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Mofa-Szene trifft sich

Frisierte Motoren sind Geschichte: Mofa-Fans fahren gemütlich durch Iffezheim

Ein Knattern kündigte sie an – 25 Mofa-Fans tourten am Sonntag von Iffezheim nach Schwarzach. Die wilden Zeiten sind für sie vorbei. Sie rasen nicht länger durch die Dörfer.

Posen für das Gruppenfoto: Zur Ausfahrt setzten die Mofa-Fahrer in Iffezheim ihre Helme auf.
Posen für das Gruppenfoto: Zur Ausfahrt setzten die Mofa-Fahrer in Iffezheim ihre Helme auf. Foto: Frank Vetter

In den 1970er Jahren war es ein Must-have oder zumindest der Traum vieler Jugendlicher: das Mofa. Das mit einem Zweitaktmotor ausgestattete Gefährt ermöglichte jungen Leuten ab 15 Jahren größere Distanzen zu überbrücken. Und es verwirklichte ein wenig den Traum von Freiheit.

Heute erleben die Fahrzeuge eine Renaissance. Der deutsche Erfolgsfilm „25 Stundenkilometer“ setzte dem Mofa vor vier Jahren ein cineastisches Denkmal. Nun trafen sich beim Iffezheimer Fahrradhändler Haak rund 25 Mofa-Enthusiasten zu einer gemeinsamen Ausfahrt.

53-Jähriger fährt mit legendärem Mofa in Iffezheim ein

Das charakteristische Knattern kündigt die Ankunft der ersten Teilnehmer an. Detlev Jung biegt auf den großen Platz vor dem Eingang zum Zweiradmarkt Haak ein. Auf dem Kopf trägt er einen Helm mit zwei Hörnern. Der 53-Jährige strahlt.

Er fährt ein Peugeot 103, ein legendäres Fahrzeug in der Mofa-Szene. Die 103er sind am Sonntag in der Überzahl. „Baujahr 1978“, erzählt Jung. Er fuhr das Mofa, bis er den Autoführerschein machen durfte, dann verschwand es im Keller.

Durch Jugendfreunde kam er dann zum Wiedereinstieg in die Szene und restaurierte das Mofa. So wie Detlev Jung geht es den meisten Bikern, die sich bei Spätsommerwetter im Iffezheimer Gewerbegebiet treffen.

Asphalt Cowboys Rastatt fahren Mofas aus ihrer Jugend

Von Iffezheim fahren die Biker später nach Schwarzach zum 3. Schwarzacher Mofa-Treffen mit Ausfahrt. „Das sind immer 15 bis 20 Kilometer“, sagt Thomas Haak, Inhaber des gleichnamigen Fahrradfachgeschäftes. Das feierte im vergangenen Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

„Meine Eltern haben früher auch Mofas und Mopeds verkauft und in der eigenen Werkstatt den Service angeboten“, blickt Haak auf die Anfänge des Familienunternehmens am Rastatter Werderplatz zurück. Er selbst wuchs mit Mofas und Mopeds auf.

25 Mofa-Fans trafen sich am Sonntag vor dem Fahrradfachgeschäft Haak in Iffezheim.
25 Mofa-Fans trafen sich am Sonntag vor dem Fahrradfachgeschäft Haak in Iffezheim. Foto: Frank Vetter

Zur Jubiläumsausfahrt trafen sich die Mofa-Freaks nun vor dem Geschäft. Einige Fahrer trugen T-Shirts mit dem Schriftzug „Asphalt Cowboys Rastatt“ auf dem Rücken.

Die Cowboys sind kein eingetragener Verein, sondern ein Kreis von etwa 40 Mofa-Fans, der sich vor rund zwei Jahren zusammengefunden hat. Alle fuhren Mofas in ihrer Jugend.

Frisierte Motoren gehören in Iffezheim der Vergangenheit an

Am Sonntag sind Mofas am Start, die tatsächlich noch am Werderplatz gekauft wurden. Die 50 Kubikzentimeter-Motoren leisten Pferdestärken von 25 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit – zumindest offiziell. Mofas wurden früher häufig „frisiert“, also schneller gemacht.

Abenteuerliche Geschichten werden vor dem Start zur Ausfahrt zum Besten gegeben. 103er, die es einst auf 80 oder gar 90 Stundenkilometer brachten und von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wurden.

Die wilden Zeiten sind vorbei, heute haben die Männer und Frauen einfach Spaß daran, auf ihren restaurierten Maschinen durch die Gegend zu düsen, im gesetzlichen Rahmen. Das Besondere daran sei gerade die Langsamkeit, das gemütliche Umherfahren, betonen die Mofa-Fans.

Wer wie Andi Kleinschmidt auf einem Solex daherkommt, dem bleibt nichts anders übrig: Die Mofas haben einen vor dem Lenker montierten Motor, der mittels einer Walze das Vorderrad antreibt und zum Tunen nicht geeignet ist.

Kleinschmidt fuhr schon mit 15 Solex und hielt Mofas und Mopeds über die Jahrzehnte die Treue. Andere entdeckten den Mofa-Kult wieder. Auch Marco Sallinger kommt mit seiner 103er Sport zur Ausfahrt. Seine giftgrüne Kawasaki Ninja, eine Rennmaschine, fahre er eigentlich gar nicht mehr. „Mofa-Fahren ist viel cooler“, sagt er und bringt wohl das auf den Punkt, was sie alle antreibt.

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