlicht Merkel.

Denn schon vor zehn Jahren hatte sie erstmals Kontakt mit laufendhelfen.de gehabt. Der kam über ihre Familie zustande, die sehr sportlich ist. Warum sie das erzählt? Weil man vieles schaffen kann, wenn man will. Man muss sich nur trauen.

„Ohne die Gruppe im Lauftraining hätte ich nicht weiter gemacht“, ist sie überzeugt und fügt an: „Man darf dazu stehen, der Letzte in der Gruppe zu sein und trotzdem persönlich voranzukommen“, will sie allen Zauderern Mut machen.

Wanderungen für jedermann

Gemeinsam starten, gemeinsam helfen, gemeinsam ankommen – das gilt auch für die Veranstaltungen des Vereins, zu dem nicht nur Spendenläufe zählen, sondern auch Wanderungen. Die Freude am Wandern und Bergsteigen hatte Merkel in der Pandemiezeit entdeckt, als es keine Laufveranstaltungen gab.

Seither geht laufendhelfen.de auf neuen Wegen weiter. Der Verein bietet inzwischen übers Jahr vier Wanderungen im Schwarzwald, in der Pfalz und im Elsass an – drei für jedermann über 10 bis 15 Kilometer und ein Hauptevent über 44 Kilometer. Teilnahmegebühren gibt es nicht, nur freiwillige Spenden der Teilnehmer.

In der Regel wird für jeden Kilometer ein Euro bezahlt –- und damit jedem Schritt ein neuer Sinn gegeben.

Erstmals auch Firmenwanderung angeboten

Die Vorsitzende berichtet von guten Teilnehmerzahlen und begeisternden Erlebnissen. Und so kamen schon einige Tausend Euro für die gute Sache zusammen. Auch mit einer ersten Firmenwanderung hat der Verein begonnen. Das sieht in der Praxis so aus: Die Belegschaft wandert an vier Freitagnachmittagen acht Kilometer in der freien Natur.

„Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Mitarbeiter können entspannt ins Wochenende starten.“ Der Verein plant, organisiert und begleitet die Aktion, die im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements stattfindet, der Betrieb gibt eine Spende.

Trotz Langzeitfolgen nach Corona lässt sich Nicole Merkel nicht unterkriegen

Wie wichtig Bewegung ist und wie sie fehlt, hat die Hügelsheimerin am eigenen Leib erfahren. Gesundheitliche Langzeitfolgen nach einer Infektion mit dem Coronavirus haben sie zu einer anderthalbjährigen Trainingspause gezwungen.

Derzeit befindet sie sich beruflich in einer Neuorientierungsphase, „der Sport ist da für mich extrem wichtig, um mich gesunden zu lassen“, sagt sie. Jetzt fängt sie wieder langsam an zu laufen, obwohl sie schon nach kurzer Distanz um Luft ringen muss. Aber sie gibt nicht auf und kämpft: „Das Bergweh ruft“, meint sie schmunzelnd.

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