Skip to main content

Fremde Katzen

Nicht jeden Streuner sollte man gleich mit Katzen-Futter versorgen

Vor der Terrassentür sitzt eine fremde Katze und miaut zum Herzerweichen. Das halten viele nicht aus und füttern das „arme Tier“. Experten raten, genau hinzuschauen, und warnen vor falschem Mitleid.

Wer kann da widerstehen? Dennoch sollte man fremde Katzen nicht einfach füttern. Foto: Martin Schutt/dpa
Wer kann da widerstehen? Dennoch sollte man fremde Katzen nicht einfach füttern. Foto: Martin Schutt/dpa Foto: Martin Schutt dpa

Plötzlich steht eine fremde Katze an der Terrassentür oder im Garten und miaut herzzerreißend. Sie wirkt weder ungepflegt noch ist sie abgemagert – aber allem Anschein nach ist sie sehr hungrig.

Immer wieder wird in einschlägigen Internetforen davon berichtet oder nach möglichen Besitzern „gefahndet“. Wurde das Tier ausgesetzt, sind die Besitzer verreist? Die schlauen Vierbeiner verstehen es oft hervorragend, Mitleid zu erwecken. Was kann man also in solchen Fällen tun?

Die Rastatter Tierheimleiterin Silke Vierboom lacht schon, als die Redaktion ihr die Situation schildert. „Katzen sind sehr gute Schauspieler und manche Freigänger probieren einfach mal, ob sie woanders auch noch etwas abstauben können“, erklärt sie.

Aber nach allen Empfehlungen von Experten sollte man keine fremden Katzen füttern. Davon rät auch Silke Vierboom ab, macht jedoch Ausnahmen.

Verwahrloste und scheue Katzen bei Verdacht beim Tierheim melden - und kastrieren lassen

„Wenn ein Tier extrem scheu ist und verwahrlost wirkt, gehe ich meist von einer verwilderten Hauskatze aus“, sagt sie. Diese leben oft in großem Elend, haben Krankheiten. „Damit deren Population sich nicht unkontrolliert vermehrt und das Elend dieser Tiere verschlimmert wird, sollten sie umgehend kastriert werden“, betont Silke Vierboom.

Deshalb rät sie bei Verdacht auf solche Fälle: Die Katze anfüttern, im Tierheim eine Lebendfalle ausleihen, das Tier einfangen und ins Tierheim bringen. „Wir kümmern uns dann um Behandlung und Kastration“, sagt Vierboom.

Eine weitere Anlaufstelle für solche Fälle ist der Verein Katzenstimme Rheinstetten, erreichbar unter der Nummer 0176/47220836. Dessen ehrenamtliche Mitglieder kommen auch und kümmern sich bei Bedarf um das Einfangen, das sich bei verwilderten Hauskatzen oft nicht so einfach gestaltet, wie Vorsitzende Carola Hotzy weiß. Der Verein übernimmt dann auch die Versorgung und Kastration der verwilderten Katzen.

Viele nutzen auch die regionale Facebook-Gruppe „Gefundene/vermisste Tiere in Rastatt, Baden-Baden, Murgtal, Bühl, Karlsruhe“. Sie posten dort Fotos von solchen Streunerkatzen, die bei ihnen aufgetaucht sind, und fragen nach den Besitzern. Oder Katzenbesitzer suchen dort ihre Tiere, die nicht heimgekommen sind – oft mit Erfolg.

Natürlich kann man krank wirkende Katzen, beispielsweise mit verklebten Augen oder Wunden, auch zum Tierarzt bringen. Dann muss man aber in der Regel die Kosten für die Behandlung tragen.

Wer bettelnde Katzen ein paar Tage lang ignoriert, hat es meist schon überstanden

Im Tierheim oder beim Tierarzt könne man bei gechipten Katzen oder Katern auch den Chip auslesen lassen, um die Besitzer zu ermitteln, nennt Vierboom eine weitere Möglichkeit. Denn wenn das Tier im Haustierregister des Vereins Tasso (www.tasso.net) vermerkt ist, können die Besitzer kontaktiert und die Katze rückvermittelt werden.

Das kostet nichts, allerdings können für eine Unterbringung im Tierheim Kosten von 10,80 Euro pro Tag anfallen. Die werden beim Abholen den Besitzern in Rechnung gestellt. „Das sorgt manchmal schon für Ärger“, erzählt Vierboom.

Wie beim Besitzer eines mittlerweile im Tierheim bekannten Streuners, den sein Besitzer kürzlich zum dritten Mal dort abholen und die Rechnung zahlen musste, „Er war ziemlich sauer“, berichtet die Tierheimleiterin.

Deshalb rät sie auch dazu, gepflegte, gut genährte fremde Katzen, die zum Betteln kommen, zunächst einige Tage zu beobachten und nicht gleich aktiv zu werden. „Oft verschwinden sie wieder, wenn sie merken, dass da nichts zu holen ist“, sagt Vierboom. Wurde das Tier tatsächlich ausgesetzt, könne man schnell das Abnehmen der Katze beobachten und dann eingreifen.

Vierboom warnt aus mehreren Gründen davor, fremde Katzen anzufüttern: „Das Tier kann Allergien haben und darf nicht alles fressen, oder es ist krank und bekommt mit dem Futter Medikamente.“ Sie weiß auch von einigen Nachbarschaftsstreitigkeiten, weil die Katze nicht mehr heimkommt, wenn sie irgendwo anders „angefüttert“ wurde.

„Das ist eine schwierige Sache“, warnt sie vor falsch verstandener Tierliebe. „Man sollte sich immer zuerst in die Lage der Katzenbesitzer versetzen“, lautet Vierbooms Rat: „Wie würde ich das finden, wenn jemand meine Katze ohne Not einfach füttert oder ins Tierheim bringt?“

nach oben Zurück zum Seitenanfang