Die Verkäuferin in der Drogerie-Filiale ist an diesem Vormittag entspannt. „Heute geht es. Aber gestern haben wir richtig viel Parfüm verkauft“, sagt sie.
Einen Tag vor Heiligabend ist nicht viel los in der Rastatter Innenstadt. Wer auf den letzten Drücker Geschenke besorgen möchte, hat es wegen des Lockdowns schwer. Doch es gibt Möglichkeiten. Genutzt werden sie allerdings nicht sonderlich ausgiebig.
In der Poststraße, in der an einem 23. Dezember normalerweise reges Treiben herrschen würde, ist es fast menschenleer. Ein Mann läuft durch die Fußgängerzone, in der Hand trägt er eine Tüte. „Nein, keine Geschenke“, sagt er und zeigt lachend auf das Logo der Tasche. Sie stammt von einem Zahnarzt.
Douglas-Filiale bleibt doch geschlossen
Ein weiterer Passant stoppt vor der Douglas-Filiale und studiert die Auslage im Schaufenster. Er hat Pech: Das Geschäft mit den Klischee-Last-Minute-Geschenken schlechthin hat geschlossen. Kurz vor dem Lockdown hatte der Konzern noch verkündet, zumindest einen Teil seiner Läden als Drogerien zu deklarieren und damit offenzuhalten. Dafür erntete das Unternehmen einen Shitstorm - und ruderte zurück.
Mehr Glück haben verzweifelte Männer in der Schlossgalerie, wo der Müller-Markt geöffnet hat - und zwar komplett. Dort gibt es nicht nur Drogerie-Artikel zu kaufen, sondern auch Parfüm und Spielwaren. Aber vor den Regalen mit den teuren Düften ist nicht viel los. Wer einen Flacon unter den Baum legen möchte, hat sich offenbar bereits eingedeckt.
Das Internet ist keine Alternative.Monika Lippstädt, Großmutter
Zumindest ein wenig Trubel herrscht in der Spielwarenabteilung im Untergeschoss. Mehrere Kunden stehen vor der gut bestückten Brettspielecke. Ein Mann verlässt das Geschäft mit einer transparenten Tüte, durch die eine große Playmobil-Packung schimmert. Auch Monika Lippstädt war erfolgreich. Sie bezahlt drei kleine Modellautos: „Nur eine Kleinigkeit für den Enkel“, sagt sie und ist froh, heute überhaupt noch irgendwo einkaufen zu können. Das Internet sei für sie keine Alternative.
Geschenke für Erwachsene sind nebenan in der Innenstadt auch im Lockdown bei Barbarino erhältlich. Der Tabakladen verkauft auch Zeitungen und darf deshalb geöffnet bleiben. „Zigarren, E-Zigaretten und auch Alkohol“, zählt eine Verkäuferin auf, was sich im Sortiment als Geschenk eignet und in den vergangenen Tagen auch entsprechend nachgefragt worden sei.
Von einem guten Weihnachtsgeschäft will sie aber nicht sprechen. Als einer von wenigen Läden geöffnet zu haben, bringe keinen positiven Effekt: „Es ist ja nichts los in der Stadt.“
Beim Optiker kommen Kunden nur mit Termin rein
Ein paar Kunden hat Stefan Felsner in seinem Optiker-Geschäft in der Kaiserstraße, das ebenfalls von der Zwangsschließung ausgenommen ist. Kunden auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk beispielsweise in Form einer Sonnenbrille haben noch nicht vorbeigeschaut. Felsner arbeitet im Lockdown allerdings auch nur nach Terminvergabe, um Wartezeiten zu vermeiden und die Hygieneregeln einhalten zu können. „Da gibt es kein Weihnachtsgeschäft“, sagt er.
Anders sieht das im Rastatter Real-Markt aus. Vor dem Eingang hat sich schon am Vormittag eine Schlange gebildet. Ein Security-Mitarbeiter winkt die Kunden einzeln rein. Jeder muss einen Einkaufswagen mitnehmen. Drinnen verläuft sich der Kundenstrom aber. Auf Geschenke-Jagd scheint jedoch fast niemand zu sein. In den Wägen stapeln sich Lebensmittel und Getränke. In den Abteilungen mit Büchern, Spielwaren und Technik herrscht dagegen gähnende Leere.
Der Fokus im Lockdown liegt kurz vor Heiligabend auf anderen Dingen. In der Rastatter Innenstadt ist am frühen Nachmittag noch immer tote Hose. Ein Mann läuft allein den Marktplatz entlang. Auch er war noch schnell einkaufen. Sein Geschenk an sich selbst: eine Packung Klopapier.