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Stadt Rastatt arbeitet an neuen ÖPNV-Konzepten

Mobilität in Rastatt soll sich grundlegend verändern

Bus, Bahn, Fahrrad, Carsharing: Wie man sich in Rastatt in Zukunft fortbewegt, wird sich stark verändern. Was sich konkret ändern soll, muss der Gemeinderat in absehbarer Zeit entscheiden.

zwei Radler auf dem neuen Pop-up-Radweg in Rastatt
Die Hälfte der Straße gehört den Radfahrern: Eine Spur der Bahnhofstraße wandelte die Stadtverwaltung im Sommer im Rahmen des Mobilitätspakt zum Pop-up-Radweg um. Foto: Hans-Jürgen Collet

Baden-Württemberg soll bis 2040 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Landesregierung kürzlich eine neue Strategie vorgestellt, die den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbessern und attraktiver machen soll. Ein zentrales Ziel ist die Verdoppelung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr bis 2030. Das könnte auch Konsequenzen für Busse und Bahnen in Rastatt haben.

„Wir stecken in einem Prozess“, sagt Markus Fraß. Damit bezieht sich der Leiter des Fachbereichs Tiefbau der Stadt Rastatt auf das integrierte Mobilitätskonzept der Kommune, das bis zum Frühjahr 2022 fertiggestellt werden soll. Eine Bestandsanalyse habe durch die Verwaltung bereits stattgefunden.

Diese soll in den kommenden Wochen im Gemeinderat präsentiert werden. Das Gremium entscheidet dann, an welchen Stellschraube gedreht werden soll.

Mobilität in Rastatt: Bürger machen mehr als 1.000 Vorschläge

Es gebe Ideen, die mit großer Wahrscheinlichkeit realisiert würden. Busse sollen in den Hauptverkehrszeiten alle 20 Minuten fahren. Auf dem Wunschzettel steht auch, die Anbindung vom Rastatter Bahnhof zum Industriegebiet zu verbessern. Fraß hält aber fest: „Es sind noch keine konkreten Maßnahmen getroffen worden.“

Das zweite Instrument, mit dem die Stadt Rastatt den ÖPNV verbessern will, ist der Mobilitätspakt, den sie im Frühjahr 2020 gemeinsam mit anderen Partnern wie dem Land und Daimler ins Leben gerufen hat. Nach einem Beteiligungsprozess der Bürger kam es zu mehr als 1.000 Verbesserungsvorschlägen. Laut Fraß wurden diese thematisch sortiert und auf ihre Realisierbarkeit geprüft.

Wir konnten zeigen, dass es auch mit einer Spur funktioniert.
Markus Fraß, Leiter Tiefbauamt

„Es gibt schon Vorschläge aus dem Mobilitätspakt, die konkret umgesetzt wurden“, sagt der Tiefbauamtsleiter. Als Beispiel nennt er die überregionalen Buslinien wie die Verbindung zum Baden-Airpark. Auch der Pop-up-Radweg, der von Juli bis September in der Bahnhofsstraße aufploppte, sei ein Ergebnis des Mobilitätspakts. Befürchtungen, dass es zu Staus kommen könnte, hätten sich nicht erfüllt: „Wir konnten zeigen, dass es verkehrlich auch mit einer Spur funktioniert.“ Dadurch habe die Stadt in der Verkehrsplanung mehr Freiräume erhalten.

Der Bau eines „Regiomove-Ports“ auf dem Bahnhofs-Vorplatz soll im Frühjahr 2022 starten. Vor wenigen Wochen wurde in Baden-Baden bereits der Spatenstich für den ersten Port gesetzt. Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) will in der Region sieben dieser Pavillons errichten. „Die Leute sollen sich nach Verlassen des Bahnhofs sofort zurechtfinden“, sagt Fraß. Das Ziel ist die Vernetzung von verschiedenen Verkehrsangeboten.

Bahn, Carsharing, Bus & Co. sollen am Regiomove-Port gebündelt werden

Mit dem Konzept sollen die Angebote, die bereits jetzt über die Regiomove-App verknüpft sind, auch physisch an einer Station gebündelt werden. Das Angebot umfasst Bahn, Bus, Leihfahrrad, Carsharing und eine digitale Fahrgastinfo. Am Port können Interessenten diese Verkehrsmittel kombinieren, um möglichst schnell und einfach an den Zielort zu kommen.

Die Vorgehensweise der Politik finden wir super.
Sarah Fricke, KVV-Sprecherin

„Die Ziele der Landesregierung sind ambitioniert, keine Frage“, sagt Fraß. Die Tarifstruktur der Verkehrsverbände müsse attraktiver gestaltet werden. Auch eine Takterhöhung sei notwendig. Dennoch warnt er: „Jedes neue Fahrzeug verursacht Kosten, die sich durch die Einnahmen nicht immer decken lassen.“

Mit der Situation in Rastatt ist der Tiefbauamtsleiter zufrieden: „Mit beiden Instrumenten ist die Stadt auf einem guten Weg.“ Abstimmungsprobleme beim Mobilitätspakt gebe es nicht. Zudem sei es durch Arbeitsgruppen möglich, Ideen und Erfahrungen auszutauschen.

KVV wartet weitere Entwicklung des regionalen ÖPNV ab

Laut KVV-Pressesprecher Nicolas Lutterbach muss noch abgewartet werden, wie sich der regionale ÖPNV in den kommenden Jahren entwickelt. Obwohl das politische Ziel im Land nun steht, hänge trotzdem noch vieles vom Bund und den Kommunen ab. Der KVV sehe sich als Dienstleister, der die Vorgaben der politischen Entscheidungsträger umsetzt: „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt Lutterbach.

Seine Kollegin Sarah Fricke stellt fest: „Die Vorgehensweise der Politik finden wir super.“ Der Verkehrsverbund müsse aber prüfen, was mit den finanziellen Mitteln möglich und realisierbar ist. Auch Fricke verweist darauf, dass der KVV nur ein Auftragnehmer ist: „Das Land sagt voraus, was es gerne hätte.“

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