Die Temperaturen auf der Erde steigen. Hitzewellen nehmen zu. Die Meteorologen sprechen gerade vom wärmsten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und in vielen Teilen der Welt brennen die Wälder. Auch im Iffezheimer Gemeindewald ist es am Donnerstag heiß hergegangen.
Das lag freilich nicht nur an Minister Peter Hauk (CDU), den bei seinem Besuch im Waldstück neben der Wasserwerkstraße Baden-Baden knapp 50 Gäste erwarteten. Das lag vor allem am Thema, um das es beim „Klimawaldgespräch“ ging.
Im Austausch mit Forstleuten und regionalen Politikern befasste sich der Minister für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, selbst Forstwissenschaftler, mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder und informierte sich dabei über die aktuelle Lage in Mittelbaden.
Hardtwälder sind laut Peter Hauk am „stärksten betroffen“
Nach Grußworten von Iffezheims Bürgermeister Christian Schmid (parteilos) und Landrat Christian Dusch (CDU) schilderte Hauk die Lage in den „am stärksten betroffenen Hardtwäldern“ im dicht besiedelten Ballungsraum zwischen Rastatt und Mannheim.
Hier ist, wie später auch die Forstwissenschaftler und Forstwirte der 2019 gegründeten Arbeitsgruppe Hardtwald bestätigten, die Schädigung des Waldes durch Trockenheit und Folgeschädigungen sehr ausgeprägt. „Aber diese Schäden sind erst die lauen Vorboten dessen, was uns noch erwartet.“
Das betonte Hauk mit Blick auf die klimatischen Veränderungen, durch die sich in den vergangenen Jahren die Situation der Wälder drastisch verschärft habe. „Wir benötigen daher Anpassungsstrategien, um den Wald mit seinen vielfältigen Funktionen zu erhalten. Walderhalt ist unser erstes Ziel“, erklärte der Minister.
Das sind erst die lauen Vorboten dessen, was uns erwartet.Peter Hauk
CDU-Landesminister für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz.
Und er fügte hinzu: „Wir brauchen den Kohlenstoffspeicher Wald.“ Daher sei es wichtig, das Holz stofflich zu verwerten. Eine der zentralen Aufgaben sei gemäß der Waldstrategie für 2050 die dauerhafte Entwicklung von Maßnahmen und die Suche nach geeigneten heimischen oder nichtheimischen Baumarten, die Extremsituationen aushalten und mit Stressfaktoren besser umgehen können.
Abgesehen vom Waldumbau in Anpassung an das sich ändernde Klima gelte es, sich auch gegen Waldbrände zu wappnen. „Sie haben deutlich zugenommen, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in Brandenburg“, sagte Hauk, der dann den Experten der Arbeitsgruppe Hardtwald das Wort überließ.
Der Zusammenschluss arbeitet seit 2020 an forstlichen Konzepten zur Stabilisierung der Wälder in Zeiten des Klimawandels, „der jetzt erst beginnt“. Martin Moosmayer, Forstamtsleiter im Landkreis Karlsruhe, sagte: „Das Trockenjahr 2018 war für uns ein Augenöffner. Der Umfang der Schäden war neu. Uns allen war klar: Wir müssen reagieren, neue Wege finden und Antworten geben. Denn die existenzielle Bedeutung des Waldes ist infrage gestellt.“
Die Waldbesitzer sind an der Belastungsgrenze.Martin Moosmayer
Forstamtsleiter im Landkreis Karlsruhe.
Damit allein sei es aber nicht getan. Benötigt würden auch die finanziellen und personellen Mittel, um die guten Ansätze umsetzen zu können. „Wälder kosten viel Geld. Die Waldbesitzer sind an der Belastungsgrenze“, sagte Moosmayer, der ein „Sonderförderprogramm für die Hardtwälder“ forderte.
„Das wäre ein wichtiges Signal für die Waldbesitzer.“ Ebenso wichtig und hilfreich wäre ein jährliches Monitoring. Als ein Riesenproblem beschrieb der Forstamtsleiter den Wildverbiss auf den Naturverjüngungsflächen. „Das Rehwild frisst uns den jungen Wald weg.“ Eine erfolgreiche Jagd spiele daher eine wichtige Rolle für den klimagerechten Waldumbau. Der Forst benötige die Unterstützung der Jägerschaft bei der Regulierung der Wildbestände.
Mehr als 8.000 von 12.600 Hektar Hardtwald sind geschädigt
Wie stark die Hardtwälder zwischen Rastatt und Mannheim bereits geschädigt sind, verdeutliche Forstwirt Manuel Mannuß. Seinen Angaben zufolge nehmen die Schäden nach Norden hin zu. „12.600 Hektar Wald wurden untersucht. Davon sind mehr als 8.000 Hektar geschädigt und davon wiederum 3.700 Hektar schwer.“ Insgesamt gebe es Schadflächen auf etwa 70 Prozent des Hardtwaldes. Man hoffe jetzt auf die Naturverjüngung und darauf, diese besser in den Griff zu bekommen.
Über die Bedeutung eines durchgehenden Monitorings informierte die Forstwissenschaftlerin Petra Adler. Sie stellte ganz neue Verfahren zur Schadenserfassung vor – bis hin zur Nutzung von Satellitendaten und der Verwendung einer stetig dazu lernenden KI (Künstlichen Intelligenz).
Auf die Frage, welche Schäden das Eschentriebsterben in der Region versucht hat, antworteten die Experten: „Dreiviertel der Bestände sind bereits weg. Die Hoffnung aus Resistenzen hat sich nicht erfüllt.“