Auch in Muggensturm lebten Opfer des Nationalsozialismus. Die Gemeinde will ihnen gedenken. Die konkrete Form ist noch offen. Sogenannte Stolpersteine, wie sie es in vielen anderen Kommunen gibt, hält Bürgermeister Dietmar Späth (FW) zumindest aktuell aber nicht für die optimale Lösung.
Der Gemeinderat befasste sich in seiner vergangenen Sitzung mit dem Thema. Ein Bürger hatte angeregt, auch in Muggensturm Stolpersteine zu installieren. Die Aktion des deutschen Künstlers Gunter Demnig existiert seit 1992.
Die teilnehmenden Gemeinden verlegen kleine Gedenktafeln vor den Wohnhäusern von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Gemeinde Muggensturm will der NS-Opfer gedenken – wie, ist noch unklar
In Muggensturm käme dafür das Anwesen Schafhofstraße 1 in Betracht, in dem das Ehepaar Heimann vor seiner Deportation wohnte. Der Mann überlebte den Holocaust nicht. Späth bezweifelte allerdings, dass die Installation eines einzelnen Stolpersteins dem Thema angemessen sei. Die Verwaltung unterbreitete dem Gemeinderat stattdessen einen Alternativvorschlag.
Das kann man sehr würdig gestalten.Dietmar Späth, Bürgermeister
Auf dem Platz der ehemaligen Synagoge an der Ecke Hauptstraße/Wilhelmstraße solle ein Objekt errichtet werden, auf dem die Namen der NS-Opfer verzeichnet werden. „Das kann man sehr würdig gestalten“, sagte Späth. Auch eine Gedenktafel sei möglich.
Vorschläge könne der Kreativ-Kreis der Gemeinde ausarbeiten. Dieser hatte sich bereits 2019 gemeinsam mit einer Konfirmandengruppe der evangelischen Kirchengemeinde mit dem Thema befasst und ein Mahnmal erstellt. Dieses solle ebenfalls auf dem Areal platziert werden.
Arbeitskreis soll sich mit Historie von NS-Opfern in Muggensturm befassen
Der Verwaltungsvorschlag beinhaltete auch explizit die Aussage, dass die Gemeinde nicht am Projekt Stolpersteine teilnehme. Dem wollte der Gemeinderat allerdings nicht folgen. Winfriede Fuchs (SPD) schlug vor, einen Arbeitskreis ins Leben zu rufen, der das Thema intensiv beleuchten solle.
Es seien auch Geschichten von Familien in Muggensturm bekannt, die aus Angst vor dem Nazi-Regime vor Ausbruch des Zeiten Weltkriegs auswanderten. Wenn sich herausstelle, dass es mehr Opfer gegeben habe, seien die Stolpersteine eventuell doch eine Option: „Dann könnten wir das machen.“
Auch Birgitta Haller-Müller (CDU) plädierte dafür, die Stolpersteine nicht abzulehnen. Diese fänden sich in ganz Europa und seien deshalb auch Menschen anderer Nationalitäten bekannt. Ein zusätzliches Mahnmal am Ort der ehemaligen Synagoge sei sinnvoll: „Wir sollten beides machen.“ Tanja Söltner (MBV) befürwortete ebenfalls, auch den einzelnen Stein zu verlegen.
Bürgermeister Späth ließ kurzerhand die Ablehnung der Stolperstein-Aktion aus dem Beschlussvorschlag streichen und griff den Vorschlag von Fuchs auf. So bleiben für die Zukunft alle Optionen offen. Einstimmig beschloss der Gemeinderat aber schon einmal, den Opfern mit einer Installation am Platz der ehemaligen Synagogen zu gedenken.