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Narreparade auf der Rennbahn

Fastnachter strahlen in Iffezheim mit der Sonne um die Wette

Besser hätten die Bedingungen kaum sein können für die Iffezheimer Narrenparade. Das Geschehen auf der Rennbahn erfreute gerade die kleinen Besucher.

fastnacht Rennbahn
Etwas andere Pferde auf dem Turf: Der Iffezheimer Carnevals Club gehörte zu den Teilnehmern der Narrenparade – und hatte auch eine Friedensbotschaft dabei Foto: Hans-Peter Collet

Narrenherz, was willst Du mehr? Die Sonne scheint vom wolkenlosen Iffezheimer Himmel, Musik bollert aus den Lautsprechern über die Rennbahn, Dutzende Fastnachtsgruppen defilieren an einem erwartungsfrohen Publikum vorbei, das freudig mitgeht, und es fliegen Bonbons und andere Süßigkeiten durch die Luft. Es könnte ein Fastnachtssonntag wie aus dem Bilderbuch sein. Nur eines fehlt bei der von der RS-Stiel-Events veranstalteten Narrenparade zum fastnachtlichen Rundumglück: die restlose Unbeschwertheit.

Immer noch lastet die Corona-Pandemie auf den Menschen, sie ist auch der Grund für ein halbes Dutzend Absagen angemeldeter Gruppen. Viele Besucher tragen Masken, die alles andere als Bestandteil eines Fastnachtshäs sind.

An den Eingängen ist angesichts von rund 6.500 verkauften Tickets Geduld gefragt. Die Kontrolle der 2G-plus-Regel erfordert Zeit, auch wenn die notwendigen Nachweise vorbereitet sind. Hier und da keimen leichte Zweifel, ob man es rechtzeitig zum Beginn der großen Narrenparade schafft. Die Sorge ist unbegründet, der Zug mit dem Iffezheimer Fanfarenzug vorneweg setzt sich, Fastnacht ist schließlich die friedliche Schwester der Anarchie, 20 Minuten später als angekündigt in Bewegung.

Friedensbotschaft am Wagen

Dass im Osten Europas ein Krieg tobt, ist keineswegs vergessen, und es beschäftigt auch manchen Teilnehmer. Der Iffezheimer Carnevals Club (ICC) hat auf seinem Wagen ein großes Transparent angebracht, auf dem in vielen Sprachen das Wort Frieden zu lesen steht.

Schatzmeister Herbert Sauter sagt, dass für den ICC als Lokalmatador die Teilnahme eine Selbstverständlichkeit sei. Wegen Corona sei der eine oder andere nicht dabei, weshalb auch anders als üblich vom Wagen nicht nur Männer grüßten. Der Ukraine-Krieg sei in Gesprächen ein Thema, „aber was ändern wir, wenn wir hier nicht mitmachen?“

Fastnachtsgruppe
Schaurig-gefährlich: Die Murgwald-Wölfe streiften gemeinsam mit mehr als 50 anderen Gruppen über die Umzugsstrecke. Foto: Hans-Peter Collet

Wie seinen Präsidenten Holger Deutschmann treibt ihn die Sorge um, dass die Tradition Fastnacht in den vergangenen zwei Jahren Schaden genommen haben könnte. „Die Kinder können fast schon nichts mehr damit anfangen“, sagt Sauter, „aber die Fastnacht muss weitergehen und darf nicht verloren gehen.“

Deutschmann hebt das auf eine generelle Ebene. Sein Sohn sei gerade 16 Jahre alt geworden und gehöre damit zu einer Generation, der ein Teil ihrer Jugend genommen worden sei: „Was wir in diesem Alter erlebt haben, ist ihnen verwehrt geblieben.“

Jäger und Sammler der süßen Schätze

Tatsächlich sind unter den Besuchern zahlreiche Kinder. Schon auf dem Weg zur Rennbahn ist ihnen die Vorfreude anzumerken, und als von den Wagen und Fußgruppen die Süßigkeiten geflogen kommen, werden die Kinder zu Jägern und Sammlern der süßen Schätze. Und mit jeder „Trophäe“, die sie stolz zu Mama und Papa tragen, wird das Leuchten in den Augen heller.

Tanzende NARREN
Rot-grüner Tanz: Die Unzhurster Himbeergeistern legten sich vor der Tribüne ins närrische Zeug. Foto: Hans-Peter Collet

Die etwas mehr als 50 Gruppen beschenken sie reichlich. Sie kommen aus dem gesamten Landkreis Rastatt, von den Berghexen aus Bischweier bis zu den Unzhurster Himbeergeistern, von den Lichtenauern Ziegenböck bis zu den Ottenauer Schermäusen. Aber auch etliche Gruppen von jenseits der Kreisgrenzen sind dabei: der Fanfarenzug Schutterwald etwa, die Kloschder-Hexen aus Völkersbach oder die Hohbarrer Deifel aus dem elsässischen Saverne, und auch aus Sandhausen und Singen hatten sich Fastnachtsgruppen angekündigt.

Beste Stimmung bei den Teilnehmern

Die Laune unter den Teilnehmern ist bestens: „Die Stimmung ist super hier“, sagt Angelika Kern, ehe es für sie mit den „Bühler Rebgeistern“ auf die Narrenparade geht. Der Begriff ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die Gruppen ziehen von Nord nach Süd an den Tribünen vorbei, wo die Zuschauer die Parade „abnehmen“. Vor der Haupttribüne gibt es dabei schon mal die eine oder andere musikalische Einlage. Nach dem Vorbeimarsch an den Tribünen verlassen die Gruppen die Rennbahn wieder.

Auch wenn es so nur ein kurzer „Umzug“ für sie ist, genießen sie es: Immerhin ist es zwei Jahre her seit dem letzten vergleichbaren närrischen Auftritt. So ist alles geboten für einen gelungenen Fastnachtstag. Narrenherz, was willst Du mehr? Vielleicht beim nächsten Mal eine Welt ohne Sorgen – und ein paar Grad Celsius mehr.

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