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Unterstützung für Schausteller und Einzelhändler

Kleiner Budenzauber ersetzt großen Weihnachtsmarkt in Rastatt

Rastatt hat sich lange schwer getan mit einer Entscheidung, doch nun ist sie endlich gefallen: Auch in der Barockstadt wird es Buden als Weihnachtsmarkt-Ersatz geben. Und noch die eine oder andere Aktion mehr. Die Begeisterung über die Entscheidung ist allerdings durchwachsen.

Weihnachtliche Imbissbude vor der Schlossgalerie in Rastatt
In Schieflage: Für die Schausteller, die seit März kaum noch Märkte besuchen konnten, geht es ums Überleben. Foto: Hans-Jürgen Collet

Wochenlang war bereits die Rede davon, dass die Stadt als Ersatz für den Weihnachtsmarkt einen kleinen „Budenzauber“ mit einzelnen Ständen im Innenstadtbereich veranstalten könnte. Doch während in Karlsruhe und Gaggenau schon längst Stände stehen, ist die Entscheidung, tatsächlich auch Buden in Rastatt aufzubauen, erst jetzt gefallen.

„Es wird in Rastatt weihnachtlich aussehen“, erklärt Stadtsprecherin Heike Dießelberg gegenüber unserer Redaktion. Die Planungen seien „in wenigen Tagen hoffentlich spruchreif“.

Neun Standorte für Buden werden derzeit geprüft

Eine Botschaft, die bei dem Vorsitzenden des Rastatter Gewerbevereins RA3, Thomas Richers, keine Begeisterungsstürme auslöst. „Natürlich freuen wir uns jetzt. Aber es war verabredet, dass jetzt schon was läuft“, sagt er.

Allerdings sei der Gewerbeverein bisher noch nicht informiert worden, obwohl „ich seit Oktober an dem Thema dran bin“. Und: „Bis Freitag war noch gar nicht klar, ob überhaupt was kommt.“

Einerseits müsse es darum gehen, dem Handel mehr Kunden zu bescheren, so Richers. Andererseits muss den Kunden auch etwas geboten werden, damit sie nicht im Internet shoppen. Ein „emotionales Dankeschön“, nennt Richers das. An dieser Stelle kommen die Schausteller ins Spiel, die mit ihren Buden weihnachtliches Flair in die Innenstadt zaubern können.

Da geht es um Gerüche, Geschmäcker und Geräusche.
Thomas Richers, Vorsitzender des Gewerbevereins RA3

Neun Standorte für die Buden werden derzeit geprüft, vier davon kann die Rastatter Schaustellerfamilie Levy belegen, die bereits seit vergangenem Donnerstag eine Bude vor der Schlossgalerie betreibt. „In der Poststraße gibt es einen Crêpestand, in der oberen Kaiserstraße drei weitere mit Süßwaren, einem Schwenkgrill und Getränken ohne Alkohol“, erklärt Stadtsprecherin Dießelberg.

Die restlichen fünf Stände sollen dem Kunsthandwerk gehören: Eine Bude wird ihren Platz am Bernhardusbrunnen finden, eine vor dem historischen Rathaus und drei weitere auf dem Paradeplatz – so kann der Wochenmarkt weiterhin auf dem Marktplatz stattfinden.

Alkoholverbot ärgert die Schausteller

Doch weshalb war es so schwer, sich auf dieses Konzept zu verständigen? Laut Thomas Richers haben die Schausteller einen Kompromiss vorgelegt, der „ist so gut, dass sich niemand in ein Risiko begeben muss“. Die städtische Pressesprecherin Heike Dießelberg erklärt: „Die Wirtschaftsförderung ist seit Wochen an einem Alternativ-Konzept dran. Das muss alles genau mit den aktuellen Corona-Regelungen abgeglichen werden.“

Ein Nikolaus, der rumläuft und kleine Päckchen verteilt, geht leider gerade gar nicht.
Heike Dießelberg, Pressesprecherin der Stadt

Neben Abstand halten und Maskenpflicht gehört für die Stadt dazu auch ein Alkoholverbot. So soll vermieden werden, dass sich in alkoholseliger Stimmung niemand mehr an die Corona-Regeln hält. Doch daran scheiden sich die Geister. „Ich kann das von Ordnungsamt-Seite verstehen, wenn man die Betriebe nicht kennt und sich nicht mit ihnen auseinandersetzt“, sagt Richers.

„Doch das sind Geschäftsleute. Die kriegen das hin.“ Zumal es bei den Schaustellern um das blanke Überleben gehe: „Die haben seit März quasi keine Aufträge und einmalig 9.000 Euro Soforthilfe erhalten. Da zählt jeder Tag.“

An der Bude vor der Schlossgalerie ist kurzzeitig „Glühwein-to-go“ verkauft worden. Das wurde in der Zwischenzeit vom Ordnungsamt untersagt. Dabei versteht Richers auch die Seite der Schausteller, für die Glühwein traditionell zur Adventszeit dazu gehöre.

„Da geht es um Gerüche, Geschmäcker und Geräusche.“ Richers fürchtet, dass gerade das Alkoholverbot dazu führen wird, dass es Verstöße gegen die Corona-Regeln gibt: „Dann trinken die Menschen im Privaten, statt im öffentlichen Raum. Wie will man das kontrollieren?“

Livemusik, Weihnachtssterne und weitere Aktionen sind geplant

Die Geräuschkulisse spielt im Übrigen auch im städtischen Konzept eine Rolle: Wie schon in den Sommermonaten ist Livemusik geplant. Wie genau das Aussehen kann, ist noch offen, denn auch hier darf es keine Menschenansammlungen geben.

Außerdem setzt die Stadt auf „weihnachtliche Beschallung“ auf dem Marktplatz und in der Poststraße. In den Schaufenstern der Geschäfte werden Weihnachtssterne aufgehängt, die Kindergartenkinder gebastelt haben.

Und auch eine Nikolaus-Aktion ist in Planung – wobei die Corona-Regeln hier eine besondere Herausforderung darstellen. „Ein Nikolaus, der rumläuft und kleine Päckchen verteilt, geht leider gerade gar nicht“, so Dießelberg. Und damit nicht nur Kita-Eltern zum Schaufensterbummel in die Stadt kommen, wird es einen virtuellen Adventskalender mit Aktionsrabatten für den Einzelhandel geben.

Service

Der Budenzauber mit Livemusik und weiteren Aktion beginnt am 2. Dezember und läuft bis zum 23. Dezember. Die Buden haben von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

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