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Gutachten zeigt steigenden Bedarf

In Rastatt gibt es nicht genug Wohnungen: Was die Stadt dagegen tun will

Rastatt wächst. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist groß. Das fördert ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten zu Tage. Es sollen Flächen für etwa 450 Wohnungen fehlen.

Innenentwicklung: Auf dem ehemaligen Kasernen-Areal Joffre wurde eine innerstädtische Konversionsfläche für wohnbauliche Zwecke genutzt.
Auf dem ehemaligen Kasernen-Areal Joffre wurde eine teilweise bebaute innerstädtische Konversionsfläche für wohnbauliche Zwecke genutzt. Foto: Hans Jürgen Collet

Rastatt prosperiert und wächst. Die Herausforderung dabei: Die Stadt braucht mehr neue Wohnungen. Die Flächen sind aber endlich. Das ist das Ergebnis eines von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens.

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Wohnraumbedarfsprognose zur Kenntnis genommen und sich einstimmig auf einen gemeinsamen Kurs geeinigt.

Trotz des Baumbooms, vor allem in den Jahren 2017 und 2018, prognostiziert das Gutachten bis 2035 den Bedarf von knapp 3.000 Wohneinheiten. „Das sind im Schnitt 160 bis 170 Wohneinheiten pro Jahr“, verdeutlichte Annamaria Deiters-Schwedt von der Firma Emperica.

Flächen für 450 Wohnungen fehlen

In Rastatt gibt es allerdings nur Flächenpotentiale für rund 2.600 Wohneinheiten. Flächen für 450 Wohnungen würden fehlen. Die Aktivierung ist laut Deiters-Schwedt wahrscheinlich nur bei 1.750 bis 2050 Wohnungen möglich. Unwägbarkeiten seien etwa die Entwicklung der Automobil-Industrie, vor allem im Hinblick auf das Daimler-Werk in Rastatt.

Rastatt ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Es gab im Jahr 2018 rund 30.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. An den Werktagen pendeln mehr als 20.000 Menschen in die Stadt. Pendler seien potentielle Wohnungssuchende in Rastatt. „Bis 2035 werden die Haushalte um sechs Prozent steigen“, erklärt Deiters-Schwedt.

Die Stadt will deshalb beim Thema Wohnungsbedarf künftig einen aktiveren Part einnehmen. Für dieses Ziel verfolgt die Verwaltung gleich mehrere Handlungsansätze. Aus der Bedarfsanalyse soll ein sogenanntes Mengengerüst von 150 bis 160 Wohnungen pro Jahr als Richtschnur genommen werden, um Wohnraum als Neubauten oder im Bestand zu schaffen. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch betonte, dass diese Zahl eher eine Bandbreite darstelle und als Mittelwert zu betrachten sei.

Mieten sollen bezahlbar bleiben

Die Mieten sollen laut Handlungsansätzen bezahlbar bleiben und zielgruppengerecht erhalten oder neu geschaffen werden. Ferner beabsichtigt die Verwaltung den städtischen Wohnungsbestand strategisch weiter zu entwickeln. Der Flächenbedarf dafür soll in Baulücken oder in Nachverdichtungen gedeckt werden.

In einem eigens dafür eingerichteten Wohnungsbeirat werden relevante Themen besprochen. Der Beirat setzt sich aus Vertretern der Verwaltung und den Fraktionen zusammen und soll zweimal im Jahr tagen. Außerdem sollen Gespräche mit Wohnungsmarktakteuren stattfinden.

Es ist ein neues Zeitalter, in das wir aufbrechen.
Joachim Fischer, SPD-Fraktionschef

Die Fraktionen im Gemeinderat zeigten größtenteils Einigkeit in der Sache. SPD-Fraktionschef Joachim Fischer betonte, dass viele der nun beschlossenen Punkte „seit vielen Jahren Herzensanliegen der Sozialdemokraten sind“. Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten sei eine Pflicht für die Verwaltung. „Es ist ein neues Zeitalter, in das wir aufbrechen“, sagte Fischer.

Kritisch bewertete der SPD-Mann das Rastatter Modell und bewertete es als Krücke: „Es ist nicht die Aufgabe der Stadt, die Miete von privaten Investoren herunterzusubventionieren.“ Als lobenswertes Beispiel nannte Fischer die Gesellschaft für Stadtentwicklung und Stadterneuerung (GSE) in Baden-Baden. Dort würden jedes Jahr im zweistelligen Bereich bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener gebaut.

CDU setzt auf örtliche Unternehmen und Genossenschaften

CDU-Fraktionschefin Brigitta Lenhard unterstützt hingegen weiter das Rastatter Modell fest. Das vorliegende Gutachten zeige, dass eine gebremste Mietsteigerung in Rastatt vorliege. Lenhard setzt beim Wohnungsbau auf die örtlichen Unternehmen und Genossenschaften. „Diese Erkenntnis finden wir sehr wichtig“, sagte die CDU-Chefin.

Warum nutzen wir nicht Instrumente wie Wiedervermietungsprämien?
Roland Walter, Grünen-Fraktionschef

Die Grünen-Fraktion bemängelte, dass das Aktivieren von vorhandenem und nicht genutztem Wohnraum fehle. „Warum nutzen wir nicht solche Instrumente wie Wiedervermietungsprämien“, fragte Grünen-Chef Roland Walter.

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