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Von Wintersdorf bis Hügelsheim

Jäger aus Iffezheim entwickelt 13 Sorten Wildwürste

Manche Jäger jagen nicht nur - sie lassen von Metzgern Würste herstellen, die sie dann selbst vermarkten. Wie zwei Männer aus Iffezheim das machen.

Vielfältiges Sortiment: Die Jäger Peter Steidle und Laszlo Lengyel (von links) lassen ihr Wild von einem Sinzheimer Metzger unter anderem zu Wurst verarbeiten.
Vom Wild zur Wurst: Die Jäger Peter Steidle und Laszlo Lengyel (von links) lassen ihr Wild von einem Sinzheimer Metzger unter anderem zu Wurst verarbeiten. Foto: Markus Koch

Mehr als 600 aktive Jäger gibt es in den Kreisen Rastatt und Baden-Baden. Das erlegte Wild verkaufen sie an Fleischhändler, Metzger, Gastronomen oder Privatkunden.

Manche Jäger lassen zudem von Metzgern Würste herstellen, die sie dann selbst vermarkten. Peter Steidle, der zur Jagdgemeinschaft Iffezheim gehört, hat mittlerweile 13 Sorten Wildwürste entwickelt, die ein Sinzheimer Metzger macht.

Die Hälfte des erlegten Wilds wird zu Wurst verarbeitet, die Bandbreite reicht dabei von luftgetrockneter Salami über Merguez bis hin zu Käseknacker: „Mein Vater war Metzger, mir macht es Spaß, Rezepte zu entwickeln“, meint Steidle.

Ich war sofort infiziert.
Peter Steidle, Jäger

Zur Jagd kam der 53-Jährige eher zufällig. Über das Reiten lernte er Michael Hertweck, den Betreiber des Lokals Le Bistro in Baden-Baden, kennen. Bei einer Runde in dessen Restaurant kam das Gespräch auf die Jagd. Steidle machte eine neckische Bemerkung, worauf Hertweck ihn einlud, mal auf die Jagd mitzukommen: „Ich war sofort infiziert“, berichtet Steidle.

Er machte 2005 den Jagdschein und jagte bis 2008 im Revier von Hertweck mit. Seit 2008 betreut Steidle ein Jagdrevier in Iffezheim, das etwa 380 Hektar groß ist und von Wintersdorf bis nach Hügelsheim reicht.

Tagsüber arbeitet er als Sachbearbeiter bei einem Bühler Autohaus, an zwei, drei Abenden pro Woche geht es in den Wald: „Ich mag die Natur, die Ruhe, da kann man von dem ganzen Stress, den man am Tag hatte, runterkommen“, berichtet er.

Dabei wird Steidle, der früher in Sinzheim lebte und mittlerweile in Roppenheim wohnt, von seinen Deutsch-Drahthaar-Hunden begleitet, die er seit geraumer Zeit züchtet.

Peter Steidle erlegt jährlich bis zu 80 Wildschweine

„Diese Tiere müssen in der Lage sein, einen Keiler zu stellen, der eine unglaubliche Kraft hat und gefährlich ist, wenn er wütend wird. Gleichzeitig sollen die Tiere so gutmütig sein, dass ich sie jederzeit ohne Bedenken mit Kindern zusammen lassen kann“, verdeutlicht er die Ansprüche an seine Zweibeiner.

Steidle erlegt im Jahr zwischen 40 und 80 Wildschweine, hinzu kommen etwa 50 Rehe. Unterstützt wird er bei der Jagd von Laszlo Lengyel, der im Hauptberuf als Greenkeeper auf der Iffezheimer Rennbahn arbeitet.

„Laszlo kann am besten von uns allen schießen. Er erlegt das meiste Wild“, so Steidle. Gemeinsam mit Lars Huber, der seit 1994 jagt, hat er eine Wildkammer in Iffezheim, um das erlegte Wild bei vier bis sechs Grad zu kühlen, bis es zum Metzger gebracht wird.

„Nachdem ich ein Tier erlegt habe, fahre ich sofort zurück, dann wird das Tier im Hof aufgehängt, gründlich abgespritzt und anschließend zerlegt. Ab dem Abschuss dauert es keine halbe Stunde, bis das Tier in der Kühlkammer ist“, berichtet Steidle.

Eine lebensmittelhygienische Schulung erhalten Jäger bei der Vorbereitung zum Jagdschein, wie Landratsamt-Pressesprecher Benjamin Wedewart erläutert: „Dies ist ein eigenes Ausbildungs- und Prüfungsfach bei der Jägerprüfung.“

Wildschweinfleisch, das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, muss außerdem auf Trichinen untersucht werden. Die Probenentnahme muss durch eine Person erfolgen, die geschult ist.

Entweder einen Jäger oder, im Falle des Verkaufs an eine Metzgerei oder den Wildhandel, einen Metzger, so Wedewart. Steidle lässt sein Fleisch in der Iffezheimer Tierklinik untersuchen.

Im Murgtal kommt allerdings noch eine Besonderheit hinzu, dort müssen erlegte Wildschweine auf den Gemarkungen Forbach, Weisenbach, Loffenau und Gernsbach (ausgenommen Schloss Eberstein) auf radioaktive Belastung beprobt werden – ein Erbe des Reaktor-Unfalls in Tschernobyl im April 1986.

Auf der Homepage des Deutschen Jagdverbands können Liebhaber von Wildfleisch Anbieter und Restaurants finden. Peter Steidle hat sich dort jedoch nicht eingetragen: „Wir haben genug Abnehmer, wir verkaufen unser Wild an Vereine, an Gastronomen aus Baden-Baden und an Privatkunden.“

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