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Gäste aus dem Ausland

Beim Iffezheimer Töpfermarkt kommen diesmal Neulinge und Nachwuchs zum Zug

Bei strahlendem Sonnenschein strömten die Besucher auf das Gelände der Iffezheimer Pferderennbahn, um an den Ständen der Aussteller auf dem Töpfermarkt zu stöbern.

Leute schauen sich Stände an
Bei strahlendem Sonnenschein strömten die Besucher auf das Gelände der Iffezheimer Pferderennbahn, um an den Ständen der Aussteller auf dem Töpfermarkt zu stöbern. Foto: Matthias Greß

Ein Paradies für Herz und Seele breitet sich an den Toren zur Iffezheimer Rennbahn vor den Besuchern aus: Jürgen Blank hat an diesem Wochenende zum 29. Töpfermarkt geladen.

Die überall festgestellte Kaufzurückhaltung scheint bei den Dingen, die Herz und Seele erwärmen, ihre Grenzen zu finden. Vier Aussteller des Töpfermarktes hätten absagen müssen, da sie bereits ausverkauft seien, berichtete Jürgen Blank. Weitere Lücken habe er schließen müssen, da einige alte Weggefährten der Pandemie Tribut zollen mussten oder in den Ruhestand gegangen waren.

So ergab sich die Chance für Erstlinge und Künstler anderer Gattungen, ihre Werke dem Publikum zu präsentieren. Aus dem Gastland Frankreich lugte die Elsässerin Kiki Strielin über den Rhein und bot zarte Tischkeramik feil. Direkt daneben zeigte Marianne Succord ihre durch die Höhlenzeichnungen unserer steinzeitlichen Vorfahren inspirierten Mammuts an. Beide kamen erst in der Mitte ihres Lebens zur Töpferkunst. „Man ist nie zu alt, um seinen Beruf zu wechseln“, so sagt Succord.

Aussteller aus Frankreich und Österreich

„Fer & Ceramic“ (Eisen und Keramik), unter dieses Motto stellt Patrick Domenicone, der dritte Franzose im Bunde, sein Schaffen. Als großer Freund des Arbeitens mit dem Feuer begann der gelernte Schmied vor zwei Jahren, die beiden „Feuerwerke“ Schmieden und Töpfern miteinander zu verbinden.

Heraus kam Einzigartiges: Aus einem alten, eisernen Weidepfahl schmiedete er ein schlankes Bäumchen, das fest auf filigranen Wurzeln ruht. In seiner Krone findet ein Futterhäuschen aus gebrannten Ton Platz, bei dem verspielte Treppen sich um steile Berghänge winden und die Einzelgehöfte miteinander verbinden. Granatsplitter aus den Schlachten um Verdun verbindet der Lothringer mit Keramik zu friedlichen Hinguckern.

Ihre Lust auf Abenteuer, das Lampenfieber auf neuen Märkten, führten Sandra Gasque i Andrés auf der Suche nach Inspirationen erstmalig nach Iffezheim. In Katalonien fertigte sie Lampen mit Motiven des Sternenzeltes, die ganzjährig Abnehmer gefunden hätten. Als sie sich der Liebe wegen in Österreich niederließ, sei deren Absatz eingebrochen. Über Umwege hatte die damals des Deutschen noch nicht Mächtigen erfahren, dass ihre Sternenmotive in der Alpenrepublik mit Weihnachten in Verbindung gebracht wurden und deswegen über das restliche Jahr zu Ladenhüter wurden.

Eine neue Idee musste her. Diese stellte sich im Handumdrehen ein und wurde in der heimischen Werkstatt auch gleich umgesetzt. Zu bewundern war das Ergebnis dieses Schaffensprozesses an ihrem Stand in Iffezheim: hoch aufgerichtete Frauen, in bunte Gewänder gehüllt, die stolz ihr Haupt gen Firmament recken.

Nur zwei Auszubildende

Aktuell gibt es in ganz Baden-Württemberg lediglich zwei Auszubildende im Keramikerhandwerk. Beide werden im Betrieb von Gert Michael Gießmann ausgebildet. Eine von ihnen, Helena Riem vertrat gekonnt ihren Ausbildungsbetrieb an der Rennbahn. Die Ausbildung im Unternehmen wechsle sich mit zwei bis drei Wochen Blockunterricht an der Keramikschule Landshut ab, berichtete sie aus ihrem Lehrlingsalltag. Sie wohne dann im dortigen Internat.

Ein bisschen aus dem Nähkästchen, respektive Tontöpfchen, plauderte Riem, als sie erläuterte, wie das Gold auf den Rand der Schüsseln und Teller kommt: Goldstaub sei in einer Lösung gebunden und werde mit dem Pinsel auf das Objekt aufgetragen. Während des Brennens verflüchtige sich die Lösung und das Gold brenne sich in die Glasur.

Korbmacher, Hutmacher, Gold- und Silberschmiede erweiterten den Kreis der letzten Hoffnungsträger der Träumerei, so Blank. Diese boten ihre Werke den bei herrlichem Sonnenschein auf den Markt strömenden Besuchern feil.

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