Vor rund 60 Jahren war der Maifisch im Rhein nahezu ausgestorben. Im Zuge eines internationalen Projektes von Rheinanliegern zur Wiederansiedlung der Art wurden an der Murg-Mündung bei Steinmauern im Landkreis Rastatt wenige Millimeter große Jungfische ausgewildert.
Der vielen Menschen am Rhein unbekannte Maifisch sei ehemals der Brot- und Butterfisch für die Berufsfischer auf dem Rhein gewesen, informierte Thomas Wahl, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg, die Gäste bei der Auswilderung.
Wahl verspricht sich von der Kooperation mehrerer Bundesländer, Frankreichs, der Niederlande und der Schweiz, dass die Wiederansiedlung des etwa 70 Zentimeter langen Heringsfisches gelingen werde.
Zum Laichen wandert der Maifisch weit in die Zuflüsse
Bis der Maifisch wieder geangelt werden könne, werde es allerdings noch lange dauern. Der bewohnt europäische Küstengewässer und wandert – wie die Lachse - im Frühjahr zum Laichen weit in die Zuflüsse, wie dem Rhein hinauf. Bis in die Schweiz hinein finden Maifische Laichplätze.
Die Jungfische wandern noch in den ersten Lebensmonaten ins Meer ab, um nach drei bis fünf Jahren zum Laichen in den Rhein zurückzukehren. Dies geschieht hauptsächlich im Mai – daher der Name des Fisches.
Als gebürtige Mainzerin habe sie eine besondere Beziehung zum Rhein, sagte Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz. Das seit sechs Jahren laufende Projekt in Kooperation mit den Rheinanliegerstaaten und den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg unterstreiche die Bedeutung der Gewässerökologie.
Ungünstige Prognosen für viele Gewässer
Zwei Drittel der Gewässer, in denen nach der FFH-Richtlinie die biologische Vielfalt wiederhergestellt, erhalten oder gefördert werden soll, hätten ungünstige Prognosen, 78 Prozent der Auen-Biotope seien gefährdet, gab die Ministerin zu bedenken. „Die Wiederansiedlung des Maifisches steht sinnbildlich für modernen Naturschutz, der sich auf Lebensräume konzentriert und nicht an Landesgrenzen haltmacht“, so Eder.
Einen zentralen Bestandteil „unserer heimischen Fischfauna und damit Teil der Biodiversität vor unserer Haustüre“ nannte Frank Hartmann, Fischereireferent beim Regierungspräsidium Karlsruhe, den Maifisch.
Der Bereich um die Murg-Mündung sei Dank ausgeprägter Kies-Inseln mit unterschiedlichen Flachwasserzonen, die auch durch das Geschiebe-Management der Bundeswasserstraßenverwaltung entstanden seien, ideal für den Maifisch.
Am Fischpass der Staustufe Iffezheim wurden Maifische beobachtet
Am Fischpass der Staustufe Iffezheim seien im Frühjahr mehrerer Dutzend Maifische beobachtet worden. Dies sei das Verdienst aller beteiligten Akteure. Insbesondere des Rheinischen Fischereiverbandes (RFV), der das Wiederansiedlungs-Projekt aus der Taufe gehoben habe, und der französischen Partner, so Hartmann.
Maifisch-Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Die Rückkehr des Maifisches werde wissenschaftlich begleitet, wie der Koordinator des Projekts beim RFV, Andreas Scharbert, erläuterte. Er geht von rund 80 Prozent Rückkehrern in den Rhein aus. Wie viele Maifische letztlich wieder im Oberrhein ankommen, werde die Zukunft zeigen.
Gemeinsam mit Junganglern regionaler Angelvereine setzte die illustre Runde, zu der auch Au am Rheins Bürgermeisterin Veronika Laukart gehörte, insgesamt 410.000 junge Maifische ins seichte Wasser der Murgmündung. Die Minifische sind Nachkommen von wilden Maifischen aus dem französischen Fluss Garonne.