Es war das versöhnliche Finale einer schwierigen Saison: Das Sales & Racing Festival auf der Galopprennbahn in Iffezheim hat am Sonntag 1.750 Besucher angezogen. Mehr waren wegen der Corona-Pandemie nicht erlaubt.
Die Auflagen waren streng: Feste Sitzplatz-Karten für die Tribünen waren ausschließlich online erhältlich. Wer seinen Platz verlässt, muss einen Mund-Nasen-Schutz tragen. An diese Regel halten sich längst nicht alle – was auf dem weitläufigen Gelände indes kaum Probleme bereitet.
Maskenpflicht trübt Freude nicht
Zu Menschenansammlungen kommt es allenfalls bei den Siegerehrungen. Auf der Wiese an der Rennbahn stehen die Zuschauer in markierten Quadraten und wahren so den Abstand. Jeder Besucher muss zudem am Eingang seine Kontaktdaten hinterlassen.
Die Freude am Pferderennsport trüben die strengen Vorgaben dennoch nicht. Begeistert fiebern die Zuschauer bei den Rennen mit, darunter mit dem „Preis der Winterkönigin“ und dem „Ferdinand Leisten Memorial“ zwei hochdotierte Zweijährigen-Konkurrenzen.
Herrlich, dass wir hier wieder herkommen können.Besucherin des Sales & Racing Festival
„Herrlich, dass wir hier wieder herkommen können“, freut sich eine Besucherin. Sie ist mit ihrer Familie in Iffezheim und bestaunt die durchtrainierten Rennpferde aus nächster Nähe: „Wahnsinn, wie schön die gebaut sind.“ Nebenan flucht eine Gruppe junger Männer, den Wettschein in der Hand: „Mist, schon wieder nichts.“
Die meisten, so wirkt es, freuen sich darüber, dass sie überhaupt dabei sind. Noch beim Frühjahrsmeeting durften gar keine Besucher auf die Rennbahn, bei der Großen Woche im September nur 500 pro Renntag. Baden Racing bezifferte seine Verluste durch das Fehlen von Ticket-, Sponsoren- und Wetteinnahmen auf rund 1,5 Millionen Euro.
Der Veranstalter hatte vor wenigen Wochen bekanntgegeben, dass er den auf 20 Jahre angelegten Pachtvertrag mit der Gemeinde Iffezheim zum Jahresende gekündigt habe, und damit für reichlich Aufsehen gesorgt.
Verluste durch Corona
Als Grund hatte Baden Racing angegeben, die jährliche Pacht in Höhe von 200.000 Euro wegen der Corona-Verluste nicht mehr bezahlen zu können. Die Gemeinde Iffezheim hatte Gespräche mit dem Rennveranstalter angekündigt.
Auch beim Saisonfinale musste Baden Racing umplanen: Aus ursprünglich zwei anvisierten Renntagen wurde letztlich einer. Neben dem Publikum waren zwei Besitzer pro Pferd zugelassen – dazu Funktionäre und Aktive.
Am Samstag fand nun ausschließlich die Herbstauktion der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) statt, bei der zahlreiche edle Pferde den Besitzer wechselten. Preise von mehr als 30.000 Euro waren dabei keine Seltenheit. Das höchste Gebot brachte der einjährige Weston ein. Für ihn zahlte ein Bieter 75.000 Euro.
Die Galopprennen in Iffezheim haben eine lange Tradition: Die Premiere fand bereits 1858 statt. Nach ihrem Gründer, dem französischen Spielbankpächter Edouard Bénazet ist heute eine Tribüne benannt. Nachdem der frühere Veranstalter, der Internationale Club, in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, übernahm Baden Racing 2010 seine Rolle.
Seither fanden 29 Meeting mit 124 Renntagen statt. In 1.077 Vollblut-Rennen wurden nach Angaben von Baden Racing Preisgelder in Höhe von 22,7 Millionen Euro ausgeschüttet – so viele wie von keinem anderen Galopp-Veranstalter in Deutschland.