Ein Wunschbaum ziert die Ecke neben seinem Schreibtisch im Chefzimmer des Rathauses. Kinder aus der Kernzeitbetreuung haben ihn mit allerlei kleinen Grußbotschaften und guten Wünschen verziert, die allesamt ihm gelten: Johannes Kopp (SPD), seit Anfang September Bürgermeister in Muggensturm.
„Es ist wohl nicht selbstverständlich, so einen Baum zu bekommen“, sagt Kopp. Seine Freude über dieses vorweihnachtliche Präsent ist nicht zu übersehen.
Nach den ersten 100 Tagen im Amt stellt er denn auch heraus, mit welcher Offenheit und Sympathie er in der Gemeinde aufgenommen worden sei – gleichermaßen im Rathaus bei seinen Mitarbeitern, wie bei den Bürgern und im Gemeinderat: „Es ist ein sehr kollegiales Miteinander.“
Ich habe bei meinem Amtsantritt 75 Prozent der Mitarbeiter noch gekannt.Johannes Kopp, Bürgermeister
Klar, natürlich profitiert er von seiner Vita. Schließlich arbeitete Kopp schon früher zehn Jahre im Muggensturmer Rathaus, wo er seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolvierte, und im Bürgerbüro, Haupt-, Ordnungs- und Standesamt tätig war. „Deshalb habe ich bei meinem Amtsantritt 75 Prozent der Mitarbeiter noch gekannt“, sagt er.
Schon im Januar soll der Haushalt für Muggensturm eingebracht werden
Auch bei längerem Nachdenken fällt ihm nichts ein, was bislang hätte besser laufen können: „Tatsächlich war der Start eigentlich optimal.“ Um dies zu unterstreichen, nennt Kopp das Ziel, nach der Vorberatung im Finanzausschuss bereits im Januar den Haushalt für das kommende Jahr einzubringen: „Das will ich zeitnah schaffen.“
Dabei verweist er auf die fast schon traditionell gute Haushaltssituation in Muggensturm – und nennt die „Leuchtturmprojekte“, wie den weiteren Bauabschnitt bei der Wolf-Eberstein-Halle, das Baugebiet Falkenäcker/Stangenäckerle und die fortschreitende Erneuerung des Bahnhofsumfeldes.
Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Kindergartens Faisen Nord II, ebenfalls ein Großprojekt in Muggensturm, plane er in der kommenden Woche eine Besichtigung der Baustelle mit dem Elternbeirat, „denn es ist mir wichtig, bei solch bedeutenden Vorhaben die Leute mitzunehmen“. Die Eröffnung des Kindergartens ist im nächsten Kindergartenjahr geplant: „Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wir liegen gut im Zeit- und Kostenplan.“
Dass ihm die enge Verbindung zu den Muggensturmer Vereinen viel bedeutet, betont er ebenfalls. Einen ersten Austausch mit den Vereinsvorsitzenden gab es im November und auch mit den Beteiligten des Volksfestausschusses habe er gesprochen.
Ein Ergebnis daraus: Vom 14. bis 17. Juli kommenden Jahres soll das traditionsreiche Volksfest auf dem Festplatz noch in ähnlicher Form ablaufen wie in diesem Jahr – möglicherweise aber mit einem etwas verkleinerten Festzelt.
Noch keine Entscheidung sei indessen gefallen, ob dieses Festereignis auf längere Sicht an dem bisherigen Standort beibehalten werden soll: „Da gibt es noch keinen festen Plan“, sagt Kopp.
Johannes Kopp will für Muggensturm einen Klimaschutzbeauftragten einstellen
Bei einem anderen heiß diskutierten Thema hegt der neue Muggensturmer Rathauschef Hoffnung. Sie basiere auf seinem Besuch im Stuttgarter Verkehrsministerium, bei dem die Muggensturmer Bedenken im Zusammenhang mit dem geplanten Wegfall der Kreisstraße 3728 bekundet wurden, wenn der Autobahnanschluss Rastatt-Nord umgebaut wird.
Beim Antrittsbesuch im Regierungspräsidium sei allerdings keine Hoffnung auf eine Änderung der aktuellen Pläne zum Autobahnanschluss aufgekeimt, bedauert Kopp.
Fest vorgenommen hat er sich demnächst ein Gespräch mit den Gegnern der Windkraftpläne in Muggensturm. Zugleich kündigt er die Einstellung eines Klimaschutzbeauftragten in der Gemeinde an, der baldmöglichst seine Arbeit aufnehmen soll.
Wir sind noch auf der Suche nach einer passenden Wohnung.Johannes Kopp, Bürgermeister
Vom Geschäftsführer des Verwaltungs- und Serviceamtes im evangelischen Kirchenbezirk Baden-Baden und Rastatt hin zum Bürgermeister von Muggensturm – wie schwer ist ihm da eigentlich die Umstellung gefallen? Kopp nennt vor allem die direkte Verantwortung bei der täglichen Arbeit: „Hier aktiv mitzugestalten, das macht die Aufgabe so interessant, wobei ich mich immer als bodenständigen Ansprechpartner auf Augenhöhe sehe.“
Feste Bürgersprechstunden will er deshalb eigentlich gar nicht anbieten. „Nach einem Anruf im Sekretariat erhält jeder einen Termin bei mir“, unterstreicht Kopp – und weiß, dass die Bürger meist insbesondere über örtliche Verkehrsangelegenheiten mit ihm sprechen wollen. Noch wohnt er in Bietigheim, ist aber fest entschlossen, baldmöglichst nach Muggensturm zu ziehen: „Wir sind noch auf der Suche nach einer passenden Wohnung.“
Gleichwohl – die Verbindung nach Bietigheim, wo sein Vater Ernst Kopp 24 Jahre lang Bürgermeister war, wird auch dann nicht abreißen, wenn er seinen Wohnort gewechselt hat: „Ich bleibe dort weiter im Schützenverein und nehme auch an den Rundenwettkämpfen teil.“ Der Bietigheimer Männerkochclub Weiß-Gold darf ebenfalls weiter auf Kopps Mitgliedschaft bauen – auch wenn er dort aus Zeitgründen nicht bei jedem Treffen dabei sein kann.