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Zweiter Kandidat

OB-Wahl in Rastatt: Thomas Hentschel will vom Landtag ins Rathaus wechseln

Als Grünen-Landtagsabgeordneter kann Thomas Hentschel schon viel mitentscheiden. Aber das reicht dem 58-Jährigen nicht. Jetzt will er Oberbürgermeister von Rastatt werden.

Thomas Hentschel steht am Schloss in Rastatt.
Sieht in Rastatt viel Potenzial: Thomas Hentschel tritt bei der Oberbürgermeisterwahl am 24. September an. Derzeit sitzt er für die Grünen im Landtag. Foto: Hans-Jürgen Collet

Als Thomas Hentschel das erste Mal nach Rastatt kam, dachte er: „Mensch, das ist meine Stadt.“ So zumindest erzählt er es 25 Jahre später in einem Hotel-Frühstücksraum direkt gegenüber dem Schloss. Das barocke Flair, die Mischung aus Industrie und Natur berge viel Potenzial. Einen Teil des Potenzials sieht der 58-Jährige ungenutzt. Das will er ändern: als künftiger Oberbürgermeister.

Am Freitag gab Hentschel seine Kandidatur für die Wahl am 24. September bekannt. Nach der CDU-Fraktionsvorsitzenden Brigitta Lenhard ist er der zweite Anwärter auf die Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers Hans Jürgen Pütsch (CDU).

Thomas Hentschel sitzt seit 2016 im Landtag

Polit-Profi ist Hentschel schon seit August 2016, wenn auch auf anderer Ebene. Damals rückte er für Kirsten Lehnig in den Landtag nach, die für die Grünen bei der Wahl im März das Direktmandat im Wahlkreis Rastatt gewonnen hatte. 2021 zog Hentschel erneut in den Landtag ein.

Am Wechsel von der Abgeordneten- in die OB-Rolle reizt ihn die Verantwortung: „Man kann als Oberbürgermeister viel mehr gestalten.“ Rastatt biete eine außergewöhnliche Vielfalt. Diese kommt aus seiner Sicht nicht stark genug zum Ausdruck.

Dem Stadtkern fehle es zum Beispiel am Leben. „Ich würde den Marktplatz durchgängiger machen und aktiver gestalten“, nennt er eine konkrete Aufgabe. Das Thema Mobilität sei eine weitere Baustelle: „Wie schaffen wir es, Mobilität so zu gestalten, dass sich alle sicher bewegen können?“ Die Herausforderungen der Zukunft seien enorm. Als Stichpunkte nennt Hentschel Klimawandel und Wärmeversorgung.

Mit offener Kritik an Amtsinhaber Pütsch hält sich Hentschel zurück. Er sagt: „Die Stadt hat immer gut funktioniert.“ Es sei aber zu viel verwaltet und weniger gestaltet worden. Es bedürfe als OB einer Figur, die nach außen „intensiv und lebendig“ wahrgenommen werde. Er sehe sich in dieser Rolle: „Ich will es anpacken.“

Als Landtagsabgeordneter habe er viel Erfahrung im Umgang mit Verwaltungen gemacht: „Das ist ein Pfund, das einen hohen Wert hat.“ Als Jurist bringe er Fachwissen mit, in seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt habe er Führungserfahrung gesammelt. 2001 hatte Hentschel eine Anwaltskanzlei in Rastatt gegründet. Seit 2009 wohnt er mit seiner Familie in Gernsbach. Dort sitzt er seit 2014 auch im Gemeinderat.

Den Wahlkampf will Hentschel mit Hilfe eines Unterstützerteams bewältigen. Als Wahlkampfmanager stellte er am Freitag Thomas Richers vor. Der Inhaber einer Rastatter Werbeagentur engagierte sich in der Vergangenheit unter anderem als Vorsitzender des Gewerbevereins RA3.

Richtig in den Wahlkampf einsteigen möchte Hentschel erst Ende Juni. Wie er verrät, hätte er mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur gerne bis nach dem Bürgerentscheid zum Zentralklinikum am 7. Mai gewartet. Aber ihm sei es ähnlich gegangen wie Konkurrentin Lenhard, die ihre Kandidatur ebenfalls in dieser Woche erklärt hatte. Die Sorge, dass seine Absichten vorher durchsickern könnten, hätten ihn zur frühen Bekanntgabe bewegt.

Hentschel sucht Spender für seinen Wahlkampf

Jetzt braucht er einen langen Atem. Und ein ordentliches Wahlkampfbudget. Einen Teil der Kosten will Hentschel aus Rücklagen bestreiten. Die Grünen böten für solche Fälle auch Partei-Kredite an. Er suche aber auch persönliche Unterstützer: „Ich werde versuchen, Spender zu bekommen.“

Ob er politische Unterstützung aus den Reihen des Gemeinderats hat, lässt Hentschel offen. Er deutet an, dass es vor der offiziellen Bekanntgabe seiner Kandidatur noch keine intensiveren Gespräche gegeben habe. Gleichwohl habe er seine Fühler ausgestreckt. Er wolle es aber den Fraktionen überlassen, etwaige Unterstützungsbotschaften öffentlich zu machen. Über einen Schulterschluss mit der Grünen-Fraktion würde er sich „natürlich freuen“.

Ich nehme diesen Wahlkampf sehr ernst.
Thomas Hentschel, OB-Kandidat

Im Fall eines Siegs könnte seine Amtszeit trotz seiner 58 Jahre auch länger dauern als eine Amtsperiode. Den Weg dafür hat er als Landtagsabgeordneter gerade erst selbst mit frei gemacht. Am Mittwoch beschloss der Landtag eine Wahlrechtsreform, die am 1. August in Kraft tritt. Einer ihrer Kernpunkte: Die Höchstaltersgrenze bei (Ober-)Bürgermeisterwahlen von 67 Jahren fällt weg. Bürgermeister müssen außerdem nicht mehr mit 73 Jahren in den Ruhestand gehen.

In Zukunft will Hentschel aber nicht mehr im Landtag, sondern im Rathaus entscheiden. Er sagt: „Ich nehme diesen Wahlkampf sehr ernst.“

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