Eine Präsenzsitzung des Rauentaler Ortschaftsrates hat am Mittwochabend rund 60 Bürger in die Oberwaldhalle gelockt. Und das, obwohl nur ein Punkt auf der Tagesordnung stand. Nämlich das geplante Neubaugebiet Vogelsand am südlichen Rand des Rastatter Ortsteils. Die Sitzung war laut Ortsvorsteher Thorsten Ackermann (CDU) einberufen worden, um den in nichtöffentlicher Sitzung am 7. Juli gefassten Beschluss zu wiederholen und der Bürgerschaft Einblick in die Planung zu gewähren.
Wiederholt werden musste die Sitzung wegen eines Formfehlers. Der Ortschaftsrat hätte, wie sich herausgestellt hatte, öffentlich beraten und beschließen müssen.
Den Stein ins Rollen brachte seinerzeit der Anwohner Jürgen Hettel, der schon in der Bürgerfragestunde des Gemeinderates Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Beschlüsse geäußert hatte.
Bebauungsplanentwurf soll im Herbst gebilligt werden
Der endgültige Bebauungsplanentwurf soll im Herbst gebilligt werden. Eine Bürgerfragestunde war am Mittwoch nicht vorgesehen. Arno Linder, Geschäftsführer der Gesellschaft für kommunale Baulanderschließung (GkB), stellte erneut das überarbeitete Konzept vor. Dieses hatte der Gemeinderat schon Mitte Juli abgesegnet. Es sieht 40 Einfamilienhäuser, acht Doppelhaushälften und vier Mehrfamilienhäuser vor. Davon 37 mit begrüntem Flachdach.
Im Anschluss an die Ausführungen des Erschließungsträgers fasste der Ortschaftsrat bei einer Gegenstimme von Karin Schulz (SPD) die planungsrechtlichen Beschlüsse. Bis auf einen. Denn eigentlich hätte auch die überarbeitete Planung gebilligt werden sollen. Doch dieser Punkt stand nicht zur Abstimmung. Der Ortsvorsteher hatte ihn von der Tagesordnung genommen.
Dem Wunsch der Anwohner wird Rechnung getragen.Thorsten Ackermann, Ortsvorsteher
Grund: „Wir befinden uns jetzt schon in einem weiteren Entwicklungsschritt. Der im Juli verabschiedete Gestaltungsentwurf wird gerade überarbeitet. Die Gremien werden sich demnächst mit einer geänderten Variante auseinandersetzen“, erklärte Ackermann. Zum einen seien die Anregungen aus der Gemeinderatssitzung eingearbeitet worden. „Zum anderen nehmen wir die Bedenken und Anregungen der Anwohner ernst“, betonte der Ortsvorsteher. „Ihrem Wunsch wird Rechnung getragen.“
Möglich wäre demnach entweder die Erschließung der Mehrfamilienhäuser direkt über das Baugebiet oder die Verkehrsberuhigung der Straße Am Vogelsand. So ließen sich laut Ackermann ein sicherer Weg der Grundschulkinder zu den Sportstätten gewährleisten und die Befürchtungen der Anwohner entkräften, dass die Straße Am Vogelsand zur Hauptverkehrsstrecke werde.
Die Häuser sollen über das Baugebiet erschlossen werden.Jürgen Hettel, Anwohner
Diese Befürchtung war es, die Karin Schulz (SPD) veranlasste, mit „Nein“ zu stimmen, wie sie im Anschluss an die Sitzung verriet. Sie lehnt eine Planung mit einer Zufahrt über die Straße Am Vogelsand ab. „Der Durchgangsverkehr läuft über die Hauptstraße. Über sie muss auch die Zufahrt zum Neubaugebiet erfolgen.“ Genauso sieht das auch der Anwohner Jürgen Hettel, der am Rande der Sitzung vor allem die erwartete Verkehrsbelastung in dem bislang wenig frequentierten Gebiet ins Feld führt.
Das Hauptproblem sieht der Pensionär in den Mehrfamilienhäusern. Die sind nämlich entgegen den ersten Plänen von 2019 von der Neubaugebietsmitte an den Rand gerückt. „Ich will das Neubaugebiet nicht verhindern“, sagt er. „Ich möchte nur, dass die Häuser ausschließlich über das Baugebiet erschlossen werden.“ Daher habe er als „Sprachrohr der Anwohner“ 62 Unterschriften gesammelt.
Mehrgeschossige Wohnbauten als „Lärmschutzwall“
Ortsvorsteher Ackermann verteidigte die Verlagerung der mehrgeschossigen Wohnbauten von der K3715 zur Straße Am Vogelsand. So könne unter anderem seniorengerechtes Wohnen in einem verkehrsberuhigten Bereich ermöglicht werden. Laut Arno Linder sollen diese Gebäude in erster Linie als Lärmschutzwall dienen.
Jürgen Hettel verriet derweil im BNN-Gespräch, dass er im künftigen Neubaugebiet selbst ein Grundstück gekauft habe. „Als Eigentümer muss ich den Plänen zustimmen, andernfalls müsste die Stadt mich enteignen. Daher plant man jetzt um.“ Die Zeit drängt. Denn bis Ende des Jahres muss alles unter Dach und Fach sein. Sonst droht das Vorhaben zu scheitern.