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Empfängerin aus den USA

Hügelsheimer rettet Frau mit Stammzellenspende das Leben

Mit seiner Stammzellenspende rettet Marco Rieger aus Hügelsheim einer Frau aus den USA wahrscheinlich das Leben. Der 24-Jährige wirbt dafür, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) typisieren zu lassen. Einige Freunde und Bekannte sind im bereits gefolgt.

Direkt nach dem Eingriff in Nürnberg ist Marco Rieger noch benommen. Spritzen und Blut kann der Hügelsheimer nicht sehen. Der 24-Jährige motiviert Freunde und Bekannte sich bei der DKMS typisieren zu lassen.
Direkt nach dem Eingriff in Nürnberg ist Marco Rieger noch benommen. Spritzen und Blut kann der Hügelsheimer nicht sehen. Der 24-Jährige motiviert Freunde und Bekannte sich bei der DKMS typisieren zu lassen. Foto: pr

Marco Rieger kommt ganz unscheinbar daher: sportlich, Polo-Shirt, fester Händedruck. Der 24-Jährige aus Hügelsheim ist Stammzellenspender und ein Held. Er hat einem Menschen möglicherweise das Leben gerettet – einfach so.

Angefangen hat alles bei einem KSC-Spiel im April im Wildpark. Ob seine Stammzellenspende nun wirklich geholfen hat, wird er aber erst nach langen neun Monaten erfahren. Von seinem genetischen Zwilling darf Rieger nur wenig verraten. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) nimmt es sehr genau mit dem Datenschutz.

„Meine Spende ging in die USA, zu einer Frau“, sagt er. Das ist alles, was er preisgeben darf. Aber auch er weiß nicht, woran die Empfängerin seines Knochenmarks erkrankt ist. „Wahrscheinlich hat sie Leukämie – Blutkrebs“, sagt er mit leiser Stimme.

Typisierung beim KSC-Heimspiel

Hört man Rieger seine Geschichte erzählen, klingt es so, als sei es das normalste der Welt einem Menschen das Leben zu retten. Bei dem besagten KSC-Heimspiel hat er sich typisieren lassen. „Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein“, wie es in der Werbung heißt.

Danach bekam der junge Mann Mitte 2019 von der DKMS Post. Der Inhalt: leere Blutkanülen. Es gab einen Treffer. Mit den Kanülen ging Rieger zum Hausarzt und hat sie befüllen lassen. Damit prüfte die DKMS, ob die Werte wirklich zusammen passen.

Voruntersuchung hat vier bis fünf Stunden gedauert

Im November hat dann plötzlich eine Nummer aus Nürnberg angerufen: die DKMS. „Ich bin dann zu einer Voruntersuchung nach Nürnberg gefahren“, erzählt der 24-Jährige. Dort wurde ihm unter anderem nochmals Blut abgenommen, ein Elektrokardiogramm wurde gezeichnet und er wurde per Ultraschall untersucht. Das alles hat vier bis fünf Stunden gedauert. Eine lange Zeit für jemanden, der „Krankenhäuser eigentlich nicht so gerne mag“.

Zweifel schleichen sich ein

Der 24-Jährige gesteht, dass er im Vorfeld Zweifel und auch Angst hatte. „Es ist und bleibt halt eine Operation“, erklärt Rieger. Hände oder Füße hätten danach taub sein können oder mit der Narkose könne was schief laufen. „Risiken sind bei so etwas immer dabei.“ Seine Familie hat schließlich ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen, meint er.

Dann ging alles ganz schnell: Ende November war der Operationstermin veranschlagt. „An einem Dienstag bin ich mit meiner Mutter wieder nach Nürnberg gefahren“. Am Mittwoch um 7 Uhr wurde Rieger von seinem Hotel abgeholt und in den Keller der Klinik gebracht. Um 11 Uhr ist er von der Narkose aufgewacht. Am Donnerstagvormittag ging es dann wieder mit dem Zug nach Hügelsheim.

Arzt entnimmt knapp 1,2 Liter Knochenmark

„Ich hatte schon Schlimmeres gehabt“, meint der Fußballspieler des TuS Hügelsheim. Der operierende Arzt meinte nach dem Eingriff, dass ihm insgesamt 1,2 Liter Knochenmark entnommen worden sind. Viele Stammzellen seien dabei gewesen. „Die Empfängerin soll also gute Überlebenschancen damit haben“, erzählt Rieger. Der Hügelsheimer fühlte sich nach dem knapp anderthalbstündigen Eingriff schlapp.

Am Ende ist es eine Selbstverständlichkeit

„Es kann sein, dass die DKMS nochmal auf mich zu kommt“, erzählt der 24-Jährige. Er sei der Empfängerin für die kommenden zwei Jahre zugewiesen. Falls diese nochmals eine Stammzellenspende bräuchte, wird Rieger nochmal nach Nürnberg fahren. „Ich würde es immer wieder tun“, meint der Hügelsheimer.

Zu Weihnachten hat Rieger ein Paket aus den USA erhalten

Schließlich wäre er auch froh, wenn für ihn jemand spenden würde, wenn er es bräuchte. „Am Ende ist es eine Selbstverständlichkeit.“ An Weihnachten hat er von der Familie der Empfängerin ein Paket bekommen. Darin waren unter anderem selbst gemachte Marmelade, Kirschsaft und Tassen. Persönlich kennenlernen dürfen sich die beiden erst in zwei Jahren. Vorausgesetzt beide willigen dazu ein.

Hügelsheimer will bald einen Brief schreiben

Rieger will der Frau bald einen Brief schreiben, aber er weiß noch nicht so genau, was er schreiben soll. „Vielleicht, dass ich es gerne gemacht habe und hoffe, dass es ihr nun besser geht“, denkt der 24-Jährige laut nach. Für einen Helden, der eigentlich keine Spritzen und Blut sehen kann, sehr bescheiden.

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