Der 50-jährige Beschuldigte, der über mehr als drei Jahre hinweg drei- bis sechsjährige Jungen und Mädchen im katholischen Kindergarten St. Michael in Rastatt-Wintersdorf schwer missbraucht haben soll, war nach BNN-Informationen noch in mindestens drei weiteren Betreuungseinrichtungen in Mittelbaden als Erzieher tätig. „2016 hat er befristet in der städtischen Kita Rheinau-Nord gearbeitet“, bestätigte am Montag der Erste Beigeordnete der Stadt Rastatt, Bürgermeister Arne Pfirrmann, bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch im Rathaus.
„Aufgrund unverschuldeter Ausfallzeiten war seine tatsächliche Präsenz in dieser Einrichtung aber nur sehr gering.“ Es gebe keinerlei Hinweise, Anzeichen oder Rückmeldungen von Erzieherinnen oder Eltern, dass dort etwas Ähnliches geschehen sein könnte wie in Wintersdorf, betonte Pfirrmann, der am 23. September alle Eltern, deren Kinder in der 25-köpfigen Gruppe des Beschuldigten waren, zu einem Infoabend mit dem Verein Feuervogel einlädt.
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle ständen dort als Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema zur Verfügung. Schließlich sei es nicht mehr als verständlich, dass viele Eltern angesichts der aktuellen Situation verunsichert seien. Laut Pfirrmann steht die Stadt im Hinblick auf die Missbrauchsfälle in Wintersdorf (zwischen Januar 2017 und Juli 2020) derzeit auch in direktem Austausch mit den Schulleitungen der Grundschule in Ottersdorf und der ausgelagerten Hans-Thoma-Schule in Wintersdorf.
In den städtischen Einrichtungen gibt es ein spezielles Kinderschutzkonzept
Die Leiterin der Kita Rheinau-Nord, Krista Kessler, wies darauf hin, dass es für alle vier städtischen Einrichtungen ein spezielles Kinderschutzkonzept gebe, in dem die präventive Arbeit, die Zusammenarbeit mit den Eltern und die Schulung der Erzieher eine große Rolle spiele. Die Kinder lernten in den Einrichtungen, dass sie ihre Gefühle frei äußern dürfen und würden dadurch gestärkt. Das Personal werde darauf geschult, genau hinzuschauen und hinzuhören. Die momentane Situation zeige, wie wichtig Prävention und eine Sensibilisierung für mögliche Gefahren ist.
Kessler wies darauf hin, dass es in der Kita Rheinau-Nord ein „offenes Konzept“ gebe. Dieses mache es potenziellen Tätern aus den eigenen Reihen sehr schwer, Lücken und Nischen zu finden, um sich mit den Kindern zurückzuziehen. Joachim Hils, Fachbereichsleiter Jugend, Familie und Senioren, erklärte, dass bei Neubauten viel Wert auf transparente und gut einsehbare Räume gelegt wurde. Die Altbauten würden sukzessive verbessert.
Wie die BNN berichteten, bestreitet der mutmaßliche Täter die Vorwürfe. Zur Last gelegt werden ihm mindestens elf Taten, die laut Staatsanwaltschaft womöglich nur die Spitze des Eisbergs sein könnten.