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Start im Mai

Kunst an Stromkästen: Keine Likörelle für Rastatt

Udo kommt nicht, dafür kommen aber Thitz alias Matthias Schemel, sowie Monika Bartsch und Thomas Baumgärtel zurück. In seiner fünften Runde, große Kunst auf Rastatts kleine Stromkästen zu bringen, setzt Joachim Weber auf Bewährtes. Start der Aktion ist im Mai.

Mit "Amour et paix“ hat sich der französische Künstler Patrice Seiler auf einem Stromverteiler in der Kaiserstraße verewigt. Seiler war beim Auftakt der Aktion 2014 dabei.
Mit "Amour et paix“ hat sich der französische Künstler Patrice Seiler auf einem Stromverteiler in der Kaiserstraße verewigt. Seiler war beim Auftakt der Aktion 2014 dabei. Foto: pr (Archiv)

Udo kommt nicht, dafür kommen aber Thitz alias Matthias Schemel, sowie Monika Bartsch und Thomas Baumgärtel zurück. In seiner fünften Runde, große Kunst auf Rastatts kleine Stromkästen zu bringen, setzt Joachim Weber auf Bewährtes. Bereits 40 der kleinen grauen Stromkästen in der Stadt hat der Leiter des Projekts Stadtkunstwerke, früher bekannt unter Stardrive, von renommierter Künstlerhand verschönern lassen.

Star der fünften Auflage des Kunstprojekts, das Mitte Mai beginnt, sollte der Altrocker und Eierlikör-Künstler Udo Lindenberg sein. Doch der Reimemeister aus Hamburg hat kein Interesse, sich auf einem Rastatter Stromkasten zu verewigen. „Ich habe sogar angeboten, die Tür eines Stromkastens nach Hamburg zu transportieren“, verrät der künstlerische Leiter des Projekts. Doch Lindenberg fehlt offenbar selbst die Zeit, im heimischen Hotel Atlantik eine schnelle Likörelle auf einen angelieferten Stromkasten zu zaubern.

Stromkästen werden zu Schmuckkästen

Doch Weber ist Absagen gewohnt und davon überzeugt, auch ohne Udo zehn Hochkaräter an die Murg zu holen. Neben Thitz, Baumgärtel und Bartsch kommt auch Ninoslav Belec zurück in die Festung. Alle vier haben sich in der Vergangenheit bereits an der Aktion beteiligt und einstmals unscheinbare Schaltschränke in einzigartige Schmuckkästchen verwandelt.

Ich habe da ein wunderbares Motiv im Kopf.

Insbesondere mit Monika Bartsch hat Weber in diesem Jahr Großes vor. Begeistert von deren impressionistischen Pferden konnte er die Künstlerin dafür gewinnen, den Stromkasten vor dem Stadtmuseum mit einem Bild von der historischen Übergabe Rastatts an die Preußen zu verschönern. „Ich habe da ein wunderbares Motiv im Kopf, das perfekt in die Umgebung von Schloss und Stadtmuseum passt“, beschreibt Weber, wie er sich den Stromkasten an der Ecke zum Grünen Büro vorstellt.

Künstler aus ganz Deutschland

Mit Simone Reeg ist auch eine Rastatterin an der Aktion beteiligt. Sie hat Weber ebenso für ein farbenprächtiges Gastspiel gewinnen können wie Heiko Holdenried, einen Art-Designer aus Weingarten bei Ravensburg. Für Aufsehen könnten auch die Vorstellungen der Münchner Sprayerin Nadja Voß sorgen, die unter dem Pseudonym „Beastiestyles“ eigentlich ganz niedliche weibliche Figuren zaubert, die ihren derben Charakter erst auf den zweiten Blick verraten.

Perry Rhodan wird verewigt

Als seinen „absoluten Knaller“ kündigt Weber keinen geringeren als Weltall-Star Perry Rhodan an. Zu Ehren des 3 000. Bandes der Science-Fiction-Romanreihe werden die Coverzeichner des Pabel-Moewig Rastatts am weitesten gereisten Sohn auf dem Cover eines Kastens verewigen. „Für Perry Rhodan habe ich noch keinen genauen Standort im Kopf, aber die Stromkästen beim Café Hauns oder bei Schuh-Wald in der Kapellenstraßen scheinen mir geeignet.“

Beschäftigte Nachwuchsstars

Kein Glück hatte Joachim Weber bislang bei Leon Löwentraut. „Ich habe ihn auf der Art Karlsruhe leider verpasst“, räumt Weber ein. Und vom Vater des 21-jährigen Shootingstars der Kunstszene hat er sich die Absage auch schon abgeholt. Doch auch wenn der erfolgreiche Maler derzeit gerade eine Ausstellung im Pushkin-Museum im russischen Sankt Petersburg vorbereitet, hofft Weber weiter darauf, den jungen Mann aus Kaiserslautern nach Rastatt locken zu können.

Des Geldes wegen kommen die Künstler nicht.

Webers stärkstes Lockmittel ist sein Charme. „Des Geldes wegen kommen die Künstler nicht. Sie bekommen lediglich eine Aufwandsentschädigung. Soviel Geld haben wir gar nicht, dass wir die Kunst, die wir da bekommen, tatsächlich bezahlen könnten“, erklärt Weber. Er kann sich durchaus vorstellen, dass Touristen eines Tages nicht nur wegen des Barockschlosses oder der Badischen Revolution nach Rastatt kommen, sondern auch, um eine einzigartige Sammlung an künstlerisch hochwertig gestalteten Kästen zu sehen.

Unbekannter Stellenwert

Doch ein wenig zweifelt er daran, dass die Rastatter überhaupt wissen, was er ihnen da in die Stadt geholt hat. „Welchen Stellenwert dieses Projekt hat, ist hier nicht wirklich sehr bekannt“, räumt er ein. „Ich habe jetzt 40 Stromkästen abgeliefert. Meine Kunst ist es, die Künstler zu überzeugen.“ Und die letzte Hoffnung, dass ihm das eines Tages auch noch mit Udo Lindenberg gelingt, hat Joachim Weber noch nicht aufgegeben.

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