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Historischer Verein

Nach der Flutung: Bastion 27 in Rastatt wieder zugänglich – Fokus auf Entwicklung der Zivilgesellschaft

Nach zwei Jahren Zwangspause: Der Historische Verein Rastatt will einen stärkeren Akzent auf die Entwicklung der Zivilgesellschaft legen.

Historischer Schatz unter einem Wohngebäude: Die Vereinsvorsitzende Irmgard Stamm erläutert Details zur Bastion 27.
Historischer Schatz unter einem Wohngebäude: Die Vereinsvorsitzende Irmgard Stamm erläutert Details zur Bastion 27. Foto: Vonovia

Für den Historischen Verein Rastatt läuft es momentan ziemlich gut: Gerade durfte sich der 1982 gegründete Verein geadelt fühlen, weil er vom „Bund Freiheit statt Baden-Württemberg“ zum Badener des Jahres gekürt wurde. In den Startlöchern steht man für das 175-Jahr-Jubiläum der Badischen Revolution.

Und schließlich kann er eine der von ihm gepflegten historischen Schätze nach zweijähriger Zwangspause wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Der Westwallbunker am südlichen Stadteingang sticht hervor

Mit großem Engagement nimmt sich der Verein mit seinen rund 180 Mitgliedern des geschichtlichen Erbes der ehemaligen Festung an. Erhalt, Forschung und Dokumentation hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Für die Öffentlichkeit macht der Historische Verein die baulichen Hinterlassenschaften aus jener Zeit erfahrbar.

Vier Monumente haben die Kulturpfleger unter ihren Fittichen: Der Westwallbunker am südlichen Stadteingang in der Kehler Straße sticht insofern hervor, als er nicht im Zusammenhang mit der ehemaligen Bundesfestung steht. Dies gilt jedoch für die Kasematten am Südring, das Cavalier 1 in der Militärstraße sowie die Bastion 27 beim Hilberthof.

Letztere ist nun nach zweijähriger Zwangspause wieder zugänglich. Groß war 2021 die Ernüchterung, als dieser Teil der unterirdischen Kasematten geflutet worden war.

Flutung durch zwei Rohrbrüche

Nach Erkenntnissen der Vorsitzenden Irmgard Stamm entstand das Malheur gleich durch zwei Rohrbrüche: zum einen bei Kanalarbeiten, zum andern in dem Wohnkomplex über dem Festungswerk. Entsprechend „anrüchig“ sei die unterirdische „Sauerei“ gewesen.

Mittlerweile ist selbige bereinigt. Mit der offiziellen Wiedereröffnung wolle man sich allerdings noch etwas gedulden. Laut Stamm wolle man den Neustart der Führungen mit einem kleinen Festakt zum 20-jährigen Bestehen des Nutzungsvertrags feiern.

Seit 2003 kümmert sich der Historische Verein um die Bastion 27. Eigentümerin ist die Wohnbaugesellschaft Vonovia, die in Rastatt mehr als 600 Wohnungen besitzt. Mit dem Konzern hat der Verein einen Nutzungsvertrag abgeschlossen.

Jedes Jahr leiste das Unternehmen einen kleinen finanziellen Beitrag für die Arbeit der Ehrenamtlichen, erzählt Stamm. Vor einigen Tagen flossen erneut 1.000 Euro an den Historischen Verein, der das Geld unter anderem für Besucherbänke, Reparaturen, historische Kleidung und eine Lautsprecheranlage verwenden will.

Akzent auf die zivile Stadtgeschichte legen

Irmgard Stamm steht dem Verein seit Juli vergangenen Jahres vor. Sie freut sich, dass das Interesse nicht nachlasse. Die Mitgliederzahl steige sogar – auch dank junger Menschen. Der promovierten Kulturhistorikerin ist daran gelegen, den bisherigen Schwerpunkt zu verlagern, „ohne das Revolutionsgeschehen zu vernachlässigen“.

Stamm will statt militärischer Aspekte einen stärkeren Akzent auf die zivile Stadtgeschichte legen – und dabei vermehrt Bereiche wie Handwerk, Geschäftsleute oder Familien in den Blick nehmen.

Klar ist, dass unabhängig von der inhaltlichen Ausrichtung die Jahre 2023/24 geprägt sein werden von der Erinnerung an die Badische Revolution 1848/49. Ende Juli ist eine szenische Darstellung in der Innenstadt geplant. Hintergrund ist laut Stamm der Besuch von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben im Jahr 1843 in Rastatt.

Der Autor der deutschen Nationalhymne steht für den Kampf gegen die fürstliche Kleinstaaterei und für die Einigung eines liberalen Deutschlands. Ihm wird auch ein Rastatt-Gedicht zugeschrieben.

Am 9. November plant Stamm außerdem eine Gedenkstunde zu Robert Blum. Der Politiker und Revolutionär war am 9. November 1848 nach der Niederschlagung des Aufstands bei Wien hingerichtet worden. Daraufhin ging ein Sturm der Entrüstung durch Deutschland. Dessen Ausläufer erreichten auch Rastatt.

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