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Standort für Anlagen?

Windkraft stößt in Muggensturm auf großes Interesse

Alle 400 Sitzplätze waren belegt bei der Informationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema Windkraft in Muggensturm. Aus Zeitgründen konnte nur ein kleiner Teil der Fragen aus dem Publikum beantwortet werden.

Leute in der Wolf-Eberstein-Halle in Muggensturm
Voll besetzt waren die Sitzgelegenheiten bei der Informationsveranstaltung der Gemeinde über die Pläne, künftig Windräder in Muggensturm zu errichten. Foto: Stefan Maue

Wird Muggensturm künftig ein Standort für Windkraftanlagen? Wie spannend die Antwort auf diese Frage ist, zeigte das enorme Interesse an der Informationsveranstaltung zu diesem Thema in der Wolf-Eberstein-Halle.

Sämtliche 400 Sitzplätze waren belegt und schon vorab ging bei der Gemeindeverwaltung eine Fülle von Fragen ein, von denen in der Halle bei strikten Zeitvorgaben nur ein kleiner Teil beantwortet werden konnte.

„Eine sachlich und auf Augenhöhe geführte Diskussion“ – dies hatte sich Bürgermeister Johannes Kopp (SPD) gewünscht. Moderator Anton Jany appellierte seinerseits an die Fairness des Publikums.

Souveräne Diskussionsleitung bei Windkraft-Veranstaltung in Muggensturm

Auch dank seiner souveränen Diskussionsleitung wurde er nicht enttäuscht. Fabienne Körner, Geschäftsführerin der Energieagentur Mittelbaden, vermittelte Grundlagen und Hintergründe zu Klimaschutz und Energiewende. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien fördert langfristig einen günstigeren Strompreis“, meinte sie.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien fördert langfristig einen günstigeren Strompreis.
Fabienne Körner, Energieagentur Mittelbaden

Zwei Prozent der Landfläche solle bis Ende 2032 für Windkraftenergie ausgewiesen werden, wobei die Regionalverbände die Standortplanung übernehmen. Körner verwies nicht zuletzt auf die Vorgaben für Natur- und Artenschutz.

94 für Windkraft geeignete Flächen seien für den Landkreis Rastatt ermittelt worden, 408 Flächen bedingt geeignet. Die Potenziale der Region müssten erfasst und aktiviert werden: „Wenn wir in der Region nicht abgehängt werden wollen, dürfen wir uns dem Thema Windkraft nicht versperren“, sagte sie.

Daniel Fenchel, Projektleiter der EnBW, bekräftigte, dass nach der vorgenommenen Potentialanalyse vier Windkraftanlagen auf Muggensturmer Gemarkung, zwei in Kuppenheim und eine in Bischweier möglich seien. Eine Windenergieanlage produziere etwa 14 Gigawattstunden Strom pro Jahr – ausreichend für rund 4.500 Haushalte. Dies entspreche einer Einsparung von etwa 7.500 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Befürchtungen, dass der von Windrädern erzeugte Infraschall gesundheitsschädlich sein könnten, wies Fenchel zurück: „Dafür gibt es keine überzeugende wissenschaftliche Argumentation.“ Und: Windräder seien auch nicht hauptverantwortlich für Todesfälle beim Rotmilan: „Vorrangig sind es Giftköder, Windräder stehen erst an siebter Stelle der Todesursachen.“

Jedes Windrad benötigt ein Reservekraftwerk.
Alexander Solmos, Interessengemeinschaft

Alexander Solmos von der Interessengemeinschaft „Windradfreies Muggensturm“ zweifelte vehement die Effektivität und Nachhaltigkeit der Windkraftanlagen in Muggensturm an: „Im Norden und in Dänemark macht das Sinn.“ Zudem benötige jedes Windrad ein Reservekraftwerk, „das mit Gas gefüttert werden muss.“ Es sei sinnlos, die Landschaft retten zu wollen, die man durch Windräder zerstört habe.

Michael Krug von der Bürgerinitiative „Gegenwind“ rückte vor allem die gesundheitlichen Bedenken in den Mittelpunkt. Zugleich monierte er die tiefe Pfahlgründung und unsichtbaren Fundamente, die für den Bau der Windräder erforderlich seien. Auch sieht er Gefahren durch Feuer und herabstürzende Eisbrocken. Dass die Tier- und Pflanzenweltwelt unter den Windrädern leiden könnten, bekräftigte Krug ebenfalls. Zudem klagten Menschen, die in der Nähe von Windrädern wohnen, etwa über Kopfschmerzen, Schwindel und Tinnitus.

Nennenswerte Schadensfälle sind uns nicht bekannt.
Daniel Fenchel, EnBW-Projektleiter

In der Fragerunde sprach Fenchel im Blick auf die Bürgerbeteiligung von der Möglichkeit, eine GmbH zu gründen und Gesellschafter des Windparks zu werden.

Wolfgang Huber, Vorsitzender der Nturschutzbund-Ortsgruppe Rastatt und Murgtal, kündigte die Bereitschaft an, zu klagen, wenn der Schutz bedrohter Arten nicht gewährleistet sei. Mehrere Fragesteller befassten sich mit den Gefahren durch Eisabwurf. „Nennenswerte Schadensfälle sind uns hier aber nicht bekannt“, erklärte Fenchel.

Sorgen vor herabfallenden Eisbrocken

Bei einer Vereisung laufe das System auch gar nicht an. Eine ins Gespräch gebrachte Flügelheizung sei eher etwas für kältere Regionen, für Muggensturm aber wohl nicht nötig, meinte der EnBW-Projektleiter.

Die Lebensdauer eines Windrades bezifferte Fenchel auf rund 25 Jahre. Über die Zahl der Bäume, die für das Projekt gerodet werden müssen, vermochte er noch keine genauen Angaben zu machen. Aber: „Wir versuchen, möglichst viele Obstbäume zu schonen und müssen für Ausgleichsmaßnahmen sorgen.“ Von einer hohen Gefährdung des Grundwassers durch die tiefen Fundamente sei nicht auszugehen, betonte Fenchel.

Bürgermeister Kopp plant Bürgerfahrt

Bürgermeister Kopp versicherte, dass eine Entscheidung über die Windräder erst fallen wird, „wenn alle Daten, Zahlen und Fakten zusammengeführt sind“. Ihm sei es besonders wichtig, dass in der Debatte keine Gräben zwischen den Bewohnern im Dorf entstehen. Genehmigungsbehörde sei das Landratsamt. Der Gemeinderat entscheide, ob gemeindeeigene Grundstücke zur Verfügung gestellt werden.

Kopp denkt zudem daran, eine Bürgerfahrt beispielsweise in den Windpark nach Hatzenbühl zu veranstalten, um sich vor Ort einen Eindruck von einem realen Windpark zu verschaffen. „Wir wollen auf jeden Fall bei der Planung weiter alle Bürger mitnehmen, denn Transparenz ist uns ganz wichtig“, so Kopp.

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