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Verschärfte Lage durch Corona-Pandemie

Kurse der DLRG Rastatt: Puppentheater mit Seehund Nobbi erklärt Kindern Baderegeln

In Deutschland kann nur noch jedes zweite Kind sicher schwimmen. Durch die Corona-Pandemie verschärft sich die Lage drastisch. Deshalb bietet die DLRG Rastatt nun Kurse für Kindergärten und Grundschulen an, in denen Kinder spielerisch die Baderegeln lernen.

Die sechs Vorschulkinder sitzen vor dem Puppentheater.
Puppentheater: Der kleine Rettungsschwimmer und die Kinder erklären Seehund Nobbi die Baderegeln. Foto: Jennifer Wiesner / privat

Er ist um die 1,70 Meter groß, blau, kuschelweich und trägt eine rot-gelbe DLRG-Basecap. Obwohl er einen ziemlich dicken Bauch hat, kann er ausgezeichnet schwimmen. Nobbi ist ein Seehund und das Maskottchen des DLRG-Kindergartenprojekts. Seit 20 Jahren besuchen Rettungsschwimmer der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft Kindergärten und erklären Vorschulkindern, auf was sie im und am Wasser achten müssen. Seit Oktober hat nun auch die Ortsgruppe Rastatt drei Kinder-Teamerinnen.

Aufmerksam verfolgen sechs Vorschüler in der evangelischen Kindertagesstätte Paul-Gerhardt-Haus in Rastatt das Puppentheater mit Nobbi und dem kleinen Rettungsschwimmer. Eigentlich ist Nobbi ein guter Schwimmer, aber das mit den Baderegeln hat er noch nicht so richtig verstanden. Gut, dass der kleine Rettungsschwimmer und die Kinder da sind. Sie helfen dem Seehund, wenn er wieder einmal etwas falsch macht.

Wir haben jetzt einen ganzen Jahrgang, dem die Wassergewöhnung und das Anfängerschwimmen fehlen.
Miriam Flackus / DLRG Rastatt

Die präventive Arbeit ist wichtig, denn nach Angaben der DLRG kann nur noch jedes zweite Kind in Deutschland sicher schwimmen. Dies liege zum einen daran, dass es immer weniger Schwimmbäder gebe, so die Leiterin des Kindergarten-Projekts Marlen Kaluza. Zum anderen könne der hohe Anteil an Nichtschwimmern und Ertrinkungsfällen auch mit den zugewanderten Flüchtlingen erklärt werden, da diese größtenteils Nichtschwimmer seien.

Hinzu kommen die gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie, sagt Miriam Flackus von der DLRG Rastatt: „Wir haben jetzt einen ganzen Jahrgang, dem die Wassergewöhnung und das Anfängerschwimmen fehlen. Trotzdem werden die Leute im kommenden Jahr im Sommerurlaub ans Wasser gehen.“ Um die ausgesetzten Kurse nachzuholen, werde es Jahre brauchen, schätzt die 29-jährige Rettungsschwimmerin.

Miriam Flackus, Jennifer Wiesner, Anna Kerzemien (von links) von der DLRG Ortsgruppe Rastatt mit Zertifikat und Seehund Nobbi
Kinder-Teamerinnen: Miriam Flackus, Jennifer Wiesner, Anna Kerzemien (von links) von der DLRG Ortsgruppe Rastatt mit Zertifikat und Seehund Nobbi Foto: Jennifer Wiesner / privat

Miriam Flackus und Jennifer Wiesner engagieren sich ehrenamtlich bei der DLRG Rastatt. Wiesner ist ausgebildete Erzieherin und auch Flackus ist im sozialen Bereich tätig. Beste Voraussetzungen um Nobbi-Teamer zu werden, dachte sich der Verein und schickte sie zum Lehrgang in die Bundesakademie bei Hannover.

Wie sie den Kindern die Baderegeln spielerisch mit allen Sinnen beibringen und wie es ist, im Nobbi-Kostüm zu tanzen, das wissen die ausgebildeten Teamerinnen jetzt. Die Geschichte für das Puppentheater haben sich Flackus und Wiesner selbst überlegt.

„So ein bisschen aufgeregt ist man da natürlich schon, auch als Erzieherin“, gibt Jennifer Wiesner zu. „Wenn dem anderen kurz der Text entfallen ist oder man sich verspricht. Da muss man dann einfach versuchen, einen Lacher draus zu machen.“

Lernen mit allen Sinnen

„Manche Kinder sind am Anfang noch schüchtern“, erzählt die 33-Jährige. „Deshalb tanzen wir erst einmal zusammen und machen dann die Bewegungsgeschichte.“ Da lernen die Kinder den Tag eines Rettungsschwimmers am Meer kennen. Angekommen beim Wachturm, schauen sie durch ihr selbstgebasteltes Fernglas: Braucht ein Schwimmer Hilfe? Dann überprüfen sie, wie stark der Wind weht.

Je nach Windstärke müssen sie eine andere Flagge hissen. Weht die rote Flagge am Fahnenmast, besteht Lebensgefahr. Bei der gelben Flagge dürfen geübte Schwimmer ins Wasser, bei der rot-gelben darf jeder schwimmen gehen.

Ist die richtige Fahne gehisst, haben die Kinder wieder die Lage auf dem Wasser im Blick. Was tun im Ernstfall? Auch das lernen die Vorschüler auf dem Trockenen. Sie bewegen ein großes, rundes Schwungtuch auf und ab, um den Wellengang zu simulieren. Das Kind, das gerettet werden muss, sitzt auf einem Rollbrett in der Mitte.

Die anderen werfen ihm eine Rettungsboje oder einen Gurt zu, an dem sich das Kind festhalten oder den es sich umlegen kann. Mit vereinten Kräften ziehen die Retter den Ertrinkenden dann aus den Stofffluten.

Die sechs Vorschulkinder und Teamerin Miriam Flackus schauen durch ihre selbstgebastelten Ferngläser.
Auf dem Wachturm: Die Kinder haben die Situation auf dem Wasser im Blick und wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Foto: Jennifer Wiesner / privat

„Spätestens beim Riesenmemory und XXL-Puzzle zu den Baderegeln sind dann alle begeistert mit dabei gewesen und haben ihre Fragen gestellt“, erzählt Wiesner. Am Ende erhält jedes Kind eine Teilnehmer-Urkunde. Für die ganze Gruppe gibt es ein Puzzle und ein Nobbi-Pixibuch. Darüber freuen sich auch die jüngeren Kinder in der Kita, denen die Großen erzählen, was Nobbi alles kann.

Jetzt hoffen die frisch ausgebildeten DLRG-Teamerinnen, dass es bald wieder weitergeht. Wegen der Corona-Maßnahmen konnten sie bisher nur einen Kindergarten besuchen. Und dann ist da noch der große Nobbi. Das Plüschkostüm ist eine Sonderanfertigung und kostet 1.500 Euro.

Deshalb bekommen ihn nur die Teamer, die schon einige Veranstaltungen gemacht haben. „Der große Nobbi ist schon wichtig für die Kinder. Er ist greifbarer als die Handpuppe, ein echter Hingucker und ein richtiges Vorbild“, sagt Teamerin Jennifer Wiesner.

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