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Wasserwerk Ottersdorf

Im Kampf gegen PFC werden in Rastatt weitere Millionen investiert

Die Fahne nähert sich dem Wasserwerk Ottersdorf, die Stadtwerke Rastatt müssen nachrüsten: Staatssekretär Dr. Andre Baumann übergibt hierfür einen Förderbescheid des Landes.

Auf sauberes Trinkwasser: OB Hans Jürgen Pütsch, Staatssekretär Andre Baumann und Stadtwerke-Geschäftsführer Olaf Kaspryk (kleines Foto, von links) in Ottersdorf.
OB Hans Jürgen Pütsch, Staatssekretär Andre Baumann und Stadtwerke-Geschäftsführer Olaf Kaspryk (kleines Foto, von links) in Ottersdorf. Foto: Tobias Joist

Das Gift breitet sich langsam, aber unaufhaltsam aus: Die Fahne der Perfluorierten Chemikalien (PFC) im Grundwasser bewegt sich auch auf das Wasserwerk Ottersdorf zu.

Die Folge: Im Kampf gegen die Schadstoffe müssen die Stadtwerke diesen wichtigen Baustein der Rastatter Wasserversorgung ertüchtigen. Insgesamt rechnet man mit Kosten von „weit über zehn Millionen Euro“. Das hat auch Auswirkungen auf die Verbraucher.

Im September sollen die Arbeiten für einen Werksanbau beginnen, in dem zunächst sechs Kessel mit Aktivkohle zur Ausfilterung der Schadstoffe Platz finden. 2,7 Millionen Euro soll dieser erste Bauabschnitt schätzungsweise kosten

Land fördert 25 Prozent der 2,7 Millionen Euro

Immerhin: Hierfür fließt nun – wie zuvor auch in Baden-Baden – Förderung vom Land. Den entsprechenden Bescheid über 672.000 Euro, also 25 Prozent der Kosten, hat der Staatssekretär des Umweltministeriums Andre Baumann am Dienstag persönlich überreicht.

Mit der jetzt zu installierenden Technik allein ist es indes noch nicht getan, wie Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch (CDU) und Stadtwerke-Chef Olaf Kaspryk betonten. Drei neue Brunnen, die unbelastetes Wasser in tieferen Schichten erreichen, sollen errichtet werden, wofür wiederum neue Leitungen erforderlich sind.

Und im Werk selbst sind Vorrichtungen geplant, mit denen künftig eine weiterführende Reinigungsstufe erreicht werden könne – für kurzkettige PFC. Auch eine Anlage für die kontinuierliche Schlussdesinfektion könne in der Halle untergebracht werden. Aktuell gehe man davon aus, über zehn Millionen Euro in Ottersdorf in die Hand nehmen zu müssen.

In der Vergangenheit hatten die Stadtwerke das hoch mit PFC belastete Werk Niederbühl stillgelegt und unter anderem Millionen in die Ertüchtigung des Wasserwerks Rauental und den Bau von Verbindungsleitungen mit den Stadtwerken Gaggenau investiert, die im Notfall gegenseitige Wasserlieferungen ermöglichen. Denn, wie OB Pütsch sagte: Genug Wasser und genug Brunnen allein garantieren heutzutage keine gute Versorgung mehr.

Rastatter können sich auf höheren Wasserpreis einstellen

Für die Rastatter bedeuten die neuerlichen Investitionen indes nicht nur, dass sie auch künftig auf sauberes Trinkwasser zählen können, sondern auch, dass der Wasserpreis erneut steigt, um die Ausgaben zu refinanzieren. Wie viel mehr das Lebensmittel Nummer eins künftig kosten wird, stehe noch nicht fest.

„Wir sind gerade am Berechnen“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Kaspryk auf Nachfrage unserer Redaktion. Möglicherweise verteile man die Erhöhung auf mehrere Staffeln. Aktuell liege der Rastatter Wasserpreis, wie auch Staatssekretär Baumann bestätigte, landesweit im unteren Drittel.

Das Ende der PFC-Fahnenstange ist derweil nicht in Sicht. In Mittelbaden, dem Epizentrum des PFC-Skandals, sind über 1.200 Hektar Fläche mit den Chemikalien belastet. Würde man den betroffenen Boden abtragen wollen, müsste man Kubikmetermengen bewältigen, die umfangreicher sind als die Cheops-Pyramide.

Wirtschaftlich ist das keine Option, sagt das Ministerium. Kosten dafür können nicht beziffert werden. So sickern die PFC weiter vom Boden ins Grundwasser. „Das Problem wird uns noch Jahre und Jahrzehnte beschäftigen“, prognostiziert Staatssekretär Baumann.

Den PFC-Skandal, dessen Ursprung nach wie vor nicht geklärt sei, bezeichnete er zugleich als „Mahnmal eines sorglosen Umgangs mit einer Ewigkeitschemikalie“. PFC – wasser-, schmutz-, und fettabweisend – finden sich in vielen Verbraucherprodukten wie Kochgeschirr, Textilien, Lebensmittelverpackungen oder Papier.

In Rastatt soll ein häufiger Wechsel der Kohle vermieden werden

Und wie ist aktuell die Lage am Wasserwerk Ottersdorf? Dort registriert man inzwischen „beachtenswerte Konzentrationen“ in einem von drei Brunnen, so Kaspryk. Bis die neue Anlage steht – Ende 2024 soll sie in Betrieb genommen werden –, komme man aber mit Hilfe eines entsprechenden Brunnenmanagements noch hin, sagte der Geschäftsführer am Dienstag.

Er lenkte dabei den Blick auf ein für ihn ungelöstes Problem: Die endgültige Vernichtung der Schadstoffe, die nach der Filterung in der Aktivkohle stecken. Wie und wo soll die stattfinden? Und ist dies (auch finanziell) Aufgabe eines Wasserversorgers? In Rastatt will man zumindest einen häufigeren Wechsel der Kohle vermeiden.

Aktuell werde untersucht, ob nachgeschaltete Ionenaustauscher angewendet werden können. Mit dem Karlsruher Technologiezentrum Wasser arbeite man an der Entwicklung einer solchen Anlage.

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