Die Corona-Krise hat auch die reguläre Radfahrausbildung für Grundschüler im Landkreis ausgebremst. Die Kreisverkehrswacht Rastatt hat in Zusammenarbeit mit Polizei, der Stadt Rastatt und der Ortsverwaltung Rauental aber ein alternatives Angebot entwickelt, bei dem an drei Tagen pro Woche ein Radfahrtraining auf dem Parkplatz der Oberwaldhalle läuft.
„Rund 300 Kinder nehmen dieses Angebot freiwillig war“, erklärt Klaus Brenner, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht. Er betont, dass die Präventionsarbeit entsprechende Früchte trägt, zumal auch die Eltern großes Interesse daran zeigen. So sei im vergangenen Jahr die Zahl der Schulwegunfälle deutlich zurückgegangen.
Den Radfahrern schenkt die Kreisverkehrswacht generell ein besonderes Augenmerk.
Gehweg nicht für parkende Autos gedacht
In diesem Zusammenhang weist Brenner freilich auf das mangelnde Unrechtsbewusstsein von Autofahrern hin, die auf dem Gehweg parken: Der Gehweg gehört den Fußgängern und Radfahrern bis zehn Jahren.“ In Iffezheim, Brenners Wohnort, habe sich diese Situation im vergangenen Jahr durch die Einführung eines Gemeindevollzugsdienstes deutlich gebessert, sagt er.
Die Empfehlung, einen Fahrradhelm zu tragen werde nach seiner Beobachtung auch immer öfter umgesetzt. Und: Je früher man sich daran gewöhnt, desto besser: „Schon kleine Kinder im Laufrad sollten deshalb einen Helm aufziehen“, meint Brenner.
Es kommen immer mehr Pedelecs auf den MarktKlaus Brenner/Vorsitzender der Kreisverkehrswacht
Im Blick auf die Diskussion um Abbiegeassistenten bei Lkw, die gerade auch Radfahrer schützen könnten, empfiehlt Brenner auch einen anderen Lösungsansatz: Mehr Aufstellflächen für Radfahrer vor Ampeln wären sinnvoll, meint er, weil dann die Fahrräder vor den Autos an der Kreuzung warten und somit das Blickfeld beim Abbiegen frei ist.
An der Kreuzung Ottersdorfer Straße/Leopoldring etwa sei diese Aufstellfläche markiert, müsse aber von den Radfahrern noch mehr wahrgenommen werden, wie Brenner glaubt. Verstärkte Lkw-Kontrollen auf den Autobahnen wünscht er sich dessen ungeachtet ebenfalls.
Die Beanstandungsquote von Fahrrädern liege bei den Kontrollaktionen bei etwa 50 Prozent - ein Wert , der nach Einschätzung Brenners allerdings künftig sinken werde. Grund: „Es kommen immer mehr Pedelecs auf den Markt“, sagt er: „Die werden technisch ständig hochwertiger und weniger reparaturanfällig.“ Kritisch äußert sich der Chef der Kreisverkehrswacht im Übrigen zu den Diskussionen um den Strafenkatalog im Straßenverkehr: „Da wurde viel Murks gemacht und man ist handwerklich sehr ungeschickt vorgegangen.“
Zugleich lenkt er den Blick auf die immer größere Verbreitung von Tempo-30-Regelungen in Ortsdurchfahrten. „Ursprünglich war es die Intention, damit nur die Geschwindigkeiten zu reduzieren. Heute werden diese Zonen vor allem auch aus Lärmschutzgründen eingerichtet, wie etwa im Münchfeld“, sagt Brenner. Deshalb seien Fahrverbote bei Verstößen gegen diese Regel vielfach einfach unpassend.
Ohnehin zeigt Brenner wenig Verständnis für die auf einigen Strecken, etwa im Murgtal, sehr oft wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen: „Da ist es gut, wenn schon in einem Display im Auto zu erkennen ist, welche Geschwindigkeit gerade gilt.“ Als wesentliche Gefahrenstellen im Straßenverkehr im Raum Rastatt nennt er etwa die Kreuzung Rauentaler Straße/Baulandstaße, nach wie vor die Tunnelkreuzung in Rastatt oder die Kreuzung B500/L75.
Eine gute Verkehrssicherheitsarbeit rettet Leben und verhindert Personen- und Sachschäden.Burkhard Metzger, Präsident der Landesverkehrswacht
Durch die Corona-Pause werde sich die Zahl der Autounfälle in der Gesamtbilanz für das laufende Jahr sicher entspannen, glaubt Brenner, der indessen an einen Anstieg der Unfälle mit Radfahrern glaubt, weil eben viele in den vergangenen Wochen eher mit dem Rad oder dem Pedelec unterwegs gewesen seien . Freilich: .„Eine gute Verkehrssicherheitsarbeit rettet Leben und verhindert Personen- und Sachschäden”, erklärt der neu gewählte Präsident der Landesverkehrswacht, Burkhard Metzger.
Weniger Führerscheinbewerber in Städten
Einen Trend lässt Brenner, der seit Jahren für einen Verkehrsübungsplatz im Landkreis Rastatt kämpft, nicht unerwähnt: „In den Städten wollen immer weniger Menschen den Führerschein erwerben, weil sie auf ein Auto verzichten und lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, auf dem Land haben die Fahrschulen allerdings noch sehr viel zu tun”.
Und die Älteren?
Brenner weiß, dass die Diskussion um einen Führerscheinverzicht im fortgeschrittenen Alter schwierig ist. „Das ist ein sehr heikles Thema“, sagt er . „Die Verkehrswacht bietet dazu auch Gespräche an und wir appellieren etwa an die Ärzte, bei Senioren, die auffällig geworden sind, der Führerscheinstelle einen Tipp zu geben, so dass dann die Fahrtauglichkeit überprüft werden kann”.