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Neuer Landrat gewählt

Nur drei Stimmen entscheiden die Landratswahl in Rastatt

Ein unerwartet knappes Ergebnis und große Erleichterung: Der Landkreis Rastatt hat nach dem überraschenden Tod von Toni Huber im Mai wieder einen Landrat. Sein Name: Christian Dusch.

Christian Dusch bei der Wahl zum Landrat des Kreises Rastatt
Strahlender Sieger: Christian Dusch mit Lebensgefährtin Nadine Binder nach der Verkündung des Wahlergebnisses. Foto: Hans-Jürgen Collet Foto: Hans-Jürgen Collet

Um 16.20 Uhr kamen die erlösenden Worte: „Wir haben einen neuen Landrat.“ Und seine Wahl fiel knapper aus, als vorab anhand der Unterstützungsbekundungen aus den Reihen der Kreistagsfraktionen abzusehen war: 28 Stimmen für Kuppenheims Bürgermeister Karsten Mußler und 31 für Christian Dusch, aktuell noch Direktor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein.

Damit endet die monatelange Vakanz an der Kreisspitze nach dem überraschenden Tod des bisherigen Amtsinhabers Toni Huber im Mai dieses Jahres.

31 Stimmen brauchte es für die absolute Mehrheit

„Dieses knappe Ergebnis ist Ansporn und Herausforderung zugleich“, erklärte ein sichtlich gelöster Dusch dem applaudierenden Plenum.

Er danke für das Vertrauen der Kreisräte und freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Kreistag sowie der Verwaltung. Anders als etwa in Niedersachsen ist die Landratswahl in Baden-Württemberg keine Volkswahl, sondern eine Gremiumswahl.

Dieses knappe Ergebnis ist Ansporn und Herausforderung zugleich.
Christian Dusch, designierter Landrat

20 Minuten hatten die beiden Kandidaten für das höchste Amt im Landkreis Zeit, sich und ihre Ziele für die nächsten acht Jahre vorzustellen.

Den Auftakt machte Karsten Mußler (FW), der seine Bewerbung als erster eingereicht hatte, dann folgte die Rede Duschs.

Auffällig dabei: Inhaltlich lagen beide Kandidaten nicht weit voneinander entfernt – Klimaschutz, Transformation in der Automobilindustrie, PFC, Zentralklinikum, Deponie „Hintere Dollert“ – kaum ein Thema, zu dem sich nicht beide klar positionierten, und das meist auch dicht beieinander. Während Mußler seine Rede routiniert ablas, sprach Dusch frei, dafür aber auch mit Fehlern. Am Ende hatte der Mann von außen die Nase vorn.

Karsten Mußler und Christian Dusch
Fairplay auch in der Politik: Karsten Mußler (links), bei der Abstimmung knapp unterlegen, gratulierte dem designierten Landrat von Rastatt, Christian Dusch. Foto: Hans-Jürgen Collet

„Ich habe alles gegeben, im Vorfeld und in meiner Rede“, erklärte Karsten Mußler gegenüber dieser Redaktion. Er sei davon ausgegangen, dass das Ergebnis knapp ausfallen würde, „die Signale waren da“.

„Aber ich habe natürlich gehofft, dass ich gewinne.“ Seine Zukunft in der Kreistagsfraktion der Freien Wähler, der er bisher vorsitzt, ist ihm zufolge offen. „Darüber werden wir in der Fraktion sprechen.“ Dafür freue er sich auf seine Arbeit als Bürgermeister in Kuppenheim, die die ganze Zeit normal weitergelaufen sei. „Dort gibt es noch viele Aufgaben zu bewältigen.“

“Hintere Dollert“ steht ganz oben auf der Agenda

Wie er denn feiern wolle? Die Frage traf Dusch unerwartet. „Ich weiß es gar nicht.“ Klar sei, dass er an diesem Mittwoch wieder auf seiner Dienststelle in Freiburg antreten müsse.

Erst dann stehen die Gespräche über seinen Wechsel nach Rastatt an. „Ich hoffe, am 1. Dezember als Landrat beginnen zu können.“ Auch der Umzug in die Region wird jetzt erst angegangen. „Ich habe nichts vor Ablauf der Wahl geplant“, so Dusch.

Ich habe alles gegeben, im Vorfeld und in meiner Rede.
Karsten Mußler, Wahlverlierer

Als Landrat will er vor allem das Thema Deponie Gaggenau-Oberweier vorantreiben. „Ich halte das Thema für eine Chefsache“, so Dusch in seiner Rede.

Ihm gehe es darum, in eine offene und transparente Kommunikation auch mit der Bürgerinitiative einzutreten, aber auch mit der Stadt und den Bürgern vor Ort. „Ich halte das für die Akzeptanz dessen, was dort noch passieren soll, für elementar.“

Der Landkreis braucht einen Gestalter

„Ich denke, wir hatten zwei sehr qualifizierte Kandidaten“, war nicht nur die Meinung von Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU). Der Stadtkreis Baden-Baden arbeitet eng mit dem Landkreis zusammen.

„Deshalb ist es auch als Stadtkreis wichtig, dass wir nun ein Ergebnis haben“, so Mergen, die dabei sowohl die Zukunft des Klinikums Mittelbaden im Blick hat sowie die PFC-Problematik.

Ich denke, wir hatten zwei sehr qualifizierte Kandidaten.
Margret Mergen, Oberbürgermeisterin von Baden-Baden

Zu den Gratulanten gehörte auch Karlsruhes Landrat Christoph Schnaudigel. „Rastatt ist der Landkreis, mit dem wir am intensivsten Zusammenarbeiten“, so Schnaudigel.

„Ich wünsche mir, dass wir das so bewährt fortsetzen können wie unter Jürgen Bäuerle und Toni Huber.“ Berührungspunkte haben die beiden Landkreise etwa beim Personennahverkehr, der Technologieregion und dem Regionalverband Mittlerer Oberrhein.

Auch der ehemalige Landrat und Vorgänger des verstorbenen Toni Huber, Jürgen Bäuerle, zeigte sich erfreut. „Ich bin sehr froh, dass die Vakanz beendet ist, für den Kreistag, den Landkreis, aber auch die Mitarbeiter im Landratsamt.“

Alexander Becker, CDU-Kreisrat und Landtagsabgeordneter, wertete das knappe Ergebnis als Zeichen eines funktionierenden Kreistags, freute sich aber nun auf die Zusammenarbeit mit Dusch. „Der Landkreis braucht einen Verwaltungsleiter und Gestalter. Dafür ist er der Richtige.“

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