Ralph Neininger und seine Mitstreiter vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) haben in den vergangenen Jahren Ausdauer bewiesen. Seit 2014 demonstrieren die Mitglieder des Kreisverbands Baden-Baden/Rastatt einmal im Jahr am Grenzübergang Iffezheim für einen Rad- und Fußübergang nach Frankreich.
Die Staustufe selbst ist dem motorisierten Verkehr vorbehalten. Doch jetzt gibt es eine Perspektive. Das Landratsamt präsentierte am Montag Pläne für eine neue Brücke – allerdings nicht bei Iffezheim.
Kostenschätzung liegt bei 25 Millionen Euro
Der Übergang für Radfahrer und Fußgänger könnte künftig den Rastatter Stadtteil Wintersdorf und die elsässische Gemeinde Beinheim verbinden. Darüber informierte das Landratsamt die Öffentlichkeit per Pressemitteilung: „Die lange ersehnte Überquerung des Rheins für Radfahrer rückt näher.“ Dazu schickte das Amt eine Fotomontage für einen ersten Entwurf.
„Das sieht gut aus. Wenn es so kommt, dann freut es mich“, kommentiert der ADFC-Kreisvorsitzende Neininger die Pläne. Dass der grenzübergreifende Brückenschlag nicht an zentraler Stelle in Iffezheim, sondern rund zwei Kilometer nördlich vollzogen werden könnte, ist aus seiner Sicht kein Wermutstropfen.
„Wir haben uns schon seit Jahren damit abgefunden, dass Iffezheim nicht kommt“, sagt er und verweist auf schwierige Rahmenbedingungen am großen Grenzübergang, wie den vielen Verkehr, schwierige Eigentumsverhältnisse und ein breiteres Flussbett als bei Wintersdorf.
Bis Neininger und andere Radfahrer über das neue Bauwerk radeln können, wird allerdings noch viel Wasser den Rhein runterfließen. Nach Angaben des Landratsamt könnte der Bau 2027 beginnen. Die Kosten der mehr als 600 Meter langen Konstruktion sind mit 25 Millionen Euro veranschlagt.
Wenn es so kommt, dann freut es mich.Ralph Neininger, ADFC-Vorsitzender
Das Konzept ist das erste Ergebnis einer Studie, die das Landratsamt Rastatt und die Europäische Gebietskörperschaft Elsass auf Anregung von Rémi Bertrand in Auftrag gegeben haben, dem Präsidenten des Eurodistrikts Pamina.
Laut Landratsamts-Dezernent Mario Mohr stehen im nächsten Schritt bis Jahresende Detailüberprüfungen an. „Wir freuen uns, dass auf Grund der zahlreichen planerischen Restriktionen, wie Rheinschifffahrt, Naturschutz und Grundstücke in Bahnbesitz eine machbare Brückenlösung gefunden werden konnte“, sagt Mohr.
Sollten alle Details geklärt werden können, steht noch die große Frage an, wer auf beiden Seiten des Rheins am Ende wie viel von der Rechnung zahlt. Das Landratsamt gibt dazu noch keine Antwort, sondern verweist darauf, dass es sich erst einmal nur um eine Studie und nicht um eine direkte Vorbereitung für den Bau handle. „Wenn wir bauen möchten, müssen wir die Finanzierung klären“, belässt es Pressesprecher Benjamin Wedewart bei einer allgemeinen Aussage.
Alte Eisenbahnbrücke keine gute Alternative
Aus Sicht von Neininger wäre es in jedem Fall eine lohnenswerte Investition. Mit der ehemaligen Eisenbahnbrücke gibt es an der Stelle zwar bereits heute einen Übergang, den auch Radfahrer und Fußgänger nutzen können. Aber der ADFC-Vorsitzende hält sie wegen der geringen Fahrbahnbreite und den Gleisen im Asphalt nicht geeignet für die breite Masse.
„Auch ich habe immer ein sehr ungutes Gefühl auf der Brücke“, sagt Neiniger. Ins gleiche Horn stößt das Landratsamt. In der Mitteilung heißt es über die alte Eisenbahnbrücke: „Trotz des Lkw-Verbots gefährden aber der starke Verkehr und die Bauweise der Brücke die Sicherheit der Radfahrer auf dieser Strecke.“
Bislang war der ADFC laut Neininger in die Studie nicht einbezogen. In den kommenden Tagen werde es aber einen Termin geben, bei dem der Radfahr-Club die Pläne präsentiert bekommt. Sollte die Brücke tatsächlich realisiert werden, hofft Neininger auf eine vernünftige Anbindung an den geplanten Radschnellweg von Rastatt nach Karlsruhe. Das stellt Wedewart in Aussicht. Bei der Prüfung der verschiedenen Schnellweg-Trassen fließe die Brücken-Studie ein.