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Kein Abriss bis Jahresende

Kurzes Durchatmen in der Igelstation Bischweier

Die Igelstation in Bischweier bekommt eine Schonfrist. Das Landratsamt verzichtet vorerst darauf, die Abrissverfügung durchzusetzen. Einige Tierschützer schossen aber übers Ziel hinaus: Die Behörde sah sich sogar mit Drohungen konfrontiert.

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Der Tierhof am Ortsrand von Bischweier besteht aus mehreren Stallungen und Unterständen, in denen auch die Nabu-Igelstation untergebracht ist. Foto: Hans-Jürgen Collet

Anja Starck kann ein wenig durchatmen. Ihr Tierhof mit Nabu-Igelstation am Ortsrand von Bischweier wird zumindest in diesem Jahr nicht mehr dem Erdboden gleichgemacht. Wie berichtet, hatte das Landratsamt Rastatt den Abriss bis zum 27. Dezember verfügt, da für die Stallungen und Unterstände keine Baugenehmigung existiert. Jetzt wollen sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen. Die Bauwerke im Nachgang zu genehmigen, lehnt die Behörde allerdings nach wie vor ab.

Nachdem unsere Redaktion am Samstag über den Fall berichtet hatte , erfasste Starck eine Welle der Solidarität. „Ich habe sehr viel Unterstützung erfahren“, sagt sie. Bis Dienstag unterzeichneten rund 1.800 Personen eine Online-Petition zur Rettung der Igelstation.

Igelstation ist unstrittig ein Schwarzbau

Ihr Anwalt wandte sich außerdem ans Landratsamt, um den rechtlichen Rahmen abzuklopfen. Dass es sich um einen Schwarzbau handelt, ist dabei unstrittig. Ein Landwirt hatte die Bauten Anfang der 90er Jahre ohne Genehmigung hochgezogen.

Allerdings hatte das Landratsamt die erste Aufforderung zum Abriss im vergangenen Jahr an die Vorbesitzerin gestellt. Anlass war eine anonyme Anzeige. Eine Verfügung folgte im Mai dieses Jahres. Die damalige Eigentümerin legte Widerspruch ein.

Starck erwarb das Anwesen im Juni 2019, seit dem 17. Oktober ist sie auch im Grundbuch eingetragen. Die Vorbesitzerin zog anschließend ihren Widerspruch gegen die Abrissverfügung zurück. Das Landratsamt wertete sie deshalb als bestandskräftig und stellte Starck daraufhin in der vergangenen Woche das Schreiben mit Fristsetzung bis zum 27. Dezember zu.

Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe soll nun geklärt werden, ob das Widerspruchsverfahren tatsächlich beendet ist oder ob Starck doch noch gegen die Verfügung vorgehen kann.

In diesem Jahr werden
wir nichts mehr unternehmen.Landratsamtssprecherin Gisela Merklinger

wir nichts mehr unternehmen.

Dementsprechend ist Starck nach wie vor nicht sonderlich optimistisch gestimmt. Sie sei aber „gottfroh“ darüber, dass sich das Landratsamt gesprächsbereit zeige. Eine Alternative, die Tiere unterzubringen, hat sie nicht. Aktuell leben auf dem Grundstück 14 Pferde, sieben Igel, Hasen und Hühner. Außerdem gibt es dort laut Starck rund 30 Schwalbennester.

Drohungen gegen das Landratsamt

Trotz allen Unmuts über das Vorgehen des Landratsamts heißt sie nicht alle Aktionen ihrer Unterstützer gut. Wie sie erzählt, habe es einige Anrufe bei der zuständigen Stelle des Landratsamts gegeben. Dabei sei es auch zu Drohungen gekommen. „Das geht gar nicht“, betont Starck und ergänzt: „Das tut mir unendlich leid.“ Sie sei entschlossen, für den Erhalt ihres Refugiums zu kämpfen, aber nur mit fairen Mitteln.

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