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Ratte im Bett überrascht

Wie ein Rentner aus Rastatt gegen die Rattenplage in seiner Wohnung kämpft

Bernd Matthes aus Rastatt ist verzweifelt. In seiner Erdgeschosswohnung wimmelt es teils vor Ratten. Grund ist ein naher Kanal. Helfen neue Maßnahmen der Hausverwaltung?

So sah der Orirginal-Kuchen nach dem Besuch einer Ratte aus. Bernd Matthes hat für den Fotografen einen neuen entsprechend präpariert.
Sie fressen Kuchen, Brot und Pralinen. Bernd Matthes aus Rastatt ist wegen der Ratten in seiner Wohnung verzweifelt, gerät aber nicht in Panik. Foto: Frank Vetter

Im berühmten Trickfilm „Ratatouille“ treibt ein Heer von Ratten eine Seniorin in ihrem Haus zum Wahnsinn. So ähnlich, nur nicht so lustig wie im Film, muss es dem Rastatter Rentner Bernd Matthes gehen. Denn in seine Erdgeschosswohnung dringen immer wieder Ratten ein und fressen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Ich hatte auch eine Tüte mit sechs Scheiben Schnittbrot, da fehlten dann vier davon.
Bernd Matthes
Rentner

Der Rentner steht in seiner Küche und erzählt, was die Nager schon so alles angestellt haben. Als er unlängst nach Hause kam, staunte er nicht schlecht. Ein in der Küche abgestellter Hefekuchen war zum Teil weggefressen. „Ich hatte auch eine Tüte mit sechs Scheiben Schnittbrot, da fehlten dann vier davon“, berichtet er.

Matthes bewohnt eine Erdgeschosswohnung im Brunnenhaus. Von seinem Wohnzimmer aus gelangt er ebenerdig in sein kleines Gärtchen und auf seine Miniterrasse mit Sitzgruppe. Eigentlich ein sehr anheimelndes Plätzchen.

Nager wie dieser sind dem Rastatter Bernd Matthes unliebsamer Besuch.
Nager wie dieser sind dem Rastatter Bernd Matthes unliebsamer Besuch. Foto: Arno Burgi picture alliance / dpa

Das Problem ist die unmittelbare Nähe zum Gewerbekanal, an dessen Ufern sich Ratten offenbar recht wohlfühlen. Wenn die Nager auf Erkundung gehen, führt sie ihr Weg vom Kanal offenbar am Brunnenhaus, an dem Gärtchen von Matthes vorbei. Da Ratten eine ziemliche gute Nase haben, entgeht ihnen dabei auch ein leckerer Kuchen nicht. Es muss nicht unbedingt die offene Türe sein, auch ein gekipptes Fenster genügt den erfahrenen Kletterern, um an die ausgemachte Beute zu gelangen.

„Im letzten Jahr habe ich eine Ratte überrascht, als sie gerade über mein Bett marschierte“, so Matthes. Das findet der Rastatter nicht lustig, gerät ob des ungebetenen Besuchs jedoch nicht in Panik, sagt er.

Nachbarin gerät nach Ratten-Besuch in Panik

Im Gegensatz zu seiner Nachbarin. Anneliese Kölmel kam am vergangenen Samstag von einem Besuch bei ihrem Sohn nach Hause. Die Rollstuhlfahrerin hat immer ein Schälchen mit Pralinen auf ihrem Buffet parat, mit denen sie sich bei ihren Pflegehelfern bedankt. Am Samstag fehlte ein Großteil der Süßwaren. Und aus einer kleinen Schüssel mit Nüssen lagen etliche verteilt auf dem Boden. „Ich hatte solche Angst, dass ich die Nacht bei eingeschaltetem Licht in einem Sessel saß“, erzählt Kölmel.

Matthes sagt, er habe sich schon an die Stadt und die Hausverwaltung gewandt. Es müsse ja etwas unternommen werden, so könne es nicht weitergehen. „Wir können ja nicht alle Fenster und Türen ständig geschlossen halten.“

Rastatter Stadtverwaltung sieht sich nicht zuständig

Die Stadtverwaltung ist nicht zuständig, wie die Pressestelle auf Anfrage mitteilt. „Zweimal jährlich beauftragen wir einen Schädlingsbekämpfer mit dem Ausbringen von Giftködern in den städtischen Kanalisationsanlagen, auch in den Ortsteilen“, so Pressesprecherin Heike Dießelberg.

Damit die Bekämpfungsaktion von Erfolg gekrönt sein könne, fordere die Stadt Eigentümer von Grundstücken mit Rattenbefall auf, sich an der Aktion zu beteiligen.

Im Übrigen weist sie darauf hin, dass gemäß Paragraf 18 Absatz 1 der städtischen Polizeiverordnung „Eigentümer von sowohl bebauten als auch unbebauten Grundstücken sowie unter anderem Eigentümer von Lager- und Schuttplätzen dazu verpflichtet sind, der Ortspolizeibehörde Anzeige zu erstatten und eine Rattenbekämpfung vorzunehmen“.

Hausverwaltung will Anti-Ratten-Maßnahmen intensivieren

Anna Holtz von der gleichnamigen Hausverwaltung des Brunnenhauses sagt, der Fall sei bekannt. Sie stehe in Kontakt mit Bernd Matthes. Die Hausverwaltung arbeite mit demselben Schädlingsbekämpfer wie die Stadt, der Firma Brendel, zusammen. Aufgrund der aktuellen Situation würden die Maßnahmen zur Rattenbekämpfung intensiviert.

Werner Brendel zufolge beinhaltet ein neuer Vertrag mit der Hausverwaltung die ab sofort vierteljährliche Kontrolle der von seinem Unternehmen installierten Köderboxen. Fallen aufstellen könne er nicht. Privatpersonen, die ein Rattenproblem haben, empfiehlt er durchaus, sich mittels Schlagfallen des Problems zu entledigen. 

Hauverwalterin Holtz betont, dass das Vorgehen gegen die Nager durch das gut gemeinte ausbringen von Futter für Enten, Nutrias oder Tauben, die Ratten natürlich auch anlocke. Im Brunnenhaus weise die Hausverwaltung ausdrücklich darauf hin.

Zum Füttern von Wildtieren sagt der Leiter des Kundenbereichs Ordnungsangelegenheiten bei der Stadt Rastatt, Christian Jünger: Das sei ausdrücklich verboten und schade den Tieren oft sogar. Auch Lebensmittelreste über die Kanalisation zu entsorgen, sei kontraproduktiv, da die Reste sich oft in der Kanalisation absetzen und so den Tisch für die Raten reichlich decken. Er betont, dass solche Reste unbedingt in geschlossene Abfallbehälter gehörten.

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