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Straftaten gegen das Leben

Kriminalstatistik in Rastatt: Corona-Ausbruch im Haus Paulus lässt Fallzahlen steigen

Vor etwas mehr als einem Jahr wütete Corona im Pflegeheim Haus Paulus in Rastatt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer. Jetzt sorgt der Fall sogar für einen deutlichen Ausschlag in der Kriminalstatistik.

Das Eingangsschild des Pflegeheims Haus Paulus in Rastatt.
Nach wie vor laufen die Ermittlungen: Im Haus Paulus starben mindestens 39 Senioren an den Folgen einer Corona-Infektion. Foto: Hans-Jürgen Collet

Das Haus Paulus ist in wenigen Wochen Geschichte. Das Pflegeheim in Rastatt, in dem zum Jahreswechsel 2021/22 Corona wütete, schließt Ende April. Kurz vor ihrem Ende taucht die Einrichtung aber noch einmal an prominenter Stelle auf: in der Kriminalstatistik des Polizeireviers Rastatt.

Auf dem Tortendiagramm, das der stellvertretende Revierleiter Jochen Anschütz am Montag präsentierte, war es zwar nur ein kleines Stück. Aber das sorgte trotzdem für Aufmerksamkeit.

Die gesamte Torte war die Summe der 3.556 Straftaten, die das Revier im vergangenen Jahr registriert hatte. Das kleine Stück waren die sogenannten „Straftaten gegen das Leben“. Davon gab es 41 Fälle.

Trotz der erschreckend hohen Zahl sind Mord- und Totschlag nicht an der Tagesordnung in Rastatt. 39 Fälle speiste laut Anschütz die „Ermittlungsgruppe Pflege“ in die Statistik ein.

Diese nahm nach dem verheerenden Corona-Ausbruch im Haus Paulus ihre Arbeit auf. Von den rund 80 Bewohnern waren zwischenzeitlich mehr als 50 infiziert.

Wie viele Senioren infolge der Infektion genau starben, ist noch immer Gegenstand von Ermittlungen. Das Landratsamt erstatte Strafanzeige gegen den Betreiber Kursana. In den 39 Fällen sieht die Staatsanwaltschaft den Verdacht, dass zum Beispiel mangelnde Hygiene zur Ansteckung beigetragen haben könnte.

Haus Paulus: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen vier Beschäftigte

Die Vorwürfe richten sich gegen vier der damaligen Beschäftigen. Laut Pressesprecher Michael Klose hofft die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen bis zur Jahresmitte abschließen zu können.

Der exorbitant hohe Anstieg in diesem Bereich war einer der wenigen Ausreißer in der Statistik, die Anschütz präsentierte. Dass auch die Gesamtzahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr zunahm, treibt ihm keine Sorgenfalten ins Gesicht: „Damit befinden wir uns in guter Gesellschaft.“

Wir bewegen uns noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau.
Jochen Anschütz, stellvertretender Revierleiter

Nach dem Wegfall der Corona-Auflagen kehrte 2022 das öffentliche Leben zurück – und damit nahmen auch die Straftaten wieder zu. Der Anstieg in Rastatt lag mit rund 6,8 Prozent aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 13,1 Prozent. Und: „Wir bewegen uns noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau“, sagt Anschütz.

Diebstahl ist nach wie vor das häufigste Delikt, mit dem sich die Beamten des Reviers in Rastatt beschäftigten. Die Anzahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 274. So nahmen Fahrrad-, Taschen und Ladendiebstähle zu.

Nur eine geringe Steigerung gab es dagegen bei Wohnungseinbrüchen von 24 auf 29. Zum Vergleich: Der Zehn-Jahres-Höchststand lag 2015 bei 76.

Straßen- und Gewaltkriminalität in Rastatt steigt leicht

Anschütz führt das auch auf Präventionsarbeit der Polizei zurück, die zum Beispiel Hauseigentümer berät. Die Nachfrage nach solchen Angeboten sei stets hoch, wenn auch die Fallzahlen hoch seien. Aktuell bewege sie sich eher im Durchschnitt. Sein Appell: „Gerade jetzt wäre die Zeit, sich auf die nächste Welle vorzubereiten.“

Die Straßenkriminalität, die großen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden der Öffentlichkeit hat, stieg von 594 auf 654 Fälle. Die Zahl bewegt sich aber unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt.

Vor Corona waren es 2019 noch 726 Fälle. Ähnlich sieht die Entwicklung bei der Gewaltkriminalität aus, bei der die Polizei 111 Fälle verzeichnete.

34 Besucher bei Techno-Festival in Rastatt mit Drogen erwischt

Einen deutlichen Anstieg gab es bei der Rauschgiftkriminalität um 30 Prozent. Doch wie beim Haus Paulus schlug sich hier ein einzelnes Ereignis auffällig in der Statistik nieder. Am Rand des Techno-Festivals „Cocoon In The Red Residence“ am Schloss erwischte die Polizei 34 Besucher mit Drogen.

Ungefähr zwei Drittel aller Straftaten konnte die Polizei aufklären. Die Beamten ermittelten in Summe 1.811 Tatverdächtige. 761 davon hatten keinen deutschen Pass. 35 stammen aus der Ukraine.

Die Kriegsflüchtlinge verhalten sich laut Anschütz aus Sicht der Polizei unauffällig: „Sie spielen in der Kriminalitätsstatistik fast keine Rolle.“

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